Nachhaltigkeit

Grüne Energie, kein Plastik und regionales Essen


14. August 2023 , Petra Himmel


Der Anfang ist gemacht: Nachhaltigkeit bei Profi-Events
Der Anfang ist gemacht: Nachhaltigkeit bei Profi-Events | © P.Himmel

Im Profizirkus nimmt das Thema Nachhaltigkeit an Fahrt auf. Allerdings weniger, wenn es um das CO2-trächtige Reiseverhalten der Profis geht, sondern vielmehr im Hinblick auf die Ausrichtung der Events.

Egal ob The Open, AIG Womens Open, Amundi Evian Championship oder die gerade laufende Serie der verschiedenen anderen Profi-Events in Schottland – Plastikvermeidung, Kreislaufwirtschaft und regionale Lieferketten werden zunehmend zum Thema. 

Am besten sichtbar und damit weiterhin der Renner in Sachen Fan-Akzeptanz ist das Thema Plastikvermeidung. Während The Open zusammen mit Mastercard und Bluewater bereits seit einigen Jahren auf Wasserspender auf der gesamten Turnieranlage setzt und inzwischen auch im Catering komplett auf non-plastic umgestiegen ist, sind derartige Initiativen bei anderen Turnieren noch relativ neu. Bei der Amundi Evian Championship zum Beispiel erhielten Spielerinnen, Journalisten und Offizielle allesamt auffüllbare Flaschen als Präsent, die anschließend aus großen recycelten Evian-Kanistern befüllt wurden. 

Wie groß das Problem des zunehmenden Plastikmülls in den Meeren der Welt inzwischen ist, konnten einige der Profis bei der Seashore Safari im Rahmen der Scottish Open feststellen. Am Strand entlang des 13. Loch des Renaissance Golf Clubs fanden die Profis Stephen Galacher, Joost Luiten und Dan Bradbury zusammen mit Kindern aus der Region East Lothian und Mitgliedern der Marine Conversation Society mehr als acht Kilo Plastikmüll – übrigens drei Kilogramm mehr als im vergangenen Jahr. Organisiert hatte die Veranstaltung das Unternehmen Oceantee, das sich gegen Plastik auf Golfanlagen einsetzt. 

Für den Fan weit weniger sichtbar, aber nicht weniger wichtig, ist das Thema Energieversorgung von Turnieren. Hier ist die Nutzung von erneuerbaren Energien ein Thema der Zukunft, das bei The Open aber zum Beispiel auch bei der deutlich kleineren Freed Group Womens Scottish Open bereits in hohem Maß verfolgt wird. In Liverpool zum Beispiel wurde auf dem Parkplatz des TV-Compounds die Solaranlage bereits vor dem Eintreffen der ersten technischen Geräte installiert und als letztes abgebaut, um die Versorgung mit Solarenergie zu sichern. Ansonsten stammt bei Europas einzigem Major-Turnier der Herren die komplette Energie aus 100 Prozent erneuerbaren Quellen. Bei den Women’s Scottish Open waren es über 85 Prozent. 

Weitgehend „out“ sind bei nachhaltigen Golfturnieren auch so exotische Leckerbissen wie das Rindersteak aus Neuseeland oder die schnell eingeflogene Papaya. Regionalität bei Lebensmitteln sorgt für einen deutlich niedrigeren CO2-Fußabdruck der Veranstaltung, was nicht zuletzt auf die deutlich geringeren Lieferwege zurückzuführen ist.  Der R&A, verantwortlich für die Durchführung von The Open und der AIG Womens Open, gab im Rahmen seines Nachhaltigkeits-Programms Greenlinks zum Beispiel auf den Menütafeln für bestimmte Gerichte deren CO2-Wert an, so dass Zuschauer eine nachhaltigere Essenswahl treffen konnten. 

Ebenfalls für den Fan unsichtbar aber trotzdem wesentlich ist die Weiterverwertung von Materialien nach einem Großevent. Bei der British Open der Damen und der Herren werden Materialien von Bannern oder Verpackungen inzwischen zum Beispiel zu Rucksäcken für Helfer im nächsten Turnierjahr verarbeitet. Auch die Wiederverwendung von Holz von Aufbauten für soziale Projekte in der Region, etwa zur Erstellung von Schreibtischen, Pflanzbehältern oder ähnlichem, wird immer mehr zur Regel. 

Der Anfang also ist gemacht – zumindest bei einem Teil der Turniere. Ungelöst bleibt nachwievor die Frage, wie man den großen Ausstoß von CO2, der durch die Anreise von Spielern und deren Betreuern erzeugt wird, reduzieren kann. Im Bereich der Fan-Mobilität setzten die Veranstalter der Turniere in Schottland auch in diesem Jahr massiv auf die Bewerbung öffentlicher Verkehrsmittel. Bei The Open zum Beispiel ist die Anreise per Bahn eine sehr häufig genützte Alternative. Die Gründe dafür sind allerdings klar: Zum einen liegt der Royal Liverpool GC als Austragungsort 2023 direkt neben einer Bahnstation, zum anderen ist die Anreise per Auto mit Umstieg auf Shuttle-Busse ziemlich mühselig. Wenn die nachhaltigere Anreise gleichzeitig die komfortablere ist, erreicht der Veranstalter eben eine Win-Win-Situation.