Womens Open

Major-Krönung kurz vor der Dunkelheit


7. August 2022 , Thomas Fischbacher


Erster Major-Sieg: Ashleigh Buhai wird gefeiert
Erster Major-Sieg: Ashleigh Buhai wird gefeiert | © Chloe Knott/R&A via Getty Images

Ashleigh Buhai verspielt im Finale der Womens Open erst eine deutliche Führung, behält im Stechen aber eindrucksvoll die Nerven. Die Südafrikanerin feiert in Muirfield ihren ersten Titel auf der großen Bühne – und sichert sich ein Rekordpreisgeld.

Als sich Ashleigh Buhai und In Gee Chun zum vierten Mal auf den Abschlag der 18. Bahn im Muirfield Golf Club chauffieren ließen, war nicht mehr allzu viel Tageslicht an diesem Finaltag der Womens Open übrig. Langsam aber sicher wurde es finster und immer kälter im Osten Schottlands. Die Frage war: Schaffen es die beiden Kontrahentinnen in diesem vierten Anlauf, eine Siegerin in diesem nervenaufreibenden Stechen zu finden?

Nach dem Abschlag hatte die Südafrikanerin Buhai die deutlich besseren Karten. Ihr Ball lag auf dem langen Par 4 nicht nur knapp 40 Meter weiter in Richtung Grün, sondern auch auf dem Fairway. Die dreimalige Major-Gewinnerin Chun hatte einen der Topfbunker getroffen und konnte mit dem folgenden Explosionsschlag nur ein paar Meter gut machen. Sie war mit ihrem dritten Schlag an der Reihe, bevor Buhai zum zweiten ansetzte. 

Traumschlag aus dem Bunker

Doch mit den folgenden Annäherungen mit dem Hybrid wendete sich das Blatt erneut. Buhai, 33, verfehlte in den Grünbunker, Chun, sechs Jahre jünger, traf die Puttfläche. Doch die Führende vor dem Finale, die an diesem langen Sonntag einen Vorsprung von fünf Schlägen verspielt hatte, behielt die Nerven. Ihr langer Bunkerschlag rollte ganz nah ran an den Stock. Der folgende Putt war Formsache. Und als Chun ihren Par-Putt zu kurz ließ, stand sie als Siegerin dieses Thrillers fest. 
 


Die Olympia-Teilnehmerin von 2016 konnte bei zwölf Karriere-Top-Tens noch nie ein Turnier auf der LPGA Tour gewinnen. Dafür holte sie auf der Ladies European Tour schon drei Titel – den letzten 2018. Dieser Erfolg bei der Womens Open in Muirfield ist der mit Abstand größte in der Laufbahn der gebürtigen Johannesburgerin, die nach dem Putt zum Titel von ihrem Mann geherzt und von vielen Freunden und Freundinnen mit diversen Getränken übergossen wurde. 

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Triple-Bogey auf der 15

Lange hatte es im Verlauf dieser Major-Finalrunde überhaupt nicht nach einem Stechen ausgesehen. Buhai war mit einem Polster von fünf Schlägen auf Chun sowie Hinako Shibuno, der Open-Gewinnerin von 2019, gestartet. Lange konnte sie mit stabilem Spiel ihren Vorsprung halbwegs verteidigen. Doch ein Triple Bogey auf der 15. Bahn öffnete der Konkurrenz wieder die Türen. 

Shibuno schaffte es mit einer Par-Runde nicht ganz, mit ihrer Spielpartnerin gleichzuziehen. Die Japanerin mit dem kurzen Rückschwung kam als Dritte über die Ziellinie. Chun, in der vorletzten Gruppe unterwegs, gelang mit einer 70 der Einzug in dieses Stechen, dem ersten seit 32 Jahren bei diesem Turnier. 

Buhai: "Sieg wird mein Leben verändern…"

"Ich kann es nicht in Worte fassen, das wird bestimmt noch ein paar Tage dauern", erklärte die Gewinnerin bei der Siegerehrung. "Ich bin stolz auf mich, wie ich heute gekämpft habe, wie ich mit den Problemen und Rückschlägen umgegangen bin. In diesem Moment blickt man auf die harte Arbeit zurück, die man in den vergangenen Jahren investiert hat. Ich war etwas überrascht, wie gut es mir gelungen ist, ruhig zu bleiben. Vor dem Bunkerschlag hat mein Caddie nur zu mir gesagt, ich solle zeigen, weshalb ich die Nummer eins im Spiel aus dem Sand bin. Ich denke, das ist mir gelungen. Dieser Sieg wird mein Leben verändern." 

Buhai sichert sich einen Siegerscheck in Höhe von 1,095 Millionen US-Dollar. Das Preisgeld wurde im Vergleich zum Vorjahr um 26 Prozent erhöht. Vor vier Jahren waren 3,25 Millionen im Topf, eine Steigerung von mehr als 125 Prozent. 

Harm beste Deutsche

Platz vier teilen US-Womens-Open-Gewinnerin Minjee Lee und die europäischen Solheim-Cup-Stars Madelene Sagstrom und Leona Maguire

Leonie Harm (73 am Sonntag, insgesamt +4) schließt das Turnier als beste Deutsche auf dem respektablen 41. Rang ab. Esther Henseleit kommt nach einer 72 zum Abschluss als 54. (+7) über die Ziellinie. Sophia Popov, Caroline Masson und Olivia Cowan hatten zuvor den Sprung ins Wochenende verpasst. 

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