Tour-Vorschau

Alle Augen auf den Solheim Cup


19. September 2023 , Daniel Dillenburg


Führt Team Europa als Kapitänin an: Suzann Pettersen.
Führt Team Europa als Kapitänin an: Suzann Pettersen. | © Harvey Jamison / LET

Der Solheim Cup stiehlt in dieser Woche allen anderen Touren die Show. Beim Vergleich USA vs. Europa deutet vieles auf ein äußerst knappes Rennen um die begehrte Glastrophäe hin. Doch es wird auch anderswo um Titel gespielt. Die Tour-Vorschau:

The Solheim Cup

Finca Cortesin, Spanien, 22. bis 24. September

Nach zwei Jahren ist es endlich wieder so weit: Die zwölf besten Golferinnen Europas treffen im spanischen Finca Cortesin auf das Who’s Who aus den USA. Dabei geht es um eine der begehrtesten Trophäen im Golf, den Solheim Cup. Drei Tage voller Dramen und Emotionen sind garantiert und eine Frage schwebt über allem: Schafft Europa erstmals in der Geschichte den Hattrick? Nach Siegen in Gleneagles und Ohio könnte das blau-gelbe Team zum dritten Mal in Folge das Star-Ensemble in rot-weiß-blau bezwingen. Die Ausgangsposition für die Damen rund um Kapitänin Suzann Pettersen ist so gut wie lange nicht. Obwohl die US-Amerikanerinnen laut der Weltrangliste die Nase vorne haben müssten, sehen viele Experten sowie Buchmacher Team Europa in der Favoritenrolle.

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Wenn der Kontinentalvergleich erstmals in der Geschichte in Spanien stattfindet, bestehen die Europäerinnen zu mehr als einem Drittel aus Schwedinnen: Anna Nordqvist und Caroline Hedwall sind alte Solheim-Cup-Hasen, Madelene Sagström war bereits zwei Mal dabei, während die Rookies Maja Stark und Linn Grant neue Impulse bringen sollen. Die beiden Letztgenannten ziehen den Altersschnitt bei den Europäerinnen deutlich nach unten. Trotzdem liegt man hier immer noch deutlich über dem Schnitt der US-Amerikanerinnen, die mit der 20-jährigen Rose Zhang unter anderem die jüngste Spielerin bei der diesjährigen Ausgabe stellen. Weitere interessante Statistiken und einen direkten Team-Vergleich finden Sie hier >>>


Die US-Amerikanerinnen werden von der viermaligen Solheim-Cup-Spielerin Stacy Lewis angeführt. Nach zuletzt zwei Niederlagen unter der Leitung von Juli Inkster sowie Pat Hurst soll die 38-jährige Kapitänin aus Ohio den Negativtrend unterbrechen. Vielleicht ist es ein gutes Omen, dass Lewis bei den vergangenen beiden Siegen der USA (2015, 2017) selbst mitspielte. Eine ihrer schwierigsten Aufgaben dürfte es werden, die Veteranin im Team, Lexi Thompson, wieder in Form zu bringen. Die 28-Jährige hat in diesem Jahr komplett ihren Schwung verloren und läuft Gefahr, ihre LPGA-Tourkarte zu verlieren. Dank ihrer Platzierung in der Weltrangliste hatte sich Thompson direkt für das US-Team qualifiziert. Fraglich, ob sie mit einer Wild Card von Lewis ausgestattet worden wäre. Als fünfmalige Solheim-Cup-Spielerin bringt Thompson auf jeden Fall eine Menge Erfahrung mit. Immerhin besteht das Team aus fünf Rookies.

Die erfahrenste Spielerin bei diesem Solheim Cup stellt aber das europäische Team. Nordqvist hat seit 2009 kein Kontinentalvergleich verpasst und tritt in dieser Woche erstmals in einer Doppelrolle auf. Nicht nur geht sie auf dem Platz auf Punktejagd. Als eine der Vize-Kapitäninnen von Pettersen übernimmt sie auch eine Führungsrolle im Teamraum. Neben Schweden werden beim europäischen Team übrigens sechs weitere Nationen vertreten: Frankreich (Céline Boutier), England (Charley Hull, Georgia Hall), Irland (Leona Maguire), Spanien (Carlota Ciganda), Schottland (Gemma Dryburgh) und Dänemark (Emily Kristine Pedersen). Zum ersten Mal seit 2009 ist keine Deutsche dabei.

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Am Modus des Solheim Cups hat sich nichts geändert: An den ersten beiden Tagen finden jeweils zwei Foursome- sowie zwei Fourball-Sessions statt. Am Sonntag steht dann das Finale an: Alle 24 Spielerinnen sind im Einsatz und duellieren sich in zwölf Einzeln um den Gesamtsieg. Die vergangenen beiden Ausgaben waren bis zum Schluss spannend. 2019 lochte ausgerechnet Europas heutige Kapitänin Pettersen den entscheidenden letzten Putt zum 14,5 zu 13,5 Sieg. Vor zwei Jahren ging der Vergleich 15 zu 13 aus. Bei Gleichstand würde die Trophäe übrigens bei den Europäerinnen bleiben. Ein solcher Ausgang kam in der 33-jährigen Historie des prestigeträchtigen Wettbewerbs jedoch noch nie vor. Europa aber wäre eine derartige Premiere sicherlich recht. So wäre der angestrebte Hattrick nämlich perfekt.

DP World Tour: Open de France

Le Golf National, Frankreich, 21. bis 24. September

Hätten sich die Veranstalter der Open de France ihren Platz im Kalender aussuchen können, wäre ihre Wahl vermutlich nicht auf diese Woche gefallen. Nicht nur findet die nationale Meisterschaft - die älteste Kontinentaleuropas – parallel zum Mega-Event in Spanien statt. Auch ist es das letzte Turnier vor dem alles überschattenden Ryder Cup in Rom in der kommenden Woche. Und doch sind immerhin vier der Top-50-Spieler der Welt im Feld: Tom Kim (18.), Ryan Fox (31.), Min Woo Lee (45.) und Billy Horschel (49.). Alle vier waren auch schon bei der BMW PGA Championship in Wentworth dabei. Der Neuseeländer Fox konnte sogar den Pokal in Surrey holen und damit einige Ryder-Cup-Stars hinter sich lassen. Der einzige Spieler, der die Open de France als Ryder-Cup-Generalprobe nutzt, ist der Schotte Robert MacIntyre.

Dabei hat dieses Event eigentlich mehr Aufmerksamkeit verdient. 1906 fand die erste Open de France statt. Seit Gründung der DP World Tour ist das Turnier fester Bestandteil des Kalenders und Austragungsort ist ein Platz, der nicht nur 2018 den Ryder Cup beheimatete, sondern 2024 auch Schauplatz der Olympischen Sommerspiele von Paris ist. An voraussichtlichen Olympioniken mangelt es dem Feld in dieser Woche nicht. Neben den bereits erwähnten Fox, Lee und Kim dürfte auch der Deutsche Yannik Paul auf eine Teilnahme an den größten Sportspielen der Welt schielen. Der Spieler des Elite Team Germany ist einer von neun deutschen Startern in Frankreich. Mit Marcel Siem ist auch der Open-de-France-Champion aus 2012 dabei. Der Ratinger war nach Bernhard Langer und Martin Kaymer der dritte deutsche Gewinner dieses Turniers.

Gerne würden folgende Spieler die deutsche Erfolgsgeschichte bei diesem historischen Event fortsetzen: Maximilian Kieffer, Nick Bachem, Marcel Schneider, Nicolai von Dellingshausen, Alexander Knappe, Maximilian Schmitt und Freddy Schott. Titelverteidiger ist der Italiener Guido Migliozzi, der sich im vergangenen Jahr mit einem Platzrekord den Sieg holte.


Challenge Tour: Swiss Challenge

Golf Saint Apollinaire, Frankreich, 21. bis 24. September

Omega European Masters, Swiss Ladies Open und nun die Swiss Challenge. Die Schweiz wird dieser Tage mit jede Menge Spitzengolf verwöhnt. In dieser Woche sind die Herren der Challenge Tour an der Reihe, nachdem in der vergangenen Woche Alexandra Försterling aus dem National Team Germany in der Nähe von Zürich triumphierte. Die Swiss Challenge markiert außerdem das viertletzte Event der Challenge-Tour-Saison. Wer sich am Ende des Jahres eine der 20 Tourkarten für die DP World Tour schnappen will, muss also spätestens jetzt in Topform kommen. Zumal beim vorletzten Turnier, der Hainan Open in China, nur noch die Top 72 der Saisonwertung und beim Saisonfinale nur noch die Top 45 zugelassen sind.

Blicken wir vor diesem Hintergrund auf die deutschen Spieler: Maximilian Rottluff würde als Elfter aktuell als einziger Deutscher aufsteigen. Der zweimalige Turniersieger lässt die Swiss Challenge jedoch aus. Marc Hammer ist der nächstbeste Profi aus dem schwarz-rot-goldenen Kader auf Rang 47. Ihm fehlen also noch ein paar Punkte für einen Platz im Finale auf Mallorca. Dominic Foos belegt Rang 76 und kratzt damit an den Top 72 und seinem Platz in China. Der Zweitplatzierte der German Challenge schaffte es in dieser Woche jedoch nicht ins Feld. Neben Hammer sind einzig Velten Meyer (101.) und Jannik de Bruyn (131.) dabei. Hier müssen bei beiden Top-Ergebnisse her, sonst ist die Saison nach der Open de Provence in der kommenden Woche beendet.

LIV Golf: Chicago

Rich Harvest Farms, Illinois, 22. bis 24. September

Die LIV Golf League ist zurück. Mehr als ein Monat hatten die Stars um Cameron Smith und Dustin Johnson Pause, wenn sie denn nicht bei Turnieren der Asian Tour abschlugen, um frisch erholt im Rich Harvest Farms in Chicago um den Titel beim vorletzten Turnier der regulären Saison zu spielen. Titelverteidiger ist eben jener Australier Smith, der obendrein das vergangene LIV-Event im August mit satten sieben Schlägen Vorsprung gewann sowie die Gesamtwertung anführt. Der Top-Favorit in dieser Woche dürfte also klar sein.

Gespielt wird wie immer um ein Gesamtpreisgeld von 25 Millionen US-Dollar, wovon 20 an die Einzelkonkurrenz und der Rest an die besten Teams geht. Wer das 54-Löcher-Event gewinnt, darf sich über vier Millionen Preisgeld freuen. Das sind mehr als bei der Open de France insgesamt ausgeschüttet werden (3,25 Millionen US-Dollar). Martin Kaymer hofft, als einziger deutscher LIV-Spieler seine erste Top-20-Platzierung des Jahres zu erzielen. Zuletzt wurde der zweimalige Major-Sieger 45., 43. und 47. – und das in einem Feld von 48 Startern. Es ist dem Familienvater zu wünschen, dass er die längere Pause nutzen konnte und in Chicago endlich mal wieder vorne mitspielen kann.

Weitere Turniere mit deutscher Beteiligung:

PGA Tour Champions: Pure Insurance Championship
Pebble Beach Golf Links, Kalifornien, 22. bis 24. September

Alex Cejka

Korn Ferry Tour: Nationwide Children‘s Hospital Championship
Ohio State University Golf Club, Ohio, 21. bis 24. September

Jeremy Paul und Thomas Rosenmüller