Platztest

Linksgolf-Selbstversuch


25. Juli 2023 , Redaktion Golf.de


Die Profis haben bis gestern gespielt, du Amateur!
Die Profis haben bis gestern gespielt, du Amateur! | © M.Born

Der Selbstversuch: Sportreporter traut sich auf den Linkscourse Caldy Golf Club direkt neben Royal Liverpool.

Der Hamburger Sportjournalist Michael Born (DAZN und RTL) war bei der Open Championship als Reporter für Golf.de in Hoylake unterwegs. Und einen Tag später versucht er es selbst auf dem Linkscourse ein paar Kilometer weiter in Caldy.

Nach brutalem Wetter am Open-Sonntag ist die Lage am Montag morgen kaum zu fassen: 17 Grad, Sonnenschein, ein paar harmlose Wolken und eine Brise vom Meer – das wäre das perfekte Wetter für die Finalrunde gewesen. 

So fahre ich die kleine Allee Richtung Club durch Caldy und dann liegt da der Platz, leicht erhöht das Clubhaus und das kleine Übungsgelände mit herrlichen Blick Richtung West-Wales. 

Warmup und dann ab an die Eins, als Hobbyspieler mit Handicap 17 (gefühlt natürlich deutlich besser…) bin ich schon recht nervös. Was wird mich für ein Platz, was für ein Rough erwarten?

Erstmal erwarten mich Liz und Carol, die Ihre Abschlagszeit ein bisschen verbummelt haben. Die Ladies sind hier schon ein paar Jährchen (oder Jahrzehnte, besser nicht fragen), da nutz ich für neun Löcher doch gerne mal die Platzkenntnis.

Überraschenderweise treffe ich den Drive für meine Verhältnisse perfekt, Start passt. Das Eisen 9 danach allerdings erstmal ins Rough, aber das wollte ich ja eh testen. Nicht so tief, Annäherung aber nicht einfach, es bleibt ein 15-Meter-Putt zum Start auf den Grüns. Der saust fünf Meter über das Loch hinaus, der nächste fällt. Den hätte Brian Harman auch nicht besser gemacht, denke ich – es sollte ein sehr seltener Glücksmoment auf den Grüns bleiben.

Auf Loch 2 folgt schon der erste Drei-Putt, danach geht’s auf dem Weg zur nächsten Bahn noch an Bäumen und kleinen typischen englischen Häusern vorbei und dann auf eine Erhöhung. Der Ausblick ist phänomenal, im Vordergrund die Liverpool Bay noch bei Ebbe, im Hintergrund das grüne Wales. Traumhaft, leider nicht mein Abschlag - direkt in einen Bunker. Keine Open-Topfbunker, aber mehr als raushaken ist nicht drin, macht dann am Ende wieder Bogey.

Bahn vier: Jetzt kommt zum ersten Mal Wind ins Spiel, heute schon nicht einfach - am Open-Sonntag muss diese Bahn entlang des Meeres fast unspielbar gewesen sein. Mit Gegenwind komm ich nicht klar, der Drive fliegt nach links Richtung Steilküste, bleibt aber im Spiel, ich rette mich irgendwie zum Bogey.

Die Acht ist ein herrliches Par 3, mit Rückenwind einen kleinen Hügel runter, der Wind packt den Ball, aber die Annährung passt und aus einem Meter - mit Herzklopfen - fällt das erste Par des Tages.

Loch 9 nochmal am Meer entlang. Mittlerweile ist die Flut gekommen, ganz schnell wie auf Bestellung sind die ersten Boote unterwegs. Es ist einfach traumhaft, der Abschlag nicht ganz so, aber okay. Wieder Bogey am Ende, das spielt aber heute nicht die große Rolle. Es ist wirklich ein Geschenk, genau an diesem Tag auf diesem Platz unterwegs zu sein.

Im Vordergrund die Liverpool Bay noch bei Ebbe, im Hintergrund das grüne Wales
Im Vordergrund die Liverpool Bay noch bei Ebbe, im Hintergrund das grüne Wales | © M.Born


Zurück Richtung Clubhaus ist der Platz auf den zweiten Neun eher ein Parkland Course. An Loch 13 zeigt sich mal wieder wie behämmert Golf manchmal ist. Nach einem grausamen Abschlag und aus dem Rough gehackten Ball, knallt der dritte Schlag halbhoch an die Fahne und bleibt einen Meter entfernt liegen - easy Par. 

Loch 14: Abschlag in den Wind, immer schwierig. Da fehlen dann mal eben 30 Meter plus x. Macht den zweiten auch nicht leichter. Hybrid vo das Grün, 30 Meter zur Fahne. Das müsste man mal trainieren. Ganz okay rangechippt. Wieder zwei Putts. Erinnerung an mich selbst: Putten üben, üben, üben, üben.

Abschlag Loch 15 mit Rückenwind, obwohl der nicht gut getroffen war, entspannte 220 Meter. Ach, wäre das Leben doch immer so einfach. Okay-Annäherung, Putt aus dem Vorgrün aus 15 Meter circa 90 Zentimeter an den Stock. Jetzt bloß nicht versauen. Ich denke an Rory. Selbst der hat so einen bei den Open verschoben. Ich notiere eine Fünf. 

Der Weg zum 16. Loch ist leider ziemlich lang. Wie kann man so ein Putt vorbeischieben?

Das nächste Fairway ist gefühlt 70 Meter breit, rechts gibt’s ein bisschen Rough, überraschenderweise landet mein Ball da, wer hätte damit gerechnet??

Das tiefste Rough des Tages. Richtig tief. Aber natürlich kann ich den mit dem Eisen 8 raushauen. Willkommen im Rough auf der linken Seite 100 Meter weiter vorne. Die Profis haben bis gestern gespielt, du Amateur! 

Auch an der leichten 17 mach ich Fehler, versuche aber langsam wieder den Tag zu genießen, auf der 18 folgen zum Abschluss nochmal drei Putts, das große Problem heute. Irgendwas ist ja immer, aber dieser Linkscourse war insgesamt wirklich sehr besucherfreundlich und für einen Hobbygolfer auch spielbar. 90 Schläge, ich habe mit Schlimmerem gerechnet. Das wäre nebenan in Hoylake anders ausgegangen, aber da gibt es die nächste Startzeit – im Oktober.