Bernhard May

„Wir müssen eine Vision für den deutschen Golfsport entwickeln“


1. September 2023 , Thomas Kirmaier


Bernhard May ist neu im DGV-Präsidium und möchte vor allem die „grünen Themen“ weiter voranbringen. © Föhlinger
Bernhard May ist neu im DGV-Präsidium und möchte vor allem die „grünen Themen“ weiter voranbringen. © Föhlinger

Bernhard May ist Präsident des GC Würzburg, der Leading Golf Clubs of Germany und seit diesem Jahr auch im Präsidium des Deutschen Golf Verbandes. Sein Tätigkeitsbereich wächst und wächst. Golf.de hat mit ihm über seine Ideen und Pläne gesprochen.

- Herr May, warum sind Sie der richtige Mann fürs DGV-Präsidium?
Mit mehr als 25 Jahren Erfahrung als Betreiber und Geschäftsführer einer eigenen Golfanlage, Präsident eines klassischen Vereins mit aktuell über 1.200 Mitgliedern sowie als Präsident der Leading Golf Clubs of Germany verfüge ich sowohl über ein großes Branchen-Knowhow als auch über ein exzellentes gewachsenes Netzwerk. Die professionelle Führung einer Golfanlage ist seit langem Teil meines Tagesgeschäfts und das Netzwerk hilft zweifelsfrei, auch kurzfristig mit den richtigen Partnern und Verbänden in Kontakt zu treten, um Lösungen für anstehende Aufgaben zu erarbeiten. Dieses jahrzehntelange Wissen stelle ich dem deutschen Golfsport und dem DGV-Präsidium gerne zur Verfügung.

- Golf in Deutschland steht konkret vor welchen großen Herausforderungen?
Vielfach steigende gesetzliche Restriktionen und klimatische Veränderungen sind jetzt schon deutlich erkennbar und führen bereits zu enormen Herausforderungen beim Betrieb von Golfanlagen. Dazu kommen wachsende Kundenansprüche bei gleichzeitig verändertem Freizeitverhalten, massive Kostensteigerungen in allen Bereichen beim Betrieb einer Golfanlage und immer größere personelle Engpässe sowohl im Greenkeeping als auch im Office und in der Gastronomie vieler Clubs. In dieser Gemengelage ist die professionelle Führung einer Golfanlage Grundvoraussetzung, um den Fortbestand eines Golfplatzes zu sichern und das umfassende Leistungsangebot auch zukünftig zu einem fairen Preis-Leistungsverhältnis anbieten zu können. Neben diesen aktuellen Handlungsanforderungen halte ich es aber für wichtig, dass wir innerhalb der deutschen Golfszene wieder verstärkt aus dem Modus der Reaktion in jenen der Aktion wechseln. Wir müssen eine Vision für den deutschen Golfsport entwickeln, die aufzeigt, wie sich der Golfsport langfristig als relevante, nachhaltige und für die Gesellschaft wichtige Sportart einbringen kann.


- Was läuft sehr gut im deutschen Golf und wo gibt es noch Handlungsbedarf?
Die nationalen und inzwischen auch internationalen leistungssportlichen Erfolge deutscher Golferinnen und Golfer in den letzten Jahren waren wichtig für das Image unserer wunderschönen Sportart. Allerdings fehlt im Moment ein deutscher Superstar nach Bernhard Langer und Martin Kaymer, um noch mehr öffentliche Aufmerksamkeit zu erhalten. Handlungsbedarf sehe ich für viele Clubs und Betreiber vor allem darin, dass die nachhaltige Führung einer Golfanlage zukünftig einen deutlich höheren Stellenwert einnehmen wird. Klimaziele werden beim Betrieb von Golfanlagen wichtig und Ressourcenschonung sowie ein unter anderem durch starke Pflanzenschutzrestriktionen verändertes Pflegemanagement wird den Golfanlagenbetrieb bestimmen. Dies ist aus unterschiedlichen Gründen bei leider zu vielen Golfanlagen immer noch nicht weit genug oben auf der Agenda.

- In welchen Bereichen möchten Sie sich besonders einbringen im neuen DGV-Präsidium?
Einen Schwerpunkt meiner Tätigkeit sehe ich darin, die sogenannten grünen Themen mit Nachdruck und einer neuen Intensität voranzubringen. Dabei handelt es sich grundsätzlich um die schon angesprochene nachhaltige Ausrichtung einer Golfanlage und unter anderem das überlebenswichtige Wassermanagement mit sämtlichen korrespondierenden Herausforderungen. Wichtig ist mir außerdem ein aktiver kommunikativer Austausch unter den Clubs inklusive eines Best-Practice-Sharings, der von einem starken Verband koordiniert wird. Und darüber hinaus versuche ich meine Erfahrung einzusetzen, wie und warum Golfclubs mit ihren Mitgliedern in einen viel stärkeren kommunikativen Austausch treten sollten, um Hintergründe zu erläutern und Verständnis für Veränderungen zu wecken. So werden die grünen Themen immer mehr zu braunen Themen, nicht, weil uns diese Farbe besser gefällt, sondern weil viele Rahmenbedingungen gar keine Alternative zulassen. Der bekannte deutsche Golfplatzarchitekt Thomas Himmel hat es, zumindest für viele Fairways, sehr treffend formuliert: ,Wir spielen Golf auf Gras und nicht auf Farbe'.

- Lassen die Ämter als Präsident des GC Würzburg und der Leading Golf Clubs of Germany überhaupt Ressourcen zu, sich zusätzlich für den nationalen Verband vollumfänglich zu engagieren?
Ja, mein Zeitmanagement ist durchaus ambitioniert und ohnehin nur umsetzbar, weil meine Familie seit vielen Jahren mein Engagement stark unterstützt. Außerdem darf ich sowohl als Präsident des GC Würzburg als auch als Geschäftsführer meiner Golfanlage mit hervorragenden Kollegen und Mitarbeitern zusammenarbeiten, die es einem oft einfach machen. Auch bei den Leading Golf Clubs haben wir im Präsidium und Service-Center inzwischen ein eingespieltes Team, das gleich tickt und sich oft schnell einig ist. Im Präsidium des Deutschen Golf Verbandes habe ich in den ersten Meetings den Eindruck gewonnen, dass wir uns menschlich und fachlich ebenfalls sehr gut ergänzen, um die aktuellen und zukünftig wichtigen Themen für den Golfsport in Deutschland zusammen mit Nachdruck angehen zu können. Ich bin mir sicher, dass es hier zeitnah aufgrund der bereits erwähnten Herausforderungen zu einer teilweise neuen Allokation der verfügbaren Mittel kommen muss. Gleichzeitig bin ich optimistisch, dass diese Umsetzung mit meinen Kolleginnen und Kollegen in diesem Gremium sowie den motivierten Mitarbeitern der Geschäftsstelle des DGV in Wiesbaden gut gelingen kann.

Vielen Dank für das Interview!