DGL 2023

Und die Liga steht Kopf


25. Juni 2023 , Christopher Tiess


Tagessieg: Der Berliner GC Stolper Heide reiste mit Bestbesetzung nach Hubbelrath und zeigte seine wahre Stärke.
Tagessieg: Der Berliner GC Stolper Heide reiste mit Bestbesetzung nach Hubbelrath und zeigte seine wahre Stärke. | © DGV/ Tiess

Alles ist anders nach diesem vierten Spieltag - von Vorentscheidungen ist kaum eine Spur zu sehen. Und doch gibt es viel Bewegung in der Ligatabelle und vor allem einen heimlichen Sieger.

Düsseldorf. Mit einem sprichwörtlichen lauten Knall meldet sich das Team des Berliner GC Stolper Heide zurück. Nachdem die Aufsteiger in den drei bisherigen Spieltagen stets den fünften Platz einnahmen, holen sie hier am Sandberg einen überragenden Tagessieg. Sie absolvieren die am Sonntag gespielten Einzel mit einem Mannschaftsergebnis von zehn Schlägen über Par, ohne Anrechnung jeglicher Streicher. Das ist der mit Abstand beste Team Score für alle hier ausgespielten Einzel. Für den Spieltag stehen sie bei 22 Schlägen über Par.

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Doch das Rennen um die Spitze war lange Zeit offen. Am Vormittag spielte sich ein Kopf-an-Kopf-Duell zwischen Stolpe und den Gastgebern des GC Hubbelrath ab - die Führung wechselte mehrfach. Erst im Verlauf der Runde zeigte sich die Überlegenheit der Berliner. Klar ist auch: die Herren von der Stolper Heide sind mit einer starken Mannschaft angetreten und endlich können sie zeigen, wie richtig ihr Coach Max Tscherner lag, als er vor der Saison sagte: dieses Team gehört in die erste Liga. Aber ob der späte Erfolg noch reicht, um die Aufsteiger zu retten? 

Sieg ohne Sieger

Immerhin: Mit dem Tagessieg haben sie nunmehr acht statt drei Ligapunkten auf ihrem Konto. An der Tabellenposition ändert dies allerdings nichts. Und da der auf Platz vier stehende GC Hösel selbst drei Punkte geholt hat und somit bei 12 Ligapunkten steht, ist der Zug für den Berliner GC Stolper Heide de facto abgefahren. Denn selbst wenn Stolpe am noch verbleibenden fünften Spieltag erneut den Sieg holt und Hösel lediglich den letzten Platz einnimmt, reicht es auch dann nur zur Punktegleichheit. Und die Schlagdifferenz zählt gänzlich zugunsten der Rheinländer. Derzeit liegt Hösel 87 Schläge vor dem Berliner GC Stolper Heide. Die Hypothek vom Saisonbeginn wiegt schwer.

Max Tscherner ist sich dessen nur allzu sehr bewusst - freut sich aber dennoch sehr über den Sieg. Er sagt: „Wir hatten dieses Mal das Glück, dass alle Spieler da sind. Und mir war von Beginn an klar: wenn wir unser bestes Line-Up aufstellen können, dann gehören wir vorne immer dazu, weil unser Team nicht nur als Team auftritt, sondern auch das spielerische Niveau gegeben ist.“ 

Dass die Stolper ausgerechnet auf einem Platz gewinnen, der ihrem eigenen so gar nicht ähnlich ist, kann Tscherner erklären: „Grundsätzlich muss ich sagen, ist Hubbelrath nicht so unsere Anlage. Wir sind eher gewohnt, offene Schüsse zu haben, wo wir auf Länge gehen. Wir haben aber das Glück, auch mit Wannsee, dass uns da so ein gewisses Platz-Design liegt. Und wir hatten natürlich auch etwas Frust aus den ersten drei Spieltagen und das Ziel war auch zu beweisen, was geht. Jeder von uns wusste: es geht hier um alles und hat das auch gezeigt.“

Zu den dennoch düsteren Saison-Aussichten gibt Tscherner eine realistische Einschätzung: „Wir müssen erstmal sagen: Wannsee ist schon beinahe mehr Heimatplatz als unser eigener, einfach weil wir dort so oft spielen - egal ob Training oder Turnierrunden. Der Platz ist für uns theoretisch so, dass wir da richtig tief gehen können. Wir werden auch dort wieder mit dem gesamten Team antreten. Wir wissen aber auch: es wäre eine Legende, wenn wir das noch schaffen. Und so genießen wir jetzt erst einmal den Tagessieg. Wir haben uns selbst bewiesen, dass wir zurecht hier sind. Wir haben mit Hamburg und Hubbelrath auch die beiden letzten Deutschen Meister geschlagen. Und langfristig wollen wir wieder hier aufteen - und dann am Ende der Saison auf Platz eins, zwei oder drei landen.“

Timo Vahlenkamp und sein Team vom Berliner GC Stolper Heide haben den Spieltag dominiert. Und doch ist das rettende Ufer unendlich weit weg.
Timo Vahlenkamp und sein Team vom Berliner GC Stolper Heide haben den Spieltag dominiert. Und doch ist das rettende Ufer unendlich weit weg. | © DGV/ Tiess

Sieger ohne Sieg

Das sportliche Spektakel hier im GC Hubbelrath wurde, wie auch schon am Samstag, von zahlreichen Zuschauern begleitet. Vor allem am Clubhaus glich die Atmosphäre einem sportiv gearteten Volksfest. Die Golfsport-Begeisterung der Hubbelrather war einmal mehr beispielhaft. Und der Club tat alles, um seine zahlreichen Gäste unkompliziert zu versorgen. Vor allem die vielen Fans der beiden rheinländischen Mannschaften sollten auf ihrer Kosten kommen.

Denn der GC Hubbelrath beendet sein Heimspiel auf dem zweiten Platz. Und obwohl es für den Tagessieg nicht gereicht hat, gehen die Hausherren als die großen Sieger vom Platz. Mit ihrem erneut starken Auftritt holen sie vier wertvolle Punkte für die Ligatabelle und übernehmen mit nun 14 Zählern die Führung. 26 Schläge über Par benötigten die Düsseldorfer für diesen vierten Spieltag - die Herren spielten konzentriert, um ihr Spiel zusammenzuhalten. 

Coach Roland Becker zieht ein positives Fazit: „Nachdem wir gestern morgen wirklich gut gespielt haben, fühlte es sich so an, als ob der Spieltag gut für uns laufen könnte. Die Platzierungen der anderen Mannschaften war für uns auch ziemlich optimal - zumindest wenn man das Final Four im Kopf hat. In den Vierern und heute ist es dann nicht ganz so gut gelaufen. Wir haben ordentlich gespielt, aber eben nicht super. Stolpe war ein paar Schläge besser und ist verdient als Sieger vom Platz gegangen. Ich hätte aber durchaus gerne den Extra-Punkt mitgenommen, als Polster für Berlin. Dieses Polster haben wir nun nicht - wir müssen also in Berlin unbedingt liefern. Dafür müssen wir uns vorbereiten - ich bin aber trotzdem zufrieden.“ 

Zu den weiteren Aussichten sagt Becker: „Wir sind zwar jetzt Tabellenführer, es können aber theoretisch noch vier Mannschaften ins Final Four kommen. Ich bin also gespannt, wer mit welchem Team anreist. Wir selbst werden nicht ganz optimal dabei sein können. Aber ich freue mich darauf. Denn wir sind gerne beim Final Four dabei und haben auch gute Erinnerungen an dieses schöne Event.“

Julian Bauermeister und sein GC Hubbelrath sind die Sieger ohne Sieg. Nach starkem Fight auf eigenem Platz übernehmen sie die Führung in der Tabelle.
Julian Bauermeister und sein GC Hubbelrath sind die Sieger ohne Sieg. Nach starkem Fight auf eigenem Platz übernehmen sie die Führung in der Tabelle. | © DGV/ Tiess

Hösel schaut in Richtung Final Four

Und dann war da Rang drei. Ein wahrer Fight auf des Messers Schneide spielte sich um diese Platzierung ab. Hösel oder Hamburg. Hamburg oder Hösel. Bis ganz zum Schluss kämpften die beiden Teams und es waren die späten Schlagverluste der Norddeutschen, die den Ausschlag gaben. Mit vier Zählern Vorsprung holt der GC Hösel (+46) den für ihn so wichtigen Platz drei. Wichtig, weil damit der Klassenerhalt noch einmal deutlich sicherer ist. Und weil die nunmehr zwölf Ligapunkte sogar realistische Hoffnungen für das Final Four erlauben. 

Am Ende der Tagestabelle finden sich die bisherigen Topmannschaften der Ligagruppe wieder. Der Hamburger GC kann während der entscheidenden Wertungsrunde des Spieltags keine wirklich tiefen Scores ins Clubhaus bringen und verliert nach und nach die Fühlung zum Mittelfeld. Allein der Sonntag steht bei den Falkensteinern mit 26 Schlägen über Par zu Buche - und das obwohl da bereits ein 15-Über-Ergebnis als Streicher getilgt ist. Sie beenden den Spieltag mit insgesamt 50 Schlägen über Par. 

In der Ligatabelle ziehen die Hamburger nun zwar punktgleich mit dem G&LC Berlin-Wannsee, der seit Saisonbeginn die Führung inne hatte. Dennoch ist dies nicht das Ergebnis, das die Falkensteiner wollten. Denn nach dem starken Abschneiden der Hubbelrather sind die Falkensteiner nur noch auf Platz drei der Ligatabelle. Mit insgesamt 13 Ligapunkten bleibt das Ticket für das Final Four ungelöster als je zuvor. Dass sie in der Ligatabelle weiter hinter Wannsee stehen, ist zudem dem schlechteren Schlagverhältnis gegen Par geschuldet.

Und die bisherigen Tabellenführer, die schon am dritten Spieltag lediglich Platz vier holen konnten, müssen sich einmal mehr mit dem Gefühl einer Niederlage auf den Heimweg machen. Das Rheinland verwöhnt die Herren aus der Hauptstadt keineswegs mit Erfolg. Sie fallen von Platz eins auf den zweiten Rang - haben allerdings lediglich noch einen Punkt Vorsprung auf Platz vier. Und der fünfte Spieltag der DGL-Jubiläums-Saison ist vielleicht der spannendste, den es bislang überhaupt gab.