Kolumne

Gehen oder bleiben?


6. September 2023 , Carsten Moritz


Ich bin dann mal weg…
Ich bin dann mal weg… | © FreePic

Die neue Kolumne von Golfmentor Carsten Moritz über Mitgliedschaften und Clubwechsel.

Liebe Leser! Leider sind wir schon wieder in der Zeit des Jahres angekommen, in der unser moralischer, finanzieller oder anspruchsvoller Selbsterhaltungstrieb uns an unsere Mitgliedschaften und Verträge erinnert. Ende September läuft die jährliche Kündigungsfrist der meisten Jahresverträge aus, und jedes Mitglied hat noch die Chance, zum nächsten Jahr zu kündigen und gegebenenfalls in der Nähe sein neues Glück zu finden. Sicherlich geht es im Transferfenster der Bundesliga spannender zu, jedoch ist es immer wieder überraschend, was sich auf den Anlagen so tut. Oder eben nicht tut.

Es ist nicht die erste Saison, an deren Ende ich überrascht erfahre, dass wieder einige bekannte Gesichter gekündigt haben und den Club verlassen werden. Auch wenn dies in einem größeren Club normal erscheint, hätte man mit einigen Entscheidungen nie gerechnet. In einigen Fällen bekomme ich dann auch noch die Gründe für einen angestrebten Wechsel mit. Selten überraschen mich dabei die immer wieder gleichartigen Begründungen als die Personen, die einen Wechsel herbeiführen wollen.

Ich muss gestehen, dass auch ich mir aktuell wieder Gedanken mache, obwohl es noch nicht so lange her ist, dass ich aus guten Gründen meinem langjährigen Club kündigen musste. Leider sind es immer wieder die gleichen Themen, die offensichtlich nicht nur mich beschäftigen.

Die abfallende Qualität des Platzzustands und das damit verbundene individuelle Preis-Leistungs-Gefüge spielt nebenher immer eine Rolle. Die wenigsten Mitglieder bekommen Gründe mit, die etwas logisch erklären lassen. Eine nicht ausreichende Anzahl von Greenkeepern?  Vielleicht auch unbezahlte Überstunden oder mangelnde Wertschätzung? Punkte, welche aus Mitgliedersicht schwer nachzuvollziehen sind, wenn man sich einen Platzzustand oder etwas anderes nicht erklären kann.

Eine fehlende oder schlechte Kommunikation mit Mitgliedern, die sich lediglich als (*Sorry) „Zahlviech“ fühlen müssen und als Mitglied nicht ernst genommen werden, darf in der heutigen Zeit eigentlich nicht sein. Ich habe schon öfter geschrieben, dass Wertschätzung keine Einbahnstraße sein darf. Wenn ein Mitglied das Vertrauen über die Verwendung seiner Gelder verliert und den Verbleib nicht nachvollziehen kann, ist es ungünstig für ein gesundes Verhältnis. Wenn Gelder für den Platz zu fehlen scheinen, aber offensichtlich woanders verwendet werden, kann eine Schieflage in der Meinungsbildung entstehen. Auch wenn ein Mitglied auf dem Platz regelmäßig kurze Putts verschiebt, ist es immer noch nicht blind. Andere schauen ganz bewusst an diesen Themen vorbei, um sich nicht ärgern zu müssen. Auch eine Taktik.

Auf die Abwanderung von Neueinsteigern nach dem ersten oder zweiten Jahr und die vermutlich fehlende Betreuung gehe ich jetzt mal nicht näher ein. Die Lösungen sind zu offensichtlich. Verbessert hat sich in den letzten Jahren endlich die Flexibilisierung der Mitgliedschaften, was jedoch auch einem Mitglied bessere Möglichkeiten für einen Wechsel bietet. 

Wie im Berufsleben, bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern, sollte ein emotionales Band nicht zerschnitten werden.  Die Beziehung zwischen Club und Mitgliedern ist in vielen Fällen auch noch sensibler. Wer hat Interesse daran, eine Basis der Existenzsicherung nachhaltig zu zerstören? Ich habe nie mitbekommen, dass sich eine Anlage nach den Gründen einer Kündigung erkundigt. Sie fragen warum? Einfach, um sich selbst zu hinterfragen und eine Tugend des Qualitätsmanagements umzusetzen. Reisende soll man nicht aufhalten? Das wäre hier eine kurzsichtige Denkweise, finden Sie nicht?

Natürlich ist die Fragestellung „gehen oder bleiben?“ eine sehr individuelle Angelegenheit. Die Abwägung von dem, was man hat, wie sehr man sich ärgert, wie hoffnungslos eine Situation erscheint. Und natürlich, welche Alternativmöglichkeiten versprechen bessere Angebote? Ich persönlich habe noch etwas Zeit mit meiner persönlichen Abwägung und Entscheidung. Und bis dahin werde ich weiterspielen und Details beobachten. Und Sie?

Herzliche Grüße,
Carsten Moritz   

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