Team-EM

Damen von Platz zwei in Matchplays


12. Juli 2023 , Stefan Bluemer


Helen Briem mit einem ihrer vielen tollen Abschläge (@ DGV/stebl)
Helen Briem mit einem ihrer vielen tollen Abschläge (@ DGV/stebl)

Auch nach dem zweiten Tag der Zählspielqualifikation belegen die Damen des Junior Team Germany bei der Team-EM in Finnland den zweiten Platz. Die Qualifikation für Flight A, in dem um die Medaillen gekämpft wird, steht nie in Frage.

Hämeenlinna/Finnland – Spannung hat es an einem komplett sonnigen und für finnische Verhältnisse geradezu brütend heißen Tag aus deutscher Sicht nur im Hinblick auf den Gegner im Viertelfinale gegeben. Vorneweg marschierte Schweden in grandioser Manier, so dass der Sieg in der Qualifikation schon sehr früh kein Thema mehr war.

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Schweden legte heute einen fulminanten Blitzstart hin. Auf den ersten sechs Löchern spielte die Mannschaft aus Skandinavien in Summe alleine 18 Schläge unter Par. Meja Örtengren war mit einer frühen Startzeit daran alleine mit sechs Schlägen beteiligt. Sechs Birdies auf den ersten sechs Löchern legte die Schwedin vor, die sich auch schon in die Siegerliste der German Boys and Girls Open in St. Leon-Rot eintragen durfte. Damit war das Momentum auf Seiten der Drei Kronen, was sich im Leaderboard sehr eindrucksvoll nachvollziehen lässt. Am Ende steht Schweden mit 44 Schlägen unter Par einsam an der Spitze, kann sich dafür aber noch nichts kaufen, denn von morgen an heißt es: Alles Matchplay.

Alles auf Null

Ebendies gilt analog auch für die Bundesadler. Nach einem heißen Kampf gegen die stark auftrumpfenden Spanierinnen, die erst an Deutschland vorbeizogen und dann lange im Livescoring auf Rang zwei standen, kletterte Schwarz-Rot-Gold in der Abendsonne Finnlands wieder auf den zweite Platz und hatte mit -30 einen Schlag weniger in der Wertung als das Team aus Südeuropa. Spannend war auch, wer sich die Plätze sechs bis acht sichert, denn aus diesem Kreise kommt der Kandidat, mit dem es die Mannschaft von Trainerin Esther Poburski in der ersten Matchplay-Runde, dem Viertelfinale zu tun bekommt.
An der Stelle des Klassements war lange viel Bewegung und zwischenzeitlich war sogar ein Duell gegen den Nachbarn aus Österreich möglich. Austria wird von Nicole Gögele trainiert, die als deutsche Nationalspielerin und Tour-Profi bekannt ist und später etliche Jahre als Co-Trainerin von Bundestrainer Stephan Morales bei den Damen des Golf Team Germany tätig war. Am Ende reichte es für Austria dann aber doch nur für den neunten Platz. Um einen Schlag hatten sich die Eidgenossen noch vorbei geschoben, so dass Österreich im Flight B um die Plätze 9 bis 16 spielen wird.

Frankreich zittert sich in Flight A

Die französischen Betreuer und Athletinnen standen den ganz Tag über unter großem Druck und mussten einige Male tief durchatmen, bis letztlich die Grade Nation doch für Flight A qualifiziert war und als Siebter der Qualifikation auf das deutsche Team trifft.
Mit zwei über Par hatte Frankreich nur einen Schlag weniger als die Schweiz und zwei Zähler weniger als Österreich. Was für die Spitze gilt, gilt natürlich auch für die Mannschaften, die knapp in Flight A rein gerutscht sind: im Matchplay werden die Karten neu gemischt und alle fangen wieder bei Null an. Warnendes Beispiel dafür war, wenn auch auf etwas anderem Niveau, der Jugendländerpokal am letzten Wochenende. Alle vier Jungen-Mannschaften, die in der Qualifikation die Plätze eins bis vier eingenommen hatten, schieden in der ersten Matchplayrunde gegen die Mannschaften aus, die im Zählspiel die Plätze fünf bis acht belegt hatten. Dies sollte bei der Team-Europameisterschaften nicht passieren.

Startzeiten

Im Matchplay werden am Vormittag die Vierer und am Nachmittag die Einzel gespielt. Um 8.00 Uhr bildet das Gold-Duo von Hruba Borsa den Auftakt. Charlotte Back und Chiara Horder harmonieren seit Jahren perfekt, sind beim Sieg bei der Team-EM der Mädchen 2020 als Vierer geboren worden und haben zuletzt auch bei The Women´s Amateur Championship wie ein Uhrwerk zusammengearbeitet, als Chiara Horder die Schläge ausführte, die sich beide Athletinnen gemeinsam ausgedacht haben. Charly Back war in England in den letzten Runden am Bag von Kiki Horder, die sich den so wertvollen Titel sichern konnte.
Gegner dieses deutschen Erfolgsduos sind Vairana Heck und Lois Lau. Um 8.10 Uhr gehen Helen Briem und Celina Sattelkau gegen Adela Cernousek und Justine Fournand auf die Runde.
In den Einzeln ab 14.00 Uhr sind dann wieder alle sechs Athletinnen des Junior Team Germany gefordert.
Wenn ein Match nach 18 gespielten Löchern all square steht, geht es direkt weiter auf die Extralöcher, bis eine Siegerin feststeht.

Hoch gepokert

Das italienische Team, dass von der Besetzung her mit großen Namen als einer der Favoriten gelten musste, hat sich nicht für Flight A qualifizieren können. Am ersten Tag war Benedetta Moresco noch nicht aus den USA zurück, wo sie am letzten Wochenende bei der U.S. Women´s Open in Pebble Beach als beste Amateurin einen starken 33. Platz gemacht hatte und dabei sogar eine Runde bogeyfrei geblieben war.
Italien spielte deshalb am ersten Tag der Zählspielqualifikation mit nur fünf Spielerinnen, wodurch von vornherein klar war, dass alle fünf Ergebnisse in die Wertung kommen. Nach überraschend hohen Zahlen lagen die Azurri nur auf Rang 13. Diese Hypothek war letztlich zu hoch, um am zweiten Tag noch komplett abgetragen zu werden, obwohl Benedetta Moresco mit einer 67 (-5) ihre großartige Form bestätigte. Italien schaffte es nur noch, bis auf Platz zehn zu klettern und hat damit keine Chancen mehr auf den Titel.

Briem auf T2

In der Einzelwertung, die nach den beiden Tagen Zählspiel fest steht, belegt Helen Briem nach Runden mit 66 und 67 Schlägen den geteilten zweiten Platz hinter Meja Örtengren. Bis zur 18. Bahn des zweiten Tages wäre auch noch der geteilte Sieg möglich gewesen, denn ein Eagle ist für die Longhitterin vom Stuttgarter GC Solitude durchaus im Bereich des Machbaren. Auf Bahn zwei hatte Briem ihren Abschlag exakt 299 Meter weiter geschlagen – und zwar sehr platziert. Die Spielweise der 17-Jährigen zieht unweigerlich die Blicke der Zuschauer, der Offiziellen und auch der Coaches des anderen Nationen auf sich.
Auch der Drive auf Loch 18 war lang genug, lag allerdings eine Spur zu weit links, so dass Briem die Fahne nur durch einen feinfühligen Draw oder einen Schlag aus der Hexenküche der Physik anspielen konnte. Über die Bäume zu schlagen, die über 30 Meter hoch gewachsen am Fairwayrand stehen, war als Herausforderung sogar für die 14. des World Amateur Golf Rankings zu groß, so dass sie „nur“ ihr Par halten konnte.

Zweimal T10

Mit Chiara Horder und Celina Sattelkau teilen sich zwei Bundesadler den zehnten Platz. Die gestern 22 Jahre alt gewordene Spielerin des GC St. Leon-Rot brachte wie am Vortag fünf Birdies unter, hatte am zweiten Wettkampftag aber nur ein Bogey auf der Karte. Die 67 (-4) bringt den Gesamtscore von Celina Sattelkau auf sechs unter Par.
Chiara Horder vom GC München Valley hatte gestern mit einer 65 (-7) ihre tiefste Runde ever gespielt und war damit die beste Spielerin des erlesenen Teilnehmerfeldes gewesen. Am zweiten Tag lief nicht alles nach Plan und bei drei Bogeys und zwei Birdies reichte es für eine 73 (+1).

Zweimal 69

Paula Schulz-Hanßen und Charlotte Back, beide beim GC St. Leon-Rot zu Hause, brachten am zweiten Tag sehr gute Leistungen und steigerten sich. Mit 69 (-3) Schlägen lieferten beide sehr gute Scores ab und verbesserten sich auf T18 und T28.
Auch Debütantin Christin Eisenbeiß, die nicht zuletzt durch etliche erfolgreiche Teilnahmen am Final Four der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf bewiesen hat, wie stark sie im Kampf Frau gegen Frau im Matchplay ist, zeigte am zweiten Wettkampftag eine aufsteigende Formkurve. Mit vier Birdies kam die Spielerin, die sich mit dem Hamburger GC zweimal den Titel als Deutsche Mannschaftsmeisterin sichern konnte, auf Even Par für den Tag.

Das sagt das Trainer-Team

Esther Poburski und Stephan Morales harmonieren als Trainerteam für die Mannschaft des Junior Team Germany prächtig. Nach der Zählspielqualifikation ziehen die beiden Coaches ein einhelliges Zwischenfazit: „Nach der Zählspielqualifikation sieht man, dass die Schwedinnen etwas tonangebend sind, während wir mit Spanien auf Augenhöhe spielen. Dahinter ist eine kleine Lücke. Wir freuen uns, den zweiten Platz zu belegen, gerade über die Art und Weise, wie wir das geschafft haben. Die Mädels haben das echt gut gemacht, haben den Platz nicht unterschätzt, waren sehr gut aus der Teebox und haben dadurch die Birdiechancen vorbereitet. Heute haben wir doublebogey-free gespielt. Das war toll. Unsere Erwartungen: Wir wollen um eine Medaille mitspielen. Dafür sind wir hier. Morgen gegen Frankreich sollten wir gewinnen, wenn wir unsere Leistung abrufen wie in der Zählspielqualifikation. Die Stimmung im Team ist herausragend und wir freuen uns auf die Aufgabe morgen gegen Frankreich.“

Das sagen die Athletinnen

Celina Sattelkau freute sich nach der Top-Leistung schon auf die nun kommenden Aufgaben: „Heute war es allen in allem gut. Ich bin zwar nicht so gut gestartet, aber nach meinem Bogey auf Loch 3 kam Esther Poburski zu mir und dann haben wir zwei Birdies gemacht. Ich habe rundum solide gespielt, auch wenn ein paar Putts mehr hätten fallen können. Das ist aber okay, denn die können ja jetzt dafür in den Matchplays fallen. Alle Bereiche meines Spiel funktionieren gerade sehr solide. Daher bin ich wirklich zufrieden und freue mich jetzt auf die Matchplays. Da werde ich, wenn es von den Pinpositions möglich ist, etwas aggressiver spielen. Auf Loch 16 habe ich heute über die Bäume abgekürzt und hatte dann nur noch ein Eisen 5 ins Grün. Das waren zwei super Schläge, so dass ich mit zwei Putts entspannt das Birdie gespielt habe.“

Charlotte Back war ebenfalls zufrieden: „Ich habe heute sehr solide gespielt. So wie gestern, habe ich mich gut im Spiel gehalten und heute ein paar mehr Chancen genutzt.“

Viererpartnerin Chiara Horder zog ein positives Zwischenfazit: „Ich habe heute solides Golf gespielt. Ich musste leider an den Löchern 5 und 6 zwei Bogeys einstecken, aber der Rest war sehr solide. Die Zählspielquali haben wir echt sehr gut gemeistert. Heute mit eins über Par der Streicher zu sein, ist im Team sehr gut. Ich freue mich jetzt auf die Matches!“

Paula Schulz-Hanßen, die Europameisterin von 2020, hat noch einiges vor: „Ich habe wieder sehr gut gespielt. Leider wollten nicht alle Putts fallen, aber ich bin geduldig geblieben, habe zwei Pars gerettet und ansonsten gute Birdies gespielt. Ich glaube, unser Team kann im Matchplay nochmal richtig was rausholen!“

Christin Eisenbeiß, die sich mehr und mehr bei ihrem Debüt in diese Team-EM reinfuchst, freut sich auf alles, was jetzt kommen wird: „Nach unglücklichen Start habe ich mich gefangen und hinten herum mehr Birdies gemacht. Ich hatte ein paar tolle Schläge und habe mich zurück gekämpft. Meine Par-3-Löchern habe ich alle in Par gespielt. Einen langen Putt zum Birdie gemacht. Es ging stark bergab, ist links-rechts gebrochen, so dass ich fast um 70 Grad nach links zielen musste. Der Ball ist trotzdem mit der perfekten Geschwindigkeit ins Loch gerollt. Ich wäre auch mit einem Par zufrieden gewesen, aber so habe ich mich sehr gefreut. Ich freue mich, dass mein Score in der Wertung ist und bin Feuer und Flamme für den Matchplays. Ich freue mich auf heiße Matches.“

GTG zweimal Flight A

Das Junior Team Germany hat sich bei den vier parallel laufenden Team-Europameisterschaften zweimal für Flight A qualifiziert. Neben den Damen, die von Esther Poburski und Stephan Morales betreut werden, dürfen auch die Jungen, die vom erfolgsgewohnten Duo Christoph Herrmann und Christian Marysko betreut werden, weiter vom Titel träumen. Es wäre der dritte Sieg in Folge, aber bis dahin ist noch ein weiter Weg. In der Qualifikation reichte es für den sechsten Platz. Gegner im Viertelfinale ist Spanien.
Sich im Zählspiel nicht für Flight A konnten sich die Mädchen um Bundestrainer Sebastian Rühl und die Herren, die von Roland Becker und Moritz Lampert betreut werden, qualifizieren.

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Endstand Zählspielqualifikation
1. Schweden     -44
2. Deutschland    -30
3. Spanien         -29
4. England        -15
5. Irland        -13
6. Tschechien      -2
7. Frankreich      +2
8. Schweiz          +3

Einzelscores
1.   Meja Örtengreen        -13
T2 Helen Briem            -11
T10 Chiara Horder        -6
T10 Celina Sattelkau        -6
T18 Paula Schulz-Hanßen    -4
T28 Charlotte Back        -2
T58 Christin Eisenbeiß        +3

Endstand Zählspielqualifikation der anderen Spielorte:
Boys  6. Platz / +5
Girls  9. Platz / +34
Herren  13. Platz / -1