Team-WM Damen

Reden wir über das Wetter


26. Oktober 2023 , Stefan Bluemer


Helen Briem mit Stephan Morales und Esther Poburski (© DGV/stebl)
Helen Briem mit Stephan Morales und Esther Poburski (© DGV/stebl)

Am zweiten Wettkampftag der 30. Team-WM der Damen spielt das Wetter eine besondere Rolle. Es war gefühlt nicht mehr so dramatisch heiß, auch wenn zur Startzeit des deutschen Teams im Schatten schon wieder 37 Grad gemessen werden. Zeitweise fällt am Morgen Regen und auch der Wind ist plötzlich ein echter Faktor. Deutschland kämpft sich durch einen anstrengenden Tag, bleibt als Team zwei unter Par und steht zur Halbzeit des Turniers auf einem guten siebten Platz.

Abu Dhabi – Es bleibt dabei: die Grüns des National Course im Abu Dhabi GC sprechen kein deutsch. Jeder Putt, der nicht fallen kann, fällt auch nicht. Daher ist von Helen Briem, Chiara Horder und Celina Sattelkau auch in höchstem Maße Geduld gefordert. Eine Tugend, die nicht alle bei sich als besonders ausgeprägt erkennen.So auch Helen Briem. Die 18-Jährige vom Stuttgarter GC Solitude lieferte mal wieder eine großartige Show und kreierte Birdiechancen gleich dutzendweise. Warten musste die Schwäbin aber bis zum achten Grün. Dort endlich fiel der Putt zum Birdie – mit einem Zweiputt aus drei Metern. Am Ende waren es vier Birdies bei nur einem Bogey, so dass eine starke 69 (-3) in die Bücher kam. Was möglich gewesen wäre, zeigen andere Werte. Briem spielte 16 Grüns in Regulation an und hatte jeweils realistische Birdiechancen.
Die Tagesanalyse der Athletin fiel entsprechend optimistisch aus: „Heute war es sehr, sehr anstrengend. Geduld ist ja sonst auch nicht so mein Spezialgebiet, aber heute war das schon echt krass.  Ich habe erst an Loch 8 mein erstes Birdie gespielt. Das war schon echt hart. Putten ist hier der Schlüssel. Es kann hier aber auch sehr schnell gehen. Wenn man einen Lauf beim Putten hat, ist es schon sehr gut machbar, hier sieben und acht unter Par zu spielen.
Positiv waren auf jeden Fall heute meine Drives. Und eben Loch 8. Da hatte ich einen sehr guten Abschlag und habe dann aus 210 Metern mit dem Hybrid den Ball auf drei Meter an den Stock geknallt. Der Schlag war schon sehr cool.“

Spätes Bogey

Celina Sattelkau durfte sich schon auf Loch 4 über ihr erstes Birdie freuen. Damit glich die Spielerin des GC St. Leon-Rot sofort ihr Bogey von Loch 3 wieder aus. Danach spielte die Athletin, die gemeinsam mit Helen Briem und Alexandra Försterling vor einem Jahr bei der Team-WM in Frankreich Bronze gewonnen hatte, souverän ihren Stiefel runter und hätte mehrfach unter Par gehen können. Es war aber auch bei Celina Sattelkau wie verhext. Die Kugel wollte und wollte einfach nicht fallen, egal wie gut die Schläge vorher auch waren. Auf Loch 17 geriet der Schlag ins Grün etwas zu lang. Der Chip zur Fahne lief etwas weit aus. Der Putt zum Par war noch gute drei Meter lang, verhielt sich aber genauso,  wie zuvor zahlreiche Birdie-Putts: der Ball blieb tot an der Lochkante liegen. Dieses Bogey konnte die College-Studentin auf Loch 18 nicht mehr ausgleichen und so stand unten rechts auf der Scorekarte eine 73 (+1).

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„Die Runde hat sich eigentlich gut angefühlt, aber vom Score hat sich das leider gar nicht gezeigt. Es war einfach für uns alle enttäuschend, vor allem für Kiki und mich. Es hätten nicht weniger Putts fallen können! Wir müssen einfach geduldig bleiben und weiter dran glauben, dass der ein oder andere Putt noch fällt. Am Ende des Tages brauchen wir morgen nur zwei einigermaßen tiefe Runden, um wieder im Spiel zu sein. An sich bin ich mit meinem Spiel sehr zufrieden, deswegen will ich da weiter anknüpfen und den Kopf nicht hängen lassen“, geht bei Celina Sattelkau der Blick schon weiter auf die dritte Runde.

Spätes Birdie

Chiara Horder vom GC München Valley hatte bis zu den Grüns wieder einen guten Tag erwischt. Wie ein Uhrwerk spielte die Bayerin den Ball in gute Positionen, konnte auf den Grüns aber das Spiel nicht in Birdies ummünzen. Beim ersten Bogey, das auf Loch 7 auf die Karte rutschte, war der Abschlag wie ein Strich exakt in Richtung Fahne unterwegs, blieb aber wenige Zentimeter zu kurz und so ging es aus dem Bunker weiter. Bogey statt Birdie. Mit ähnlich viel Pech kamen auf den Löchern 13 und 14 zwei weitere Bogeys hinzu. Versöhnlich war das Birdie auf Loch 17, mit dem Horder ihren Score auf 74 (+2) drückte.
Zufrieden sein konnte die Siegerin der R&A Women´s Amateur Championship damit aber nicht: „Es war vom Ergebnis her nicht die Runde, auf die ich gehofft hatte. Aber ich habe wirklich gutes Golf gespielt. Leider war ich relativ ungeduldig auf den Grüns. Viele Putts waren sehr knapp und ich hatte einige Chancen. Es fühlt sich trotzdem gut an und ich weiss, dass wir die nächsten Tage als Team  tief gehen können, wenn ein paar Putts fallen. Wir drei Spielerinnen haben gute Vibes untereinander und freuen uns auf die nächsten beiden Runden.“

Viele positive Gedanken

Bundestrainer Stephan Morales, der hier als Co-Trainer von Esther Poburski fungiert, zog ein positives und optimistisches Fazit der beiden ersten Tage: „Es war heute wie erwartet anstrengend. Anstrengend wird es auch dadurch, dass auf den Grüns die Bälle nicht so laufen, wie erwartet. Dadurch kommt Frust auf. Aber auch darüber waren wir uns vorher im klaren. Auch den Männern ist das in der letzten Woche so ergangen. Es geht darum, die Zuversicht nicht zu verlieren. Auch wir sind in der Lage, mal ein zweistelliges Ergebnis unter Par auf das Scoreboard zu zaubern. Dann würden wir auch wieder große Schritte nach vorne machen. Der siebte Platz ist alles andere als schlecht. Es gibt also keinen Grund, Trübsal zu blasen. Wir sind in einer ordentlichen Ausgangslage. Mit einem sehr guten dritten Tag können sich nochmal sehr gute Perspektiven ergeben. Es geht jetzt darum, so schnell wie möglich das richtig einzuordnen, was heute war. Auf keinen Fall dürfen wir das zu schlecht einordnen, denn es war ein Ergebnis unter Par. Ich habe sehr, sehr viele gute Schläge und ordentliches Golf gesehen. Es hätte tiefer sein können. Es hätte aber auch höher ausgehen können, aber genau dabei zeigt sich, wie gut sich unsere Spieler gegen kritische Phasen wehren können. Das finde ich ganz wunderbar. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir noch das eine oder andere Highlight erleben werden. Man darf aber nicht vergessen, dass es eine Weltmeisterschaft ist, bei der die anderen Mannschaften auch gut spielen können und auch gut vorbereitet sind. Hier ist Weltklasse unterwegs. Die mit der größten und schnellsten Lerngeschwindigkeit werden am Samstag ganz oben stehen. Ich hoffe und denke, dass wir noch den einen oder anderen Platz gutmachen können.“

Frühe Startzeiten

Die Mannschaften, die im frühen Startblock waren, hatten mit ungewöhnlichem Wetter zu kämpfen. Es fiel tatsächlich etwas Regen und der Wind war phasenweise erheblich und böig, so dass die Scores insgesamt nicht gut waren. Keines der Teams, die ganz früh raus mussten, brachte einen Score unter Par in die Wertung. Sogar Schweden als einer der ganz großen Titelaspiranten und Defending Champion musste etliche Bogeys und sogar Doppelbogeys notieren. Die Skandinavier fielen dadurch von Rang zehn bis auf den 17. Platz zurück.
Etwas später waren England und Japan auf ihre zweite Runde gestartet. Beide Mannschaften lagen beim Kreuzen auf die Back Nine deutlich unter Par. Am Ende kletterte Japan mit einem Tagesergebnis von -3 bis auf Rang 15 während England mit sieben unter Par immerhin zwölf Plätze gutmachte und von Position fünf in den dritten Tag gehen wird.
Am Abend, nachdem der letzte Flight im Clubhaus war, ging ein heftiges Gewitter in Abu Dhabi nieder. Die Übungseinrichtungen, die sonst unter Flutlicht bis tief in die Nacht genutzt werden können, blieben am Abend geschlossen, so dass alle Nachbereitungen des zweiten Wettkampftages auf den Morgen des dritten Tages verschoben werden mussten.

Spitze

An der Spitze teilen sich drei Teams die Führung. Team-Europameister Spanien hat ebenso wie Australien und Thailand einen Gesamtscore von -13. Mit zwei Schlägen Rückstand folgt Südkorea auf Platz vier. Lange sah es so aus, als wenn Schwarz-Rot-Gold schlaggleich mit den USA und England den fünften Platz belegen würde. Ein spätes Bogey machte die Ausgangslage des Junior Team Germany für die beiden noch ausstehenden Runden auf Rang sieben auch nicht wesentlich schlechter.

Startzeiten Tag 3

Am dritten Tag geht es für die Bundesadler um das Coach-Gespann Poburski/Morales von Tee 1 ab 11.00 Uhr raus. Mit den Deutschen sind weiterhin die Inderinnen unterwegs. Dazu kommt die Auswahl Kanadas.

>>>>Livescoring>>>>

>>>>Bilder der Trainingstage>>>>

>>>>Bilder von Tag 1>>>>

>>>>Bilder von Tag 2>>>>