Solheim Cup

Das sind unsere Tops & Flops


24. September 2023 , Thomas Kirmaier


Gewinnerin und Verliererin: Die Kapitäninnen Suzann Pettersen (Europa) und Stacy Lewis (USA). © Tristan Jones/Malcolm Mackenzie/Getty Images
Gewinnerin und Verliererin: Die Kapitäninnen Suzann Pettersen (Europa) und Stacy Lewis (USA). © Tristan Jones/Malcolm Mackenzie/Getty Images

Der Solheim Cup 2023 ist Geschichte. Das sind unsere Tops und Flops eines hochdramatischen Duelo en Andalucía.

Gewinnerinnen...

...aus dem Team Europa: Carlota Ciganda – wer sonst? Die 33-jährige Spanierin brachte alles mit, was für einen Teamwettbewerb wichtig ist: Leidenschaft, Herz und richtig gutes Golf. Warum sie in der ersten Session am Freitagmorgen noch pausieren musste, wusste keiner so recht. Vielleicht war es Taktik der Captains, die Lokalmatadorin richtig heiß zu machen. Hat geklappt. Wie Ciganda die Fans immer wieder mit nach oben gerissenen Armen zum Mitmachen motivierte und dabei stets „Vamos!“ schrie – herrlich. Es war ihr Solheim Cup. Nur logisch, dass sie den letzten, entscheidenden Putt zum Birdie auf der 17 und zum Sieg für Europa lochen durfte. Verrückt, oder auf Spanisch: loco! Für uns ist Carlota der klare Gewinner dieses Turniers.

Und noch eine Europäerin gehört für uns zu den Gewinnerinnen: Emily Kristine Pedersen. Die Dänin brachte mit ihrem Hole-in-One (erst das zweite Ass der Turniergeschichte) neuen Schwung nach dem verpatzten 0:4-Auftakt, holte fleißig Punkte und glänzte mit einer enorm positiven Ausstrahlung.


...aus dem Team USA: Megan Khang. Klar, wenn du beim Solheim Cup so knapp mit deinem Team scheiterst, bist du in erster Linie mal Verliererin. Und doch gehört Megan Khang für uns zu den Gewinnerinnen dieses einzigartigen Events. Warum? Die 25-Jährige aus Massachusetts holte mit 3,5 von vier möglichen Punkten nicht nur die meisten Zähler für ihr Team, sondern war auch, was Körpersprache und Biss betrifft, klar auffälligste Akteurin aus den USA. Sie ließ sich auch von Rückschlägen oder Kontern ihrer Gegnerinnen nicht aus dem Rhythmus bringen, blieb voll bei sich, hatte Spaß und lachte permanent, wenn die Kamera sie einfing. An ihr werden die Amerikanerinnen noch viel Freude haben, denn Megan Khang war in einem Team mit Lexi Thompson oder Nelly Korda zuvor ganz sicher nicht der Top-Star.

Der Austragungsort: Was waren das für großartige Bilder und Eindrücke, die dieser wunderbare Spot bei Golf-Fans hinterlassen hat. Das Resort Finca Cortesín war definitiv ein würdiger Gastgeber; zum ersten Mal überhaupt war Spanien Austragungsort eines Solheim Cup. Und das hat sich gelohnt. Traumhaftes Wetter, ein großartiger, herausfordernder Meisterschaftsplatz, eine wunderschöne Kulisse zwischen Bergpanorama und Meerblick. Ganz gewiss profitieren die Region Andalusien und die Costa del Sol von solchen Impressionen. Da bekommt man direkt Lust, sofort in den Flieger zu steigen, auch wenn die Greenfee in der Hochsaison knapp 400 Euro kostet. Finca Cortesín gehört zu den Gewinnern des Solheim Cup 2023. Ebenso wie die Guardia Civil. Die spanische Polizeieinheit sorgte für Sicherheit und war mit ihren Wachmännern omnipräsent.

 

Verliererinnen...

… aus dem Team USA: Nelly Korda. Von ihr hätte man vielleicht etwas mehr erwarten dürfen. Okay, die Tokio-Olympiasiegerin holte in den klassischen Vierern zwei Punkte für die USA. Aber von einer Leistungsträgerin wie ihr darfst du dir deutlich mehr Biss und eine emotionalere Körpersprache erwarten. Nelly Korda stapfte am Samstag und in ihrem Einzel am entscheidenden Sonntag eher mit gesenktem Haupt über die Fairways und Grüns. Für den Sonnenschein bei den Amerikanerinnen sorgten andere. Vielleicht lag's auch an der 4&3-Klatsche, die Korda am Samstag gemeinsam mit Ally Ewing gegen Leona Maguire und Charley Hull kassierte. Im wichtigsten Duell ihrer Solheim-Cup-Karriere kämpfte sich Korda nach 3Down-Rückstand gegen Ciganda wieder ran, hatte in der Crunch-Time aber keine Power mehr. Es war Kordas erste Einzel-Niederlage in einem Solheim Cup. Und dann auch noch das entscheidende Duell um den Pokal.

… aus dem Team Europa: Céline Boutier. Die Französin war mit großen Vorschusslorbeeren nach Spanien gereist und spielte in Andalusien ihren bereits dritten Solheim Cup. Beim Event 2019 hatte sie sogar alle ihr vier Matches gewonnen. Und als aktuell Fünfte in der Weltrangliste ist sie die bestplatzierte Europäerin in diesem Ranking. Dazu gewann sie in dieser Saison schon dreimal auf der Tour, darunter mit der Evian Championship ihr erstes Major. Man durfte also schon mehr einfordern von Boutier. Die Erwartungen waren hoch an die Internationale Amateurmeisterin von Deutschland aus dem Jahr 2012. Aber die Französin konnte sie nicht erfüllen, denn als einzige Spielerin aus dem Team Europa blieb sie beim Solheim Cup 2023 ohne Punkte. Dazu war wenig Leidenschaft und Emotion von ihr zu sehen. Schade eigentlich.


Der Modus: Endstand 14:14. Premiere. Zum ersten Mal in der Solheim-Cup-Geschichte teilen sich die Teams aus Europa und den USA die Punkte. Was so viel heißt wie: Der Pokal bleibt beim Titelverteidiger. Kann man dann sagen, man hat den Solheim Cup gewonnen? Oder muss man sagen: Man hat den Pokal verteidigt? Schwierig. Eigentlich ist das Duell nach 28 Matches mit einem Remis zu Ende gegangen. Aber gut: In so einem Fall sagt das Reglement, dass der Cup beim amtierenden Champion bleibt. Ist so, aber man darf das zumindest in Frage stellen, zumal man sich ein Stechen in der Abendsonne Andalusiens und nach dieser grandiosen Spannung so sehr gewünscht hätte. Man stelle sich ein WM-Finale im Fußball vor, das nach 90 Minuten unentschieden steht. Wenn der Titelverteidiger dabei ist, bekommt der ohne Verlängerung den Pokal. Wäre das so, dann wäre 2022 nicht Argentinien, sondern Frankreich Weltmeister geworden, denn die Franzosen waren Titelverteidiger und nach 90 Minuten im Finale stand es 2:2. Bleibt zu hoffen, dass der Ryder Cup 2023 nicht auch mit einem Remis endet.

Alle News & Infos zum Solheim Cup > > >