Ryder Cup

King Artur knetet Team Europa zum Sieg


6. Oktober 2023 , Redaktion Golf.de


Artur Frank vor der Tribüne in Rom (r.) und mit den anderen Physios von Team Europa mit den siegreichen Spielern. © Privat
Artur Frank vor der Tribüne in Rom (r.) und mit den anderen Physios von Team Europa mit den siegreichen Spielern. © Privat

Sportphysiotherapeut Artur Frank aus Bayern erlebt mit dem Ryder Cup in Rom den bisherigen Höhepunkt seiner Karriere.

Es war ein außergewöhnlicher Ryder Cup: Das Golf-Team aus Europa hat mit einem Start-Ziel-Sieg den wichtigsten Pokal im Golfsport geholt. Die Mannschaft um Captain Luke Donald gewann in Rom mit fünf Punkten Vorsprung 16,5:11,5 gegen Team USA. Mit dabei war Artur Frank. Der Physiotherapeut mit Praxis im niederbayerischen Plattling kümmerte sich vor Ort um die Fitness und körperliche Leistungsfähigkeit der Spieler aus Europa. „Das war der bisherige Höhepunkt meiner Karriere. Aber so richtig realisiert habe ich es noch gar nicht“, berichtet der 60-Jährige. Das wird spätestens dann der Fall sein, wenn er sich sein Tattoo stechen lässt. Denn das hatte er sich vorgenommen: Bei einem Sieg wird der Pokal verewigt.

„Es war ein super organisiertes Turnier mit langen Behandlungstagen und einer tollen Abschlussfeier. Aber jetzt bin ich vor allem müde“, sagt Artur Frank auf dem Rückweg vom Flughafen. Kein Problem, denn er musste nicht gleich zurück in seine Praxis AF Medical im IsarPark Plattling, sondern flog erst einmal in den Urlaub nach Mallorca. „Da muss ich mir ein paar Videos vom Ryder Cup anschauen, vor allem die letzten Bahnen am Finaltag. Davon habe ich so gut wie nichts mitbekommen.“ Das ist kein Wunder, denn der Physiotherapeut war während des dreitägigen Turniers permanent im Einsatz. Da müssen fünf Stunden Schlaf reichen. Der Wecker klingelte um 4 Uhr, nach dem Frühstück ging es in Begleitung zum Golfplatz. „Vor uns und hinter uns ist jeweils ein Polizeiauto gefahren. So haben wir etwa 45 Minuten bis zum Golfplatz gebraucht. Ohne Fahrservice hätten wir sicher die doppelte Zeit benötigt.“

Während des Turniers bereitete der geborene Straubinger die europäischen Spieler auf ihre Einsätze vor und half bei der Regeneration nach der Runde. „Die große Herausforderung war es, die Spieler, die am Vormittag und am Nachmittag im Einsatz waren, zwischen den Runden zu versorgen. Da war Feuer unterm Dach. Es kommen alle gleichzeitig mittags rein, dann hatten wir vier Physios für die acht Spieler insgesamt etwa eineinhalb Stunden Zeit, um sie zu lockern und wieder zu mobilisieren.“


Die Therapeuten hätten sich vor allem auf die Wadenmuskulatur konzentriert, da diese auf dem hügeligen Platz stark beansprucht wurde. Grundsätzlich seien aber alle Spieler extrem fit und gut vorbereitet gewesen. Während des Turniers habe es keine Verletzungen geben. Doch der 60-Jährige war nicht nur in den Behandlungsräumen im Einsatz: Am dritten Tag war Artur Frank mit Verpflegung und Kühltaschen im Buggy an Loch 7 positioniert gewesen, um Spieler und Caddys zu versorgen. „Es war heiß, der Platz anspruchsvoll. Da darf der Körper nicht übersäuern“, erklärt der Physio die Herausforderungen. Ernährung und die regelmäßige Versorgung mit Kohlenhydraten sind da sehr wichtig.

Unvergesslich war für Artur Frank die Stimmung im Publikum. „Man hörte im Behandlungsraum die Menschenmassen und erkannte daran, wann Europa einen Punkt gemacht. Das war unendlich laut. Ich hätte an Abschlag eins vor den tausenden Zuschauern nicht mal einen Ball aufteen können. Wenn ich daran denke, bekomme ich jetzt noch eine Gänsehaut.“ Auch viele Deutsche seien beim Ryder Cup gewesen. „Manche hatten sogar eine Lederhosn an. Da freut man sich natürlich, wenn man jemanden aus der Heimat trifft.“ Mit dem Team USA hatte Artur Frank so gut wie keine Kontakte. „Einmal habe ich im Hotelaufzug Rickie Fowler getroffen und einmal ist Jordan Spieth an mir vorbeigegangen. Das war’s.“ Die Rivalen wohnten zwar im selben Hotel, wurden aber streng separiert. „Jeder hatte seine eigenen Bereiche, sogar jeder sein eigenes Gym. Das Gleiche galt für das Clubhaus am Golfplatz.“ Erst bei der Siegesfeier gesellten sich auch die Amerikaner dazu.

Es war ein einmaliges Event für Artur Frank. „Ich muss betonen: Alle, egal ob Spieler, Caddy oder das medizinische Team, wir waren eine Einheit. Wir hatten vom ersten Tag an eine unglaubliche Energie, es gab keine Hierarchien, alles war ein ,Wir‘.“ Nun ist das Turnier beendet, die Spieler sind bereits auf dem nächsten Platz im Einsatz. Doch der Sieg beim Turnier mit den besten Golfern Europas und der Vereinigten Staaten muss erst noch verarbeitet werden – zumindest von Artur Frank. Und etwas anderes fehlt auch noch: „Jetzt habe ich keine Ausrede mehr: Ich lasse mir mein erstes Tattoo stechen: den Ryder Cup. Ich muss nur noch mit meiner Frau besprechen, wo es hinkommt.“