The Open 2022

Tigers Tränen, Lis Lapsus, Slow-Play und Kameras auf Camerons


15. Juli 2022 , Thomas Kirmaier


Der Australier Cameron Smith spielt bei der 150. Open Championship im Moment ganz vorne mit.
Der Australier Cameron Smith spielt bei der 150. Open Championship im Moment ganz vorne mit. | © Harry How/Getty Images

Die einen diskutieren intensiv über das „Slow-Play“ von St. Andrews, andere haben Glück oder eben Pech in Runde zwei der 150. Open Championship. Und während sich Tiger Woods und Mark Calcavecchia unter Tränen vom Turnier verabschieden, feuert BMW-International-Open-Sieger Haotong Li den kuriosesten Schlag des Tages ab.

Vor wenigen Wochen war Haotong Li noch der gefeierte Held in München. Bei der BMW International Open hatte der Chinese ein sensationelles Comeback gefeiert und den Sieg geholt. Ein „Comeback“ ist ihm auch in Runde zwei der 150. Open Championship in St. Andrews gelungen, allerdings war das kein gewolltes. Li startete den Tag mit einem guten Drive, fand das Fairway, hatte dann mit seiner Annäherung jedoch Riesenpech: Sein Ball traf die Steinmauer des Swilcan Burn, jenes Bachs, der die Bahnen eins und 18 durchquert. Die Kugel krachte auf den Felsen und fiel so weit zurück, dass sie fast wieder vor Lis Füßen lag. Zu allem Überfluss schlug er den nächsten ins Wasser und schrieb am Ende seines ersten Lochs des Tages ein Triple-Bogey. Cut verpasst, der Chinese ist raus.

Ebenso nicht ins Wochenende geschafft hat es Tiger Woods. Der Mann, auf den alle Augen während des Turniers auf dieser großen Bühne gerichtet waren. Zahlreiche Fans begleiteten den GOAT in Tiger-Verkleidung auf dessen Runde. Als Woods die berühmte Swilcan Bridge auf der 18 überquerte, stand bereits fest, dass es ein Abschied werden wird. Seine 75 war zwar um drei Schläge besser als am Vortag, der Tiger wird in diesem Jahr aber nicht um den Sieg mitspielen und ist ebenfalls raus – mit großen Emotionen, denn auf seinen letzten Schritten gab es tosenden Applaus. Und Tränen in den Augen des Tigers.

Highlights vom Vormittag


Einen solchen Special Moment hatte auch Mark Calcavecchia. Der 62-jährige US-Amerikaner hatte die Open 1989 im Royal Troon Golf Club gewonnen – übrigens seinerzeit gegen einen gewissen Greg Norman. Calcavecchia wurde die Ehre zuteil, noch ein letztes Mal die Open zu spielen. Dazu brachte er die ganze Familie mit – und genoss seinen letzten großen Auftritt. „Ich wollte das noch einmal tun, hier im Home of Golf. Ich spürte die Emotionen und ich muss zugeben, dass ich ein wenig zu Tränen gerührt war“, so der Senior, dessen Frau Brenda die Tasche trug.

An einem wechselhaften Freitag spielten vorne auf dem Leaderboard andere die Musik. Der Australier Adam Scott zum Beispiel. Mit einer blütenweißen Weste und sieben Birdies malte er eine hübsche 65 (-7) auf die Karte, mit der er mächtig Boden gutmachte im Tableau. Nur einen Schlag mehr machte US-Open-Champ Matt Fitzpatrick, der am Vortag für Schlagzeilen sorgte, weil er das Slow Play in St. Andrews kritisierte. Teilweise waren die Spieler mehr als sechs Stunden unterwegs, was dem Engländer gar nicht schmeckte: „So etwas darf nicht passieren. Das ist ein Witz, oder? Lächerlich“, so Fitzpatrick. Titelverteidiger Collin Morikawa stimmte ihm zu: „Ich wusste, dass es langsam werden würde, aber so langsam…“.

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So ist das nun mal in St. Andrews. Du brauchst Geduld und gute Nerven, wenn du an den Teeboxen und auf den Fairways auf die Gruppen vor dir warten musst. Wer damit weniger ein Problem zu haben scheint, sind Dustin Johnson und die zwei Camerons. DJ übernahm mit einer 65 und gesamt -9 zwischenzeitlich die Führung, ehe der Australier Cameron Smith (64/gesamt -13) und Cameron Young (USA, 69/gesamt -11) ein munteres Platz-eins-Wechselspiel an der Spitze hatten. Und in der Abend-Session pirschten sich dann Rory McIlroy (68/gesamt -10)  und Viktor Hovland (66/gesamt -10) noch an die Spitze heran. Der Norweger verbuchte dabei auf der 15 noch einen hübschen Pitch aus dem Rough zum Eagle.

Es dauerte auch am zweiten Tag der 150. Open Championship in St. Andrews bis ca. 22 Uhr Ortszeit, um alle Gruppen im Clubhaus zu haben. Das Problem mit der Zeit ist allerdings vorerst gegessen, denn durch den Cut (Even Par) hat sich das Feld sowieso mehr als halbiert.

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