Team-WM Herren

Solide mit Potenzial


19. Oktober 2023 , Stefan Bluemer


Jonas Baumgartner vom GC Hösel (© DGV/stebl)
Jonas Baumgartner vom GC Hösel (© DGV/stebl)

Am zweiten Wettkampftag der 33. World Amateur Team Championship geht es für das Team von Bundestrainer Christoph Herrmann auf dem National Course in Abu Dhabi nicht wie erhofft nach vorne. Die drei Athleten des Junior Team Germany bringen erneut in Summe drei unter Par in die Wertung und rutschen damit im Klassement auf den 20. Platz ab.

Abu Dhabi/VAE – Besonders bei den frühen Startzeiten ging es am zweiten Tag teilweise richtig tief. Mexiko brachte mit zwei Scores elf unter Par ins Recording und springt im Klassement auf den achten Platz. Zehn Schläge unter Par lassen Norwegen bis auf den elften Platz springen. Jeweils neun unter Par erspielten sich die Teams aus China und Tschechien. Die aufkommende Golf-Großmacht aus Asien liegt nun nur noch einen Schlag hinter den USA, die erwartungsgemäß in Führung liegen. Tschechien kletterte auf den vierten Rang. Frankreich teilt sich mit China den zweiten Platz.

Das deutsche Team spielte erneut gemeinsam mit den USA und Südafrika, hatte also mit den Nummern 1, 2, 4, 5 und 14 des World Amateur Golf Rankings Spieler in den Flights, die bei vielen großen Turnieren wertvolle Erfahrungen gemacht haben. Allen voran: Gordon Sargent. Die aktuelle Nummer zwei im WAGR bekam am gestrigen Tag über die PGA Tour University Accelerated offiziell die Mitgliedschaft auf der PGA Tour. Nach 67 und 70 Schlägen liegt der College-Student in der Einzelwertung, die bei einer Team-WM traditionell nur eine absolute Randbedeutung hat, auf dem sechsten Platz.
US-Kapitän Mark Newell war mit den Leistungen seiner Spieler zufrieden: „Dieses Team hatte wieder einen wirklich guten Tag. Zu Beginn war es etwas schwierig, aber nach dem Wechsel auf die Back Nine drehten sie richtig auf und spielten ein wirklich gutes Golf unter Bedingungen, die durch die Hitze und den Wind recht anspruchsvoll waren.“

>>>>Bild des zweiten Tages, 19.10.2023>>>>

Bei den Franzosen war erneut der erst 15-jährigen Hugo Le Goff mit einer 68 (-4) herausragend. Der Halbfinalist der R&A Boys' Amateur Championship 2023 hatte auf den ersten sieben Löchern ein Eagle und drei Birdies notiert.

China hatte vor einem Jahr bei der Team-WM in Paris nur den 31. Platz belegt,  katapultierte sich nun aber am zweiten Tag mit einer 67 (-5) von Zihang Qiu und einer 68 (-4) von Justin Bai bis auf den zweiten Platz nach vorne. „Wir hatten einen sehr guten Start in dieses Turnier, viel besser als im letzten Jahr. Unsere Spieler haben sehr gut und sehr clever gespielt“, war Chinas Coach Zheng Pang von der Leistung seiner Athleten beeindruckt.
Dänemark, der Weltmeister von 2018, schob sich vor allem wegen einer ganz starken 67 (-5) von Frederik Kjettrup auf den sechsten Platz vor, schlaggleich mit Argentinien.

Zweimal solide

Das deutsche Team war im Konzert mit den großen Namen zum zweiten Mal sehr solide unterwegs, verpasste es aber, auf den Zug nach oben aufzuspringen. Immer, wenn es gerade so aussah, dass die Bundesadler in einen Lauf kommen, kam jeweils ein kleiner Rückschlag. So blieb es bei durchweg guten Scores mit einer 70 (-2) von Jonas Baumgartner, 71 (-1) von Tiger Christensen und 72 (Even) von Tim Wiedemeyer, aber die ganz tiefe Nummer fehlt noch auf dem Leaderboard neben den deutschen Farben.
Entsprechend war Bundestrainer Christoph Herrmann in seiner Analyse der bisherigen beiden Tage auch sehr sachlich, aber nicht enttäuscht: „Die Ergebnisse der einzelnen Spieler waren alle solide,  sind aber nicht in dem Maß herausragend gewesen, dass wir uns weiter oben hätten festsetzen können. Deswegen sind wir mit einem normalen Leistungslevel unserer Spieler bis jetzt auf ein  mittleres Niveau bei dieser Weltmeisterschaft gekommen.“

Zwei Runden stehen aus

Noch stehen zwei Wettkampfrunden aus und das Feld ist insgesamt noch sehr eng beisammen, so dass es größere Verschiebungen im Klassement geben wird.
„Wir haben noch zwei Runden vor uns und haben heute schon besser als gestern erkannt, was für jeden einzelnen Spieler hier möglich ist. Wir konnten es heute allerdings durchweg noch nicht in Scores ummünzen wie erhofft. Deswegen haben wir heute noch mal sehr gut nach gearbeitet. Trotz der Belastung war das kein Problem. Die Spieler sind fit. Auch Tiger Christensen ist jetzt wieder im Vollbesitz seiner Kräfte. Wir fühlen uns für morgen sehr gut vorbereitet und werden mit allem, was uns zur Verfügung steht,  morgen versuchen, besser abzuschneiden als an den beiden ersten Tagen. Es ist überhaupt kein Moment, um schwarz zu malen oder irgendwie unzufrieden zu sein. Das Spiel unserer Spieler ist stabil und dennoch ist es so, dass mehr als das notwendig ist, um in der absoluten Weltspitze vorne zu stehen. In der Mannschaft ist ein großes Maß an Zuversicht, ganz viel Kraft und ein ganz großer Wille zu spüren. Deswegen bin ich gespannt, was am dritten Tag gelingt. Es ist noch einiges an Verbesserung möglich", so Christoph Herrmann.

Einzelkritik

Tiger Christensen hatte nur auf Loch 18 einen kurzen Moment, in dem er einen deutlich besseren Score verspielte. Der Abschlag war im Fairwaybunker gelandet und mit einer falschen Schlägerwahl ging der zweite Schlag ins Wasser. Nachdem der Spieler des Hamburger GC zuvor zwei Birdies gespielt hatte, ging es mit einem Doppelbogey zurück auf Even Par. Stark aber die Reaktion! Auf den Löchern 1 und 2 knallte das Nordlicht jeweils Birdies hinterher. Am Ende wurde es nach einem Bogey auf Loch 7 die 71 und damit einen Schlag unter Par. „Tiger hat auf jeden Fall aufgezeigt, dass für ihn hier wesentlich tiefere Ergebnisse im Bereich des Möglichen liegen. Ich glaube fest daran, dass Tiger hier mindestens noch einmal ein richtig niedriges Ergebnis spielen kann“, traut Christoph Herrmann dem Falkensteiner weiter sehr viel zu.

Tim Wiedemeyer lieferte heute vor allem im langen Spiel ein sehr  hohes Niveau ab. „Das war deutlich besser als am ersten Tag. Daran hatten wir gestern auch noch gearbeitet und hatten heute früh eine gute Vorbereitung. Das war richtig klasse. Die Rundenanalyse zeigt, dass Tim heute leider beim Putten viel liegen gelassen hat, was sehr untypisch für ihn ist. Er hat sehr viele Grüns getroffen, konnte dies aber leider nicht in einen herausragenden Score ummünzen. Da haben wir natürlich heute Abend noch mal nachgearbeitet. Das ließ sich sofort verbessern und stabilisieren. Tim ist grundsätzlich ein sehr guter Putter und wird morgen diesbezüglich auf jeden Fall perfekt vorbereitet an den Start gehen“, hat der Bundestrainer in den Münchener volles Vertrauen.

Jonas Baumgartner, der heute über weite Strecken mit dem Bundestrainer an der Seite die Runde absolvierte, lieferte eine sehr stabile Leistung ab. Erst gegen Ende der Runde gab es minimale Konzentrationsfehler, die jeweils einen Schlagverlust nach sich zogen. „Da haben wir nur etwas im langen Spiel nachgearbeitet, um noch mehr Sicherheit reinzubringen. Wir haben auf der Driving Range noch mal ein paar rhythmische Sachen gemacht. Auch dort können wir morgen wieder zuversichtlich zu Werke gehen“, hält der Coach große Stücke auf den Spieler des GC Hösel.

Halbzeitbilanz

Zum Bergfest ist der Bundestrainer beeindruckt: „Wir haben jetzt zwei Tage mit Nationen hinter uns, die absolut top besetzt sind. Die  USA und Südafrika sind die beiden am besetzten Nationen überhaupt. Wir haben uns aber sehr achtbar aus der Affäre gezogen und nicht übermäßig beeindrucken lassen.“

Abgeguckt

Nils-Levi Bock vom GC St. Leon-Rot, der eigentlich Non-Traveling-Reserve war und aufgrund der Erkrankung von Tiger Christensen zur Traveling-Reserve wurde, feuerte seine Mannschaftskameraden auf dem Platz an, so gut es ging. Der 17-Jährige war sehr beeindruckt von dem, was er sehr direkt an diesem zweiten Wettkampftag miterleben durfte: „Der Tag war heute im langen Spiel von unseren Jungs sich ziemlich. Das hat mir persönlich sehr gut gefallen. Leider haben wir auf dem Grüns einiges liegen lassen.  Da haben uns einfach die anderen Nationen mit echt guten Putts überrannt. Wir haben zu viele kurze Putts verschoben, was uns ein bisschen daran gehindert hat, in die Flow rein zu kommen.  Ich freue mich, dass ich hier sein darf und mit den Jungs und den anderen guten Spielern aller Nation herumlaufen darf. Das ist mir auf jeden Fall eine große Ehre. Es ist ziemlich cool, mal zu sehen,  wie die Golf spielen. Ich habe schon ein paar Sachen entdeckt, die ich mit Marco Schmuck, meinem Trainer zu Hause, besprechen werden. Ich möchte das Training besser gestalten, damit ich dann eines Tages auch mal die Nummer eins im WAGR bin und meine Träume verwirklichen kann.  Bisher war es  noch nicht hundertprozentig unsere Woche, vor allem nicht auf die Grüns. Aber wir haben jetzt noch zwei Tage, an denen wir Vollgas geben werden.“

Frühe Startzeit

Am dritten Wettkampftag hat das deutsche Team den Vorteil einer frühen Startzeit. Gemeinsam mit Japan und Schottland geht es ab 7.36 Uhr auf den Platz. Die Temperaturen sind dann noch nicht so mörderisch hoch und auch die Grüns werden dann noch in bester Verfassung sein. Ein Vorteil, den Bundestrainer Christoph Herrmann mit seinem Team unbedingt nutzen möchte: „Wir werden von Anfang an hellwach sein und dann schauen wir, was uns morgen gelingt.“

>>>>Livescoring>>>>

>>>>Bilder von Tag 2, 19.10.2023>>>>

>>>>Bilder von Tag 1, 18.10.2023>>>>

>>>>Bilder der Trainingstage>>>>