Kolumne

Kein Golf ist auch keine Lösung


15. Dezember 2023 , Carsten Moritz


Gedanken zum Golfjahr
Gedanken zum Golfjahr | © C.Moritz

Golfmentor Carsten Moritz schreibt in seiner neuen Kolumne über seine Gedanken zum Golfjahr 2023.

Es ist, wie es eigentlich immer ist. Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken und das Wetter macht draußen allen Plätzen zu schaffen. Geht es Ihnen nicht auch so, dass Sie im Lauf der aktuellen Golfrunden eine leichte Melancholie verspüren? Erinnerungen an das Golfjahr und schöne Runden bei angenehmen Temperaturen und traumhaften Platzzuständen kommen einem in den Sinn.

Wir alle haben noch auf einen Indian-Summer gehofft, aber die Realität sah hierzulande bekanntlich anders aus. Gefühlt waren die Runden teilweise wie Wattwandern im Regen und der einzige Sonnenstrahl war der Gewinn des Ryder Cups für Europa. Für die meisten und für mich auch noch im warmen Wohnzimmer. 

Auf einiger dieser Runden habe ich mit meinem Golfbuddy analysieren und philosophieren können. An vernünftiges Golf war bei den Bedingungen ja leider nicht mehr zu denken - aber als echter Golfer nimmt man es hin und macht das Beste draus. Kein Golf ist auch keine Lösung. Und wenn der Platz nicht gesperrt ist, muss es bei schlechten Bedingungen gelten, den Motor am Laufen zu halten und auf das Feintuning im nächsten Frühjahr zu warten. 

Gedanken zum Golfjahr

Es blieb und bleibt viel Luft für andere Gedankengänge; auch um zu zweit einmal gewisse Punkte und Erlebnisse abzugleichen. Da stapften wir also die Spielbahnen herunter, und wie es halt auch menschlich ist, fielen uns ganz leicht einige Dinge ein, die eher negativ behaftet waren. Die Erlebnisse mit Spielgruppen vor uns, Spielgeschwindigkeiten, Verhalten von anderen Mitgliedern des Clubs oder der Verantwortlichen auf der Anlage, die Entwicklung des Platzzustandes und Preis-Leistungs-Verhältnisses, Details, die einem aufgefallen waren, sowie natürlich Pitchmarken und Bunkerpflege. Und ja, wir waren auch bemüht, positive Punkte auf das Guthabenkonto einzuzahlen. 

Hatte es mit den Wetterbedingungen zu tun oder war man zu kleinlich? Fest steht, dass die meisten Punkte mit menschlichem Verhalten zu tun haben oder auf Fehleinschätzungen einzelner Personen basieren. Zwei Bausteine der Emotionalen Intelligenz sind die Selbstwahrnehmung und Selbstregulierung. Hatte es damit zu tun? Ehrlich gesagt haben auch viele dieser Punkte mit den Klischees zu tun, gegen die wir ja eigentlich alle kämpfen, oder? Es ist wie es ist und auch als Golfer sollte man wohl aufpassen, dass aus der Melancholie keine handfeste Depression wird. Dann besinnt man sich halt auf die positiven Dinge, um dem entgegenzuwirken.

Kaum ist man dabei, sich mental aufzuraffen, wird einem mit dem nächsten Erlebnis klar, dass Sichtweisen auf Erlebnissen beruhen. Soll man dann alles ausblenden? Wenn ein Putt vorbeigeht, dann hat man einen Schlag mehr auf der Karte! Beispiel aus dem Leben gefällig?

Ich nutzte neulich den Kurzplatz für eine schnelle Aufwärmrunde vor der eigentlichen Runde. Drei schnelle Löcher pro Durchlauf und ab ging die Post. Erstes Loch schnell runtergespielt, weil es für mich um das Warmmachen ging. Auf dem Tee der zweiten Par-3-Bahn schaute ich zum Loch und vor dem Grün hatten sich zwei Damen des Damentrainings platziert, die von dort ein anderes Grün mit Pitch anspielten. Soweit kein Problem. Absprache und gut, dachte ich. Vergebens. In aller Seelenruhe blockierten sie eine von nur drei Bahnen ohne sich an mir zu stören.  

Der Abschlag und ich erkennbar in Sichtweite. Das ist so, wenn Sie auf einer Spielbahn plötzlich unterbrechen müssen, weil Sie jemanden sehen, der mitten auf der Bahn einen Eimer Bälle auf die Nachbarbahn spielt. Wirklich kein Thema. Aber die Gleichgültigkeit und die fehlende Rücksichtnahme in dieser Situation hatte nichts mehr mit Etikette oder Miteinander zu tun. Es waren tolle Pitches, die zeigten, dass die Damen keine Anfängerinnen waren. Dann hätte es mich nicht so gewurmt. 

Golf selbst kann ja nichts dafür

Erwähnt sei noch, dass es weder geboten war zu schimpfen, die Damen grob zu stören oder mit einem „Fore“ das Grün dennoch anzuspielen. Ich übersprang einfach die Bahn, konnte mir aber eine kleine Bemerkung im Vorbeilaufen nicht verkneifen. Ich bin ja auch nur ein Mensch…

Hier ging es übrigens nicht um die Situation selbst, sondern um das rücksichtslose Verhalten einiger Zeitgenossen. Ich freue mich immer, wenn Leute auf dem Platz im Sinne des Spiels kommunizieren. Hier war es leider nicht so und passte irgendwie zu den Gesprächen, die man auf dem Platz so führte. Wichtig bleibt: Golf selbst kann ja nichts dafür! 

Ich wünsche uns allen, dass es schnell Frühling wird und Sie in der Zwischenzeit eine schöne Weihnachtszeit mit vielen Golfgeschenken erleben. Kommen Sie gut in ein neues, tolles und rücksichtsvolles Golfjahr mit überwiegend positiven Erfahrungen! Passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf! 

Herzliche Grüße, 
Carsten Moritz

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