Rückblick

Open 2021: Morikawas Meisterstück


4. Juli 2022 , Felix Grewe


Umjubelter Held: Morikawa gewinnt bei seiner ersten Open-Teilnahme direkt den Titel.
Umjubelter Held: Morikawa gewinnt bei seiner ersten Open-Teilnahme direkt den Titel. | © Getty Images/Keyur Khamar/PGA TOUR

Mit seinem Triumph bei der Open Championship 2021 verblüffte Collin Morikawa Kollegen, Experten und Fans. Wir blicken zurück und zeigen die besten fünf Schläge von Morikawa im Video!

Preisfrage: Was haben Collin Morikawa und der legendäre „Bobby“ Jones gemeinsam? Sicher eine Menge, begonnen bei ihrer Leidenschaft für das Golfspiel. Aber das ist natürlich nicht die gesuchte Antwort. Denn die lautet: Beide haben zwei Siege bei zwei Major-Debüts errungen. Morikawa gelang dieses Kunststück bei der PGA Championship im August 2020 und ein knappes Jahr später, als er auch das älteste Major der Welt, die Open Championship, im ersten Anlauf gewann. Jones waren 1926 zwei Premieren-Triumphe vergönnt, allerdings: als Amateur. 

Morikawa: Besser als Nicklaus & Woods

Die Geschichte von Morikawa taugt zum Heldenstoff. Zwei Jahre vor seinem Traumlauf im Royal and St. George Golf Club wurde er noch auf Platz 1.039 der Weltrangliste geführt – von einem Sieg bei einem der vier großen Traditionsturniere schien er Lichtjahre entfernt zu sein. Im Sommer 2019 schloss er sein Wirtschaftsstudium an er University of California ab, wechselte ins Profilager und startete furios: Bei 52 Turnierteilnahmen auf der PGA Tour und der DP World Tour (damals noch European Tour) siegte er fünf Mal. In den ersten 22 Wochen als Profi verpasste er nicht einen einzigen Cut. Mit seinen zwei frühen Major-Erfolgen überflügelte er die Superstars seines Sports: Jack Nicklaus hatte einst 13 Starts für seinen zweiten Major-Titel benötigt, Tiger Woods 18. 

Starkes Finish im Finale

Bei der Open Championship 2021 sah es dabei zunächst gar nicht danach aus, als würde Morikawa Geschichte schreiben. Der Mann des Turniers, so schien es bis zur Finalrunde, sollte Louis Oosthuizen heißen. Er führte das Leaderboard nach allen drei Runden an. Doch Morikawa lauerte mit nur einem Schlag hinter dem Südafrikaner in aussichtsreicher Position – und tat am finalen Sonntag das, was nur diejenigen imstande sind zu leisten, die in Drucksituationen Bestleistungen erbringen können, während andere mental in sich zusammenfallen. Der Mann aus Los Angeles, chinesisch-japanischer Abstammung, steigerte sich in der Schlussphase der letzten Runde von Minute zu Minute, katapultierte sich mit drei Birdies auf den Back Nine an die Spitze und wehrte alle Angriffe seiner engsten Verfolger, Jordan Spieth (wurde letztlich Zweiter), Jon Rahm und eben Oosthuizen (beide teilten sich Platz drei) ab. Morikawas Glückszahlen lauteten: 265 Schläge, 15 unter Par, zwei Schläge Vorsprung. Es ist das beste Resultat, das jemals bei einer Open Championship auf diesem Platz erzielt wurde.  

Schwarz auf Gelb: Collin Morikawa siegt vor Jordan Spieth – Major-Titel Nummer zwei für den Amerikaner.
Schwarz auf Gelb: Collin Morikawa siegt vor Jordan Spieth – Major-Titel Nummer zwei für den Amerikaner. | © Getty Images/David Cannon/R&A


Mit Präzision und Gefühl

Erklärungen für dieses Meisterstück gibt es viele. Statistiken belegen, wie eindrucksvoll konstant der damals 24-Jährige in allen Bereichen des anspruchsvollen Kurses im englischen Sandwich, an der Küste der Grafschaft Kent, agierte. Die letzten 31 Bahnen des Turniers, also mehr als anderthalb Runden, leistete er sich nicht ein einziges Bogey – Rekord. Im Anspiel der Fahnen und auf den Grüns überragte er, der weniger der Hau-drauf-Typ als der gewiefte Taktiker ist, seine Konkurrenz mit Präzision und Gefühl. In allen vier Runden benötigte er gerade einmal 111 Putts – so wenige wie kein anderer Spieler. Doch Zahlen allein reichen nicht, um wundersame Erfolge wie diesen zu erklären. Der Open-Sieg von Morikawa war die Konsequenz aus jenen Eigenschaften, die einen Champion auszeichnen: Wille, Disziplin, ein unerschütterlicher Glaube an die eigene Stärke und der Hunger nach mehr dieser glorreichen Momente für die Ewigkeit.

Morikawa über die nächste Herausforderung

Morikawa, cool, abgebrüht und selbstbewusst, einer mit Potenzial zum Superstar, erklärte später bei der Siegerehrung mit seinem typischen spitzbübischen Grinsen: „Mit 24 Jahren ist es so schwer, auf die zwei kurzen Jahre als Profi zurückzublicken und zu sehen, was ich bereits erreicht habe, denn ich will mehr! Wenn man so etwas erlebt und wirklich liebt, was man tut – und ich liebe es Golf zu spielen und gegen diese Jungs anzutreten – dann sind Momente wie diese die schönsten überhaupt.“ Seine nächste Herausforderung beschrieb Morikawa so: „Ich muss lernen, meine Erfolge noch mehr zu genießen.“ Es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln, dass sich in der Zukunft ausreichend Gelegenheiten dafür bieten werden. 

 

Open 2021: Fünf der besten Morikawa-Schläge im Video!