Team-WM Damen

Ohne Fortune auf Platz elf


28. Oktober 2023 , Stefan Bluemer


Abgekämpft: das deutsche Team nach der Finalrunde (© DGV/stebl)
Abgekämpft: das deutsche Team nach der Finalrunde (© DGV/stebl)

Südkorea sichert sich in Abu Dhabi zum fünften Mal den Weltmeister-Titel. Spanien fällt am Finaltag mit dem gleichen Tagesscore wie Deutschland noch auf den Bronze-Rang zurück und Deutschland muss sich mit dem elften Platz zufrieden geben. Die 30. Team-Weltmeisterschaft der Damen geht mit einigen Erkenntnissen zu Ende.

Abu Dhabi/VAE – Das Junior Team Germany ging von Platz neun in die Finalrunde. Helen Briem, Chiara Horder und Celina Sattelkau hatten sich für diesen vierten Wettkampftag noch einmal vorgenommen, alles in die Waagschale zu werfen, um im Klassement noch den einen oder anderen Platz gutmachen zu können.Für den Angriff auf die Medaillenränge war der Rückstand realistisch gesehen schon etwas zu groß, denn Thailand auf Rang drei hatte vor der Finalrunde schon neun Schläge Vorsprung.
Im Kampf um den Titel standen somit andere Mannschaften im Feuer. Spanien und Südkorea gingen mit einem Gesamtscore von -17 in den Tag, nur einen Schlag dahinter lag Thailand. Diese drei Mannschaften waren in der letzten Startgruppe gemeinsam unterwegs.
Chinese Taipeh (Taiwan), Australien und England lagen dahinter zweistellig unter Par in Lauerstellung.
Das mit Abstand beste Ergebnis des Tages lieferten die USA ab. Die 136 (-8) Schläge sorgten bei den erfolgsverwöhnten US-Girls für einen Sprung bis auf Rang sechs.
Den Titel sicherte sich aber die Mannschaft aus Südkorea – zum vierten Mal innerhalb der letzten sieben Auflagen. 140 (-4) Schläge reichten, um sich sogar noch einen komfortablen Vorsprung zu erspielen, weil Spanien einen gebrauchten Tag erwischt hatte. Auf dem 18. Grün mussten alle drei Spanierinnen ein Bogey notieren. Dadurch verspielten die Team-Europameisterinnen sogar noch die Silbermedaille und ließen Chinese Taipeh noch passieren.

Die Grüns

Für Deutschland blieb es auch am letzten Wettkampftag dabei: diese Grüns waren unlesbar und unputtbar. Die Löcher waren in der gesamten WM -bei Herren und Damen- wie vernagelt. Bis zu den Grüns lieferten die drei Athletinnen des Junior Team Germany wieder eine wirklich starke Leistung, aber auf den Grüns wollte über weite Strecken wieder rein gar nichts fallen.
Anfangs wurde im Livescoring Schwarz-Rot-Gold dennoch teils deutlich unter Par angezeigt und es ging im Klassement rauf bis auf Platz fünf. Alle drei Deutschen langen zwischenzeitlich bei zwei unter Par. Doch nur Celina Sattelkau gelang es, tatsächlich einen roten Score ins Ziel zu retten. Chiara Horder kassierte zwischen den Löchern neun und 13 vier Bogeys und kam am Ende mit einer 74 (+2) ins Recording.

>>>Bilder der Finalrunde>>>>


Helen Briem kassierte auf der Back Nine drei Bogeys und unterschrieb dadurch eine 73 (+1). In der Einzelwertung, der praktisch keine Bedeutung zukommt, war die Stuttgarterin mit gesamt fünf unter Par auf Rang 17 beste Deutsche, nachdem sie 2022 diese Wertung noch als geteilte Erste abgeschlossen hatte.
So kam es, dass für den Tag 144 (Even) Schläge in die Wertung kamen und die Bundesadler noch auf Rang elf zurück fielen. Natürlich war die Stimmung angesichts dieses Ergebnisses nicht überragend, aber allen im deutschen Team war klar, dass man hier unter Wert platziert ist und erhobenen Hauptes Abu Dhabi verlassen kann.

Fazit

Zum ersten Mal fand eine Team-WM im Mittleren Osten statt. Was hier besonders auffällig war: Es gab praktisch keine Zuschauer. Lediglich die paar Eltern von Athleten, die aus aller Welt angereist waren, sah man mehr oder wenig einsam am Rand der Fairways spazieren gehen. Es waren mehr Rules-Officials auf dem Platz, als Zuschauer aus dem Gastgeberland.
Golf wird mit den Elementen gespielt. An Wind und Regen ist man in Europa gewöhnt. Auch an heiße Tage im Sommer. Aber an eine derartige Hitze, wie sie vor allem in der ersten Woche den Athleten alles abverlangte, wird man sich nur in Asien erinnern können. Teils war es morgens um 9.00 Uhr in der Sonne schon fast 50 Grad heiß. Bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit ergab dies eine Gemengelage, die kaum erträglich war und alle Aktiven vor ganz besondere Herausforderungen stellte.

Das sagen die Athletinnen

Chiara Horder war nach ihrer ersten Team-WM sichtlich erschöpft, aber auch glücklich: „Die Woche war sehr lang, hat aber als Team viel Spaß gemacht. Es ist natürlich immer toll, sein Land vertreten zu können und mit den Mädels hier zu spielen. Ich bin nicht ganz happy mit meinem Endergebnis. Ich habe solides Golf gespielt, aber auf den Grüns eine Menge an Schlägen verloren. Es war trotzdem eine coole Woche und diese Woche bleibt natürlich immer in Erinnerung.“

Auch Helen Briem hat den Teamgeist als überragend positiv empfunden: „Die Stimmung unter uns Mädels war schon echt cool. So homogen habe ich das selten erlebt. Wir hatten zu Dritt eine mega Zeit - auch mit den Betreuern Morrie, Susanne und Esther. Das war schon eine sehr sehr schöne Woche, auch wenn vom Ergebnis definitiv mehr drin gewesen wäre. Am Ende hatte es aber einfach nicht sein sollen. Ich wurde heute eigentlich fast schon für viele sehr gute Schläge bestraft, die ich gemacht habe. Wenn man nicht belohnt wird, ist das eine Sache. Aber dann beim Putten so auf den Deckel zu bekommen, das tut schon weh. Vor allem weil ich heute wieder sehr, sehr viele sehr gute Birdiechancen gehabt habe. Bei den einzigen Birdies, die gefallen sind, hatte ich den Ball so nah an den Stock gebracht, dass sie zum Schenken gewesen wären.“

Celina Sattelkau war schon kurz nach der Finalrunde sehr reflektiert. Ihre zweiten Team-WM kommentierte die Vanderbilt-Studentin vielschichtig: „Es nicht alles negativ, aber auch nicht alles positiv. Es waren in dieser Woche von viele gute Sachen dabei, aber leider auch ein paar Sachen, die nicht so gut waren. Wir haben im Team alle alles gegeben. Wir hatten hat mit den äußeren Bedingungen zu kämpfen. Mit den Grüns, aber auch mit der Hitze, die sehr ungewohnt war. Die Beschaffenheit des Platzes war auch ungewohnt. Wir haben es aber echt gut gemeistert.Wir hatten super Proberunden und waren gut vorbereitet. Das war für uns alle eine gute Möglichkeit, viel zu lernen. Was wir hier gelernt haben, können wir auf jeden Fall in der Zukunft gut einsetzen -mental und auch spielerisch.  Es ist immer toll Deutschland vertreten zu dürfen und hier mit den Mädels zu spielen. Mit dem Team zusammen zu sein, mag ich immer. Es ist eine tolle Zeit, an die man sich auch noch in vielen Jahren erinnern wird. Das Positive ist einfach die Gemeinschaft und der Teamspirit.“

Trainerstimmen

Stephan Morales, der als Bundestrainer für die weiblichen Profis des Golf Team Germany verantwortlich ist, war wie schon bei der Team-Europameisterschaft in Finnland auch bei dieser Team-WM als Co-Trainer von Esther Poburski mit großem Engagement dabei. Aus den Erlebnissen in Abu Dhabi in Verbindung mit seinem großen Erfahrungsschatz folgert der ehemalige Hockey-Bundesligaspieler: „Wir hatten hier gute Tage mit einem guten Team in guter Harmonie. Was fehlt, ist das passende Ergebnis. Wir wussten vorher, dass es aufgrund der Temperaturen anstrengend wird, obwohl wir noch nicht mal eine klimatisch so anstrengende Woche abbekommen haben, wo die Herren. Wir wussten, dass es auf den Grüns schwer wird, was das Lesen anbetrifft und haben dann trotzdem wirklich das Gleiche erlebt, wie die Herren. Wir haben viele Putts nicht so gelesen, wie sie dann am Ende gelaufen sind. Alle haben sich schwer getan. Wenn ich sehe, dass wir in diesen vier Tagen in allen Runden gerade mal ein einziges Doppelbogey gespielt haben, dann zeigt das, dass dieser Platz grundsätzlich nicht besonders schwer ist. Die besondere Herausforderung dieses Platzes ist, auf den Grüns die richtigen Entscheidungen zu treffen. Es ist völlig gleich, ob ich mir einen Putt bergauf, bergab oder seitlich lasse, ich muss es am Ende richtig lesen, damit der Ball ins Loch geht. Wir haben großartige Spielerinnen in Deutschland. Ich habe hier drei Spielerinnen gesehen, die bis zum Schluss großartig und aufopferungsvoll gekämpft haben, obwohl sie so gut wie nicht belohnt wurden. So fühlt es ich zumindest an. Ich habe, was unsere Zukunft anbetrifft, ein sehr gutes Gefühl, weil ich weiß, dass sich alle drei Mädels von dem, was sie hier erlebt haben, schnell erholen werden. Sie werden ihre Schlüsse daraus ziehen, sie werden vielleicht lernen, noch geduldiger zu werden und mit solchen Situationen in Zukunft mit einer größeren Leichtigkeit umgehen können, um dann umso besser und erfolgreicher auf der Tour zu performen und uns noch denen einen oder anderen schönen Toursieg erleben lassen.“

Das sagt der ehemalige Bundestrainer

Marcus Neumann, Vorstand Sport im DGV und in Sachen Team-Weltmeisterschaften schon aus seiner Zeit als Bundestrainer sehr erfahren, hatte sich nach den Herren auch den Auftritt der Damen des Junior Team Germany intensiv angeschaut und vor Ort verfolgt. Sein Fazit ist gleichzeitig auch ein Analyse dessen, was nötig ist, um auf Dauer erfolgreich sein zu können: „Auch die zweite Weltmeisterschaftswoche war sehr lehrreich. Sowohl für die Athletinnen als auch für die Betreuer. Die Auseinandersetzung mit extremen Temperaturen und gleichzeitig sehr hoher Luftfeuchtigkeit zeigte vielen Spielerinnen deren psychophysischen Grenzen auf. Auch bei unseren beiden hierbei sehr gut vorbereiteten Teams war das nicht anders. Will man aber zukünftig in den Weltranglisten der Profis eine Rolle spielen, muss man auch mit solch extremen subtropischen Witterungsverhältnissen klarkommen. Ein weiteres Learning ist, dass, wenn man Bermuda-Grüns wie diese hier beherrschen und besiegen will, ein jahrelanges Training und regelmäßige Wettkämpfe unter Druck auf diesen verlangt wird. Das ist schlichtweg eine Notwendigkeit in der langfristigen Vorbereitung auf die Profikarriere. Und schließlich darf ich resümieren, dass die Qualität in allen Anforderungsbereichen des Golfspiels auch im weiblichen Bereich im globalen Vergleich dynamisch zunimmt. Wenn Golfdeutschland auch zukünftig eine Rolle im weltweiten Wettbewerb spielen will, sowohl im Amateur- als auch im Profibereich, darf es nicht nachlassen, muss in seine Jugend und sein Know-how investieren und mit qualitativ guter Arbeit seine Talente intensiv und umfassend betreuen; in den Clubs, in den Landesverbänden und im Golf Team Germany des DGV.“

In zwei Jahren

In zwei Jahren wird die 34. World Amateur Team Championship in Singapore ausgetragen. Auf dem Tampines Course des Tanah Merah CC droht noch größere Hitze und noch höhere Luftfeuchtigkeit in unmittelbarer Nachbarschaft zum Flughafen des Stadtstaates.

Bilder folgen im Laufe des Sonntags.

>>>>Livescoring>>>>

>>>>Bilder der Trainingstage>>>>

>>>>Bilder von Tag 1>>>>

>>>>Bilder von Tag 2>>>>

>>>>Bilder von Tag 3>>>>

>>>>Bilder von Tag 4>>>>