Antje Heissel

„Ich möchte Bundestrainerin werden“


25. Januar 2024 , Thomas Kirmaier


Historische Bestnote: Antje Heissel vom GC Neuhof hat die Golflehrer-Abschlussprüfungen mit 1,09 abgeschlossen.
Historische Bestnote: Antje Heissel vom GC Neuhof hat die Golflehrer-Abschlussprüfungen mit 1,09 abgeschlossen. | © Privat

Mit der Traumnote 1,09 hat Antje Heissel vom GC Neuhof die Golflehrer-Abschlussprüfungen absolviert. Das ist Bestmarke in der Geschichte der PGA of Germany. Golf.de hat mit der 26-Jährigen über Erfolg, Freude am Lernen und Lehren, Frauenquoten sowie Ziele gesprochen.

Frau Heissel, Glückwunsch zu diesem historisch guten Ergebnis. Wann und wie haben Sie erfahren, dass sie den besten Golflehrer-Abschuss gemacht haben, den es in Deutschland je gab?
Ein bis zwei Wochen nach der Prüfung bekommt man die Noten per E-Mail mitgeteilt. Da wusste ich schon, dass ich Jahrgangsbeste war. Ehrlich gesagt habe ich es mir auch schon gedacht, dass es der beste Abschluss überhaupt sein könnte. Mitte Dezember habe ich dann einen Anruf von der PGA of Germany erhalten, in dem mir tatsächlich genau das mitgeteilt wurde. Das war schon eine schöne Bestätigung, dass sich das ganze Lernen doch gelohnt hat. Ja, das war sehr cool, es dann doch final zu erfahren.

Wie fing das mit Golf überhaupt an bei Ihnen?
In der Familie hat früher eigentlich nur mein Papa gegolft. In den Ferien bin ich ab und zu mal mitgelaufen im Golfclub Föhr. Unsere Familie hat früher, als meine Brüder und ich noch kleiner waren, drei Jahre in Paris und zwei Jahre in Boston gelebt. Als wir nach Deutschland zurückkamen, hat meine Mama wieder Vollzeit gearbeitet und musste uns irgendwo unterbringen. Also hat sie uns in den Ferien in ein Golfcamp geschickt. Das hat mir so Spaß gemacht, dass ich dabei geblieben bin und mit 13 dann richtig angefangen habe. Das war einfach cool. Viele nette Leute, mit denen ich meine Freizeit verbringen konnte und es war auch nicht weit weg von zu Hause. Ich konnte mit dem Fahrrad hinfahren. Mich hat der Ehrgeiz gepackt, dass ich besser werden wollte als mein großer Bruder, der schon länger gespielt hatte.

Was macht den Reiz an Golf für Sie aus?
Das ist eine Sportart, die man alleine und bis ins hohe Alter aktiv ausüben kann. Ich habe damals auch Tennis und Hockey gespielt. Da hat man ja immer Mitspieler gebraucht. Beim Golf kannst du alleine spielen und trainieren. Und ja, es hat einfach immer großen Spaß gemacht, draußen an der frischen Luft und in der Natur zu sein.

Antje Heissel und zwei Prüfer der PGA of Germany
Antje Heissel und zwei Prüfer der PGA of Germany | © Privat


Sie sind Mitglied im GC Neuhof und gehören dort zum Trainerteam. Was genau ist dort Ihre Aufgabe?
Der GC Neuhof hat zwei Nachwuchsabteilungen, wenn man das so nennen kann: einen Basis- und einen Leistungsbereich. Mit den beiden Trainern Maximilian Röhrig und Martin Keskari bin ich für den Leistungsbereich zuständig. Dort sind Kinder, die nicht nur zum Training kommen, sondern schon etwas ambitionierter unterwegs sind. Ich bin für die AK12 alleinverantwortlich – Mädchen und Jungs. Zudem bin ich Co-Trainerin in den AK 16 und 18. Das ist sehr interessant, denn mit den Kleineren ist das noch viel mehr Spiel und Spaß, während man bei den Größeren schon viel individueller trainiert.

Über wie viele Kinder sprechen wir?
Im Leistungsbereich sind das knapp 50 Kinder und Jugendliche. In der AK12 ungefähr 15, wobei sich das mit Jungs und Mädels in etwa die Waage hält. Nur in der AK14 sind es deutlich mehr Jungs, wobei man ja ohnehin sagen muss, dass im Golfsport nach wie vor doch mehr Jungs unterwegs sind.

Apropos, das war ja auch bei den Abschlussprüfungen der PGA zum Golflehrer in Ihrem Jahrgang so. Da standen drei Frauen 29 Männer gegenüber. Woran liegt das?
Das ist eine gute Frage. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht so genau. Wahrscheinlich, dass es immer noch eine von Männern dominierte Branche ist. Ich finde es toll, dass ich Trainerin sein kann. Ich hätte es damals cool gefunden, wenn ich eine Trainerin gehabt hätte. Ich denke, dass es auch den Kindern heute so geht. Warum aber so wenige Frauen Trainerin werden, kann ich nicht beantworten. Vielleicht, weil es nicht so gut mit Familie vereinbar ist. Aber je mehr Frauen Golflehrerinnen werden, desto mehr Vorbilder gibt es für kommende Generationen.

Warum macht die Arbeit mit Kindern so großen Spaß?
Weil sie so unfassbar ehrlich sind und einem direktes Feedback auf die Trainingseinheiten geben. Wenn etwas gut war, bekommt man das sofort zu spüren. Das ist wunderbar, wenn Kinder zu einem kommen und mit leuchtenden Augen sagen, dass die Tipps geholfen haben und sie die Übungen direkt umsetzen konnten. Man ist irgendwie Teil von den Kids, das macht mich stolz. Das Erleben von Gefühlen der Kinder gibt mir sehr viel. Das macht wirklich großen Spaß.

Antje Heissel hält ein Referat im Rahmen ihrer Ausbildung zum Fully Qualified PGA Professional.
Antje Heissel hält ein Referat im Rahmen ihrer Ausbildung zum Fully Qualified PGA Professional. | © Privat


Es braucht mehr Frauen im deutschen Golfsport, weil...?
Weil die Kinder und vor allem die Mädchen Vorbilder brauchen, zu denen sie aufschauen können. Wir haben inzwischen ja mit Spielerinnen wie Esther Henseleit oder Sophia Popov, die mit ihrem Major-Sieg für Furore gesorgt hatte, viele starke und erfolgreiche Frauen. Da hat sich in der jüngeren Vergangenheit viel getan und da ist eine sehr erfreuliche Entwicklung erkennbar, dass mehr Frauen im deutschen Golf erfolgreich sind.

Warum sollten sich junge Menschen, egal ob männlich oder weiblich, für eine Golflehrer-Ausbildung entscheiden und welche Möglichkeiten gibt es?
Der Reiz daran ist, dass man mit Menschen zusammenarbeitet – unabhängig vom Alter. Egal ob man jungen Leuten den Sport näherbringt und Werte vermittelt oder älteren, die es später noch anfangen wollen. Golf ist Vielfalt, man ist draußen in der Natur und gesund ist es auch. Also ist es doch der perfekte Job. Ich war in meinem Jahrgang die einzige, die die Ausbildung als Studentin über die Tutoren-Seminare gemacht hat. Das nennt sich dann berufsbegleitend, da ich schon einen Bachelor hatte. Es gibt also mehrere Wege, Golflehrer werden zu können. Bis Anfang August hatte ich mich voll auf mein Studium konzentriert. Ab August dann voll für Golf gelernt. Das waren zirka drei Monate intensive Vorbereitungs-, Lern- und Trainingszeit, da es ja auch einen praktischen Teil gibt. Einige Sachen aus Bereichen wie Recht, Marketing oder kaufmännische Grundlagen kannte ich dann auch schon aus dem Studium.

Sie haben Abi mit 1,3 gemacht, studieren International Economics an der Frankfurter Goethe-Uni und jetzt der grandiose Golflehrer-Abschuss. Wie kann man lernen, gut und effektiv zu lernen?
Das ist eine sehr gute Frage. Ich habe das ehrlich gesagt erst im Studium richtig gelernt. Zuerst sollte man herausfinden, welcher Lerntyp man ist. Für mich war es immer sehr gut, mit Karteikarten zu lernen. Über die App Study Smarter geht das super. Dahinter steckt ein Algorithmus, der einen Sachen, die man schon gut kann, eher seltener und die, die man noch nicht so gut kann, häufiger abfragt. Ich habe das dann überall genutzt, beispielsweise in der U-Bahn oder wenn man mal irgendwo warten musste. Statt wieder Instagram zu öffnen, kann man öfter einfach diese App nutzen. Das hilft sehr. Außerdem hat es mir immer sehr gut geholfen, wenn man Stoff in den Lerngruppen nochmal erklärt. Und irgendwie gehört natürlich auch ein gewisser Fleiß dazu.

Was macht Antje Heissel, wenn sie gerade nicht golft oder lernt?
Ich treibe sehr gerne Sport. Mein Papa wohnt im Allgäu, da ist Ski fahren jetzt gerade eine tolle Abwechslung. Im Sommer kann man auch wunderbar wandern oder andere Outdoor-Aktivitäten machen. Sonst Freunde oder Familie treffen. Meine beiden Brüder spielen in der Regionalliga Hockey. Bei uns hat sich schon immer alles um Sport gedreht.

„Die Stimmung war unbeschreiblich“: Antje Heissel beim Ryder Cup 2023 in Rom.
„Die Stimmung war unbeschreiblich“: Antje Heissel beim Ryder Cup 2023 in Rom. | © Privat


2023 waren Sie beim Ryder Cup in Rom live vor Ort dabei. Schildern Sie uns bitte Ihre Eindrücke.
Rom war unglaublich. Ich war dort als Fan und es war so cool, Golf von den Besten der Welt zu sehen. Die Stimmung war einfach unbeschreiblich. Auch den Platz zu sehen und auf dem Grün zu laufen, war echt toll. Jetzt spiele ich den Platz auf dem TrackMan und kann es mir so gut vorstellen.

Wir spielen gute Fee: Antje Heissel hat drei Wünsche frei – für die Zukunft beruflich wie privat. Welche sind das?
Ich möchte irgendwann Bundestrainerin werden, eine Familie haben und gesund bleiben.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für Ihre Golf-Karriere!

Wer sich für eine Karriere im Golf interessiert, findet unter www.traumjob-golfplatz.de alle wichtigen Informationen. Und wer sich für eine Ausbildung zum Fully Qualified PGA Professional interessiert, findet ausführliche Infos unter ausbildung.pga.de.