PGA Tour

Verpasste Ziele: Morikawa über das Dilemma des Alters


3. November 2022 , Felix Grewe


Ziele nicht mehr in Blickweite: Collin Morikawa wollte 2022 die Nummer eins werden – davon ist er weit entfernt.
Ziele nicht mehr in Blickweite: Collin Morikawa wollte 2022 die Nummer eins werden – davon ist er weit entfernt. | © Rankin White/PGA TOUR via Getty Images

Er wollte die Nummer eins werden und weitere Majors gewinnen. Diese Ziele hat Collin Morikawa in der Saison 2022 deutlich verpasst. Der 25-Jährige Amerikaner erklärt das mit seinem zunehmenden Alter...

Mit sportlichen Zielen ist es ähnlich wie mit Investitionen an der Börse. Je größer die Erwartungen, desto krachender können die Enttäuschungen ausfallen. Collin Morikawa dürfte vor der Saison 2022 in seinem Kopf die höchsten Anforderungen an sich selbst formuliert haben. Als zweifacher Major-Champion, der bei der Open Championship 2021 trotz seiner überschaubaren Körpergröße von 1,75 Metern alle Kontrahenten überragt hatte, führte ihn die Weltrangliste zu Beginn des Jahres an Position zwei. 

Weltrangliste: von Platz zwei auf neun

Was Spitzensportler aller Disziplinen verlässlich miteinander verbindet: Der Zweite will schnellstmöglich der Erste werden – und Morikawas Aussichten darauf, ganz oben anzukommen, galten als glänzend. Nun, im Spätherbst der Saison, bewegt sich der Amerikaner weit entfernt von diesem Traum, der vor einigen Monaten so greifbar schien. Morikawa ist die Nummer neun der Welt, was immer noch respektabel ist, aber eben eine große Diskrepanz zum ursprünglichen Ziel dokumentiert. Morikawas Major-Bilanz des Jahres passt dazu: zweimal Platz fünf, beim Masters und der US Open. Daneben allerdings nur ein geteilter 55. Platz bei der PGA Championship und die Höchststrafe für einen Titelverteidiger bei der 150. Open in St. Andrews – vorbei am Cut, Aus nach Runde zwei. 

 

Am bisherigen Höhepunkt: Morikawas Open-Triumph 2021.
Am bisherigen Höhepunkt: Morikawas Open-Triumph 2021. | © Chris Trotman/Getty Images


Morikawa: „Stressig und ein wenig frustrierend"

„Dieses Jahr war ziemlich stressig, gleichzeitig aber auch ein wenig frustrierend“, resümierte der Amerikaner nun am Rande der Technology Championship in Mayakoba. Er habe „viel gesucht" in dieser Saison, „die Dinge fühlten sich einfach nicht gut an", wird er auf der Website der PGA zitiert. Sein Problem: Er dazu neige, nach Perfektion zu suchen. Gut ist für ihn selten gut genug. Und so fühlte er sich auch mit einer Handvoll Top-Ten-Platzierungen in diesem Jahr nicht wirklich wohl, ebenso wenig wie mit dem zweiten Platz bei der Genesis Invitational. 

Morikawas Erklärung für die verpassten Ziele

Einen Grund für die in seinen Augen magere Saisonbilanz nennt Morikawa auch: „Um ehrlich zu sein, denke ich, dass es am Alter liegt", sagte er, der – Achtung! – 25-Jährige.  Seine Erklärung: „Auf dem College habe ich viel mehr getrunken als jetzt, aber wenn man älter wird, bewegt sich der Körper anscheinend einfach anders. Ich fühle mich immer noch großartig, alles fühlt sich super an, aber es ist einfach nicht mehr so sauber, wie es einmal war. Ich muss jetzt einfach mehr für meinen Körper tun.“ 

Was er mit dieser Erkenntnis anstellen werde? „Das bedeutet nicht, dass ich etwas Verrücktes tun muss“, so Morikawa. „Ich werde nicht viel ändern. Es geht nur darum, meinen Körper so hinzubekommen, wie ich ihn brauche." Und weiter: „Wenn ich zurückblicke und darüber nachdenke, wie viel ich in den letzten dreieinhalb Jahren gereist bin, dann war das eine ganze Menge. Es hört nicht auf. Ich liebe es, aber das Reisen fordert einen Tribut von deinem Körper und von dir. Du musst in der Lage sein, dich da irgendwie durchzuarbeiten – das ist es, was die besten Athleten tun."

Ausblick auf 2023

Was diese Erkenntnis mit seinen Plänen macht? „Ich werde diese Herbstsaison nutzen, egal wie sie ausgeht, um mich für die nächste Saison fit zu machen und Anfang Januar bereit zu sein", sagt er. Klar ist: Die Fallhöhe ist nicht mehr ganz so extrem sein wie zu Beginn des Jahres. Und: Verpasste Ziele können wertvolle Botschaften liefern. Das gilt im Sport, an der Börse und überall im Leben.