British Girls

Viel gelernt


15. August 2022 , Stefan Bluemer


Lottie Woad aus England gewinnt die Girls’ Amateur Championship in Carnoustie (© The R&A)
Lottie Woad aus England gewinnt die Girls’ Amateur Championship in Carnoustie (© The R&A)

Im schottischen Carnoustie wird Geschichte geschrieben. Erstmalig wird für die beiden großen Jugendturniere des R&A die Matchplay-Phase auf einem Platz ausgetragen. Bei den Mädchen ohne deutsche Beteiligung. Dennoch erreichen die Spielerinnen des Junior Team Germany einige Ziele.

Carnoustie/Schottland – Die Siegerin der R&A Girls’ Amateur Championship heißt Lottie Woad (Foto). Im Finale über 36-Loch setzte sich die Engländerin gegen Cayetana Fernandez Garcia-Poggio mit 7&6 durch und sicherte sich damit bei der 93. Auflage dieses Turniers den Titel und etliche Einladungen zu großen Turnieren.

Erstmals auf einem Open-Course

Das Finale des Turniers, zu dem 144 Talente aus aller Welt angetreten waren, begann bei bedecktem Himmel und wenig Wind. Woad und ihre spanische Kontrahentin, die beide in der Top 100 des World Amateur Golf Rankings geführt werden, zeigten großartige Leistungen und brillierten auf diesem so anspruchsvollen Platz, auf dem auch „The Open“ schon ausgetragen wurde.
Fernandez Garcia-Poggio ging mit einem Birdie auf Loch vier in Führung, aber Woads konterte mit einem Eagle auf Loch sechs. Insgesamt war der Putter der 17-jährigen Spanierin zu kalt und so ging die amtierende Siegerin der Spanish International Amateur Championship mit 2down in den Nachmittag.
Lottie Woad spielte am Nachmittag auf zwölf Löchern sechs unter Par und holte sich mit zuletzt drei Birdies in Serie den Sieg an einem Tag, der in die Geschichtsbücher des Golfsports eingehen wird. Auf den berühmten Angus Links wurden zum ersten Mal die Finalmatches der Girls und Boys nebeneinander ausgetragen. Als weitere Premiere hatte der R&A eine Liveübertragung über seine Web-Kanäle auf die Beine gestellt.
18-Jährige aus Farnham wird als Lohn für ihren Triumph bei der Women's Amateur Championship, an der US Girls' Junior, am Final Qualifying der AIG Women's Open und bei den Augusta National Women's Amateur teilnehmen dürfen.

Lernen als Ziel

Nach zwei Pandemie-Jahren ohne Training auf echten Links-Courses waren die Ziele von Mädchen-Bundestrainer Sebastian Rühl und seiner Mädels nicht an Scores und Platzierung festgemacht. Es ging um nicht mehr und nicht weniger, als den jungen Athletinnen Erfahrung bei diesen Bedingungen zu ermöglichen und so die nötigen Skills zu erreichen, um komplette Golferinnen zu werden. Entsprechend war der Bundestrainer auch nicht enttäuscht, als Schwarz-Rot-Gold nicht im Cut zu finden war: „Hier ist einiges los. Als wir Anfang des Jahres gesehen haben, dass die British Girls in Carnoustie gespielt wird, was klar: da müssen wir hin! Es war auch klar: das ist ein echter Links-Course. Genau deswegen sind wir hier.“
Rühl reiste mit einer jungen Truppe, die international noch nicht über soviel Erfahrung verfügt, an die schottische Nordseeküste. Ein paar Spielerinnen waren dabei, die bei der Team-EM am Start waren, aber auch die hatten in den letzten beiden Jahren unter den Einschränkungen wegen der Pandemie zu leiden. Reisen nach Großbritannien und Irland waren nahezu unmöglich. „Deswegen ist in Sachen Links-Golf-Erfahrung noch viel Luft nach oben und wir wollten unbedingt hier hin“, erklärt der Mädchen-Bundestrainer.
Wie erwartet stellte der Links-Course in Carnoustie Aufgaben, auf die der deutsche Nachwuchs noch nicht immer und in jeder Situation eine Antwort hatte.
„Das kann auch gar nicht anders sein und deswegen müssen wir dieses Turnier hier richtig einordnen. Wir wollen die nächste Generation Athletinnen auf Links-Golf vorbereiten. Wir wollen die nächste Generation langsam in den Prozess reinbringen, in diesem Bereich immer besser zu werden und konkurrenzfähig zu sein. Das ist ein Schritt, mit dem wir jetzt gestartet sind“, stellt Sebastian Rühl klar.

Erste Runde

Mit dem Geschehen auf dem Platz war der Bundestrainer am Abend des ersten Tages zufrieden, auch wenn die Scores nicht tief genug waren, um einen Bundesadler im Vorderfeld zu platzieren.
Viele Dinge, die sich das Team vorgenommen hatte, wurden gut gemacht. Vor allem die Körpersprache sorgte für eine gute Ausstrahlung auf dem Platz und auch die Art und Weise, wie die Athletinnen mit dem Yardage-Book gearbeitet hatten, nötigte dem Coach Respekt ab.
„Es ist mit Abstand das schwerste Setup von Tee to Green, was ich jemals in meinen zehn Jahren als Bundestrainer erlebt habe. Der Wind bläst mit 50 km/h, die Fairways sind hart und schnell. Die Bunker sind tief und es ist wahnsinnig viel Sand darin. Du musst Links-Golf nochmal anders verstehen. Dazu braucht es ein paar Runden, dazu braucht es nochmal eine andere Einordnung“, erläuterte Sebastian Rühl die Situation vor Ort. Und lobte ergänzend: „Wir sind hier mit einer super Truppe. Alle sind sehr openminded, nehmen die Sachen vollständig an und ich freue mich auf einen weiteren Tag Links-Golf. Die Mädels sollen maximal Erfahrung sammeln, was es auf solchen Golfplätzen braucht und dass sie ihren Skills-Set erweitert haben. Das machen die Mädels super.“

Zweite Runde

Vor der zweiten Runde war die Stimmung im Team entsprechend gut. Besonders im Hinblick auf die Back Nine wurden nochmal besondere, taktische Aspekte besprochen. Bei starkem Rückenwind und sehr kurz gesteckten Fahnen forderte der Platz, den Ball 30 oder sogar 40 Meter vor dem Grün aufkommen lassen, damit es eine Chance gibt, dass der Ball auf dem Grün liegen bleibt. „Das sind Schläge, die hast Du als junges Mädel, wenn Du aus Deutschland kommst und zwei Corona-Jahre hinter die hast, noch nicht gemacht. Das sind aber genau die Prozesse, die jetzt eingeleitet werden müssen. Da ist viel Kreativität gefragt und mit diesem Plan gehen wir in die zweiten Runde. Wir wollen die Sachen gut machen, die schon am ersten Tag gut gemacht wurden, aber zusätzlich noch ein paar Schläge sparen“, war die Ausrichtung klar.
Am Ende reichte es nicht ganz, Spielerinnen des Junior Team Germany im Cut zu sehen. Philipa Gollan vom Lübeck-Travemünder GK brachte zwei Runden mit je 79 Schlägen in die Wertung und lag mit gesamt +16 am Ende nur einen Schlag über der Cutlinie.
Auch Katharina Anglett vom Stuttgarter GC verpasste mit 79 und 80 Schlägen den Cut nur knapp.

>>>>Endstand Zählspielqualifikation>>>>