Caddie-Größen

Fanny Sunesson: Sir Nicks Erfolgsgarant


10. August 2022 , Thomas Fischbacher


Caddie-Legende: Fanny Sunesson
Caddie-Legende: Fanny Sunesson | © Getty Images

Fanny Sunesson betreute Golf-Größen wie Nick Faldo und Henrik Stenson. Die Schwedin war die erste Dame, die an der Tasche einen Major-Sieg errang. Ein Label, das sie allerdings nie wirklich interessiert hat.

Als Fanny Sunesson anfing, als Caddie auf der Tour zu arbeiten, war der Stellenwert ihrer Berufsgruppe noch ein anderer. Dave Musgrove, der früher an der Seite von Seve Ballesteros und Sandy Lyle unterwegs war, fasste die Aufgabenstellung wie folgt zusammen. Drei Dinge wären wichtig, verriet er: auftauchen, dranbleiben und die Klappe halten. 

Heutzutage sind Caddies für die Profis viel mehr sind als nur Taschenträger. Sie sind selbst bedingungslose professionell, agieren als Psychologen, sorgen für Sicherheit und Ruhe, motivieren und trösten, verfügen über golferische Kompetenz und kennen auch die technischen Aspekte des Spiels. 

Plan von der eigenen Spieler-Karriere verworfen

Die Taschenträger von einst haben sich zu kompetenten Ratgebern entwickelt. Mitverantwortlich für die Evolution ist eine gewisse Fanny Sunesson, die mitten in den 80ern von ihrer eigenen Golf-Karriere träumte. Sunesson, geboren in Göteborg, stammt aus einer golfbegeisterten Familie. Angetrieben von dieser Faszination versuchte sie sich als Jugendliche bereits als freiwillige Taschenträgerin bei der Scandinavian Open – und fand Gefallen. Später verwarf sie den ursprünglichen Plan, selbst Golf-Profi zu werden und in den USA am College zu studieren.

Jaime Gonzalez aus Brasilien war der erste Spieler, der Sunesson mit auf die Runde nahm. Was damals noch niemand ahnen konnte: Es war der Beginn einer historischen Laufbahn. Der Engländer Howard Clark verpflichtete die junge Schwedin fest, ehe sie ein nicht ganz unbekannter Landsmann abwarb. 

Vier Major-Siege mit Sir Nick

Als Nick Faldo Sunesson kontaktierte, war er die Nummer eins der Golfwelt. Er hatte vom Talent der Schwedin mitbekommen und schätzte ihre Liebe zum Detail, ihren Perfektionismus und ihre Kompetenz. Sir Nick hatte das Gefühl, dass dieses Duo ganz gut harmonieren könnte bei den großen Turnieren. Und Faldo sollte Recht behalten.

14 Jahre feierten Sunesson und er große Erfolge, darunter vier Major-Siege. Sie erlebte große Momente hautnah. Greg Normans Masters-Einbruch 1986 (Sieger Faldo), den Triumphzug 1990 in St. Andrews oder den als “War by the shore” bezeichneten Ryder Cup 1991. 

Sunesson wurde zur ersten Dame, die als Caddie ihrem Spieler zu einem Major-Sieg verhalf. Eine unbedeutende Errungenschaft, erklärte sie. Denn selbst sah sie sich nie als weiblicher Caddie. Sie wäre einer von vielen gewesen und hat nie einen Unterschied gemacht. 

Faldo wie ein Bruder

Ihr Erfolgsrezept? Man müsse präzise sein, viele Details kennen, den Platz studieren und wissen, zu welchem Zeitpunkt man etwas sagen soll und wann eben nicht. Sie verstand es, ihre Auftraggebern in den besten mentalen Zustand zu bringen. 

“Sie war ein toller Caddie, ein tolles Mädchen und sehr gute Unterhaltung”, erklärte Faldo einst bei CNN. "Das Wichtigste ist, dass man in der Lage ist, zu kommunizieren. Sie war sehr professionell, führte ihre Yardage-Bücher, für die man acht Stunden braucht, so dass man jedes bisschen Information bekam. Wir hatten eine tolle Beziehung."

"Ich denke, dass wir ein fantastisches Team waren", bestätigte Sunesson. "Wir haben so gut zusammengearbeitet, es war fast so, als würden wir wie eine Person denken. Wir sind heute noch Freunde. Er ist wie ein Bruder für mich."

Fünf Jahre mit Stenson

Nach der Trennung von Faldo und kurzen Intermezzos mit Sergio Garcia, Notah Begay und Fred Funk, dachte sie darüber nach, den Caddie-Job aufzugeben. Es war ein charmanter Landsmann, der sie davon überzeugte, doch noch weiterzumachen. Henrik Stenson und Sunesson waren in den folgenden fünf Jahren ein team, gemeinsam triumphierten sie 2009 bei der Players Championship.

2012 endete ihre große Laufbahn. Sie trat von ihrer Stelle bei Stenson aber nicht zurück, ohne ihm einen Nachfolger zu empfehlen. Bei Gareth Lord hätte sie ein gutes Gefühl, erklärte sie damals. Ihre Empfehlung sollte sich lohnen. Mit dem Australier Lord holte Stenson schließlich 2016 seinen Open-Titel in Royal Troon und gewann 2013 den FedExCup.

Und heute? Sunesson betreut zahlreiche Golfer und Golferinnen aller Spielklassen, steht dem europäischen Solheim-Cup-Team als Beraterin zur Verfügung, hält Vorträge bei Firmenveranstaltungen und kommentiert für einen schwedischen Golfkanal. Golf spielt auch nach der Karriere die Hauptrolle im Leben der 55-Jährigen. Die Faszination für den Sport ist ungebrochen.