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Hinako Shibuno: Die Rookie-Saison der Major-Siegerin


3. November 2022 , Thomas Fischbacher


Das Lächeln bewahrt: Hinako Shibuno
Das Lächeln bewahrt: Hinako Shibuno | © Yoshimasa Nakano/Getty Images

Hinako Shibuno eroberte bei der Womens Open 2019 die Herzen der Golfwelt, verzichtete in der Folge aber zunächst auf eine LPGA-Karriere. Nun will die 23-Jährige so richtig durchstarten.

Eines hat sich bei Hinako Shibuno nicht verändert. Ihr stets präsentes und gleichermaßen ansteckendes Lachen. Der Grund, weshalb viele sie auch die “Smiling Cinderella” nennen. Shibuno hatte vor gut drei Jahren für Furore gesorgt. Bei ihrem allerersten Auftritt außerhalb ihrer Heimat Japans triumphierte sie bei der Womens Open in Woburn. Dabei war sie damals zunächst überrascht, dass sie in der englischen Traditionsadresse keinen Linksplatz vorfand, sondern ihre Bälle durch den Wald kurven musste, wie auf vielen heimischen Kursen auch. Mit unerreichter Leichtigkeit gelang ihr eine unwirkliche Sensation, durch die sie in ihrer Heimat über Nacht zum Star avancierte. Nebenbei verliebte sich die gesamte Golfwelt in sie. 
 


Vergangene Woche war die mittlerweile 23-Jährige zurück in Japan. Als einer der großen Namen trat sie bei der Japan Classic (T64) an. Und hatte gute Erinnerungen: Kurz nach dem furiosen Major-Debüt bekam sie beim Start in der Heimat – es war ihr zweiter Auftritt nach dem großen Triumph – einen sensationellen Empfang und konnte in diesem besonderen Umfeld mit Platz 13 auch spielerisch einmal mehr zeigen, dass sie mithalten kann.

"Als ich 2019 dieses Turnier spielte, kannten mich die meisten Mitglieder aus den USA nicht. Ich kannte nur einige von ihnen, die ich im Fernsehen gesehen hatte", erklärte Shibuno im Vorfeld des Turniers. "Aber in diesem Jahr kenne ich die meisten Spieler. So konnte ich ihnen 'Willkommen in Japan' sagen."

LPGA-Karriere zunächst verschoben

Was viele überrascht: Shibuno absolviert in diesem Jahr ihre Rookie-Saison auf der LPGA Tour. Nach ihrem Durchbruch traf sie die Entscheidung, auf die mit dem Sieg verbundene LPGA-Tour-Mitgliedschaft zu verzichten. Sie fühlte sich einfach nicht bereit für den großen Schritt und spielte vorwiegend auf der JLPGA-Tour in der Heimat. "Ich habe es nie bereut, dass ich mich nicht für die Mitgliedschaft angemeldet habe, als ich die Womens Open gewonnen habe", erklärte sie kürzlich. Es war eine gleichermaßen mutige und selbstsichere Wahl der damals 20-Jährigen. Nach dem Motto: Alles zu seiner Zeit.  

Shibuno arbeitete seit ihrem Triumph akribisch an ihrem Schwung. Sie übte einige Schlagvariationen ein, die ihrer Meinung nach nötig wären, um den Ansprüchen gerecht zu werden, die die Plätze der LPGA Tour an die Spielerinnen stellen. Ihr Schwung wirkt kompakter und reifer als noch vor einigen Jahren. Auch ihr Englisch hat sich ein ganzes Stück verbessert – ein weiterer wichtiger Baustein, um sich fernab von zu Hause wohlzufühlen.
 


Als Major-Gewinnerin bei der Q-School

Ende 2021 war die Zeit gekommen. Shibuno meldete für die Q-School und meisterte die schwierige Aufgabe souverän. Ihre erste Saison auf der LPGA Tour hatte spielerische Lichtblicke im Angebot, aber auch Phasen, in denen nicht viel zusammen lief. Der ganz große Knall blieb aus, auch wenn mit Platz vier bei der Chevron Championship sowie Rang drei bei der Womens Open in Muirfield nicht allzu viel dazu fehlte.

Aktuell belegt sie Rang 33 der Saisonwertung, unter anderem fünf Top Zehn-Ergebnisse stehen in der Bilanz. Das Ticket für das Tour-Finale ist sicher, keine Selbstverständlichkeit angesichts der vielen Veränderungen. Sie selbst sehe sich erst als LPGA-Tour-Spielerin, sobald sie in den USA einen Sieg einfahren würde. Vorher nicht. Interessante Worte für eine junge Dame, in deren Vitrine bereits eine Major-Trophäe steht. 

Fest steht: Die Tochter eines Diskuswerfers und einer Speerwerferin, die zwei Jahre vor ihrem Major-Titel noch durch ihre Prüfung zur Profigolferin fiel, hat auch in Zukunft vieles vor. Mit der Erfahrung eines Major-Siegs, einiger Top-Ergebnisse auf der LPGA Tour sowie insgesamt sechs Trophäen auf der JLPGA Tour ist sie längst reif für die große Bühne. Mit der bewährten Leichtigkeit sind weitere Titel wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit. Geht es nach der 23-Jährigen aus Okayama sollte der nächste Titel auch gleich wieder ein ganz großer sein. Die US Womens Open steht ganz oben auf ihrer Wunschliste