Mental

Endlich mehr Konstanz im Wettkampf


13. Juli 2023 , Felix Grewe


Frust auf dem Grün – im Turnier wesentlich häufiger als auf der Trainingsrunde.
Frust auf dem Grün – im Turnier wesentlich häufiger als auf der Trainingsrunde. | © Toru Hanai/Getty Images

Warum spielen wir im Training oft viel besser als im Turnier? Fabian Bünker und Niko Osenberg liefern Gründe – und Vorschläge für eine andere Perspektive.

Sie kennen das Phänomen bestimmt – es gibt schließlich kaum jemanden, der es nicht kennt: Am Freitag auf der Trainingsrunde spielen Sie wie in einem Rausch. Die Drives landen auf dem Fairway. Die Schwünge fühlen sich geschmeidig an. Sie erkennen, wo Sie das Risiko reduzieren sollten und wo Sie attackieren können, deshalb kommen Sie mit Bunkern und Wasserhindernissen kaum in Kontakt. Und sowohl Ihre Wedges als auch den Putter bewegen Sie mit viel Gefühl. Einen Tag später ist alles anders. Gleicher Kurs, ähnliche Bedingungen – nur: Turnier! Plötzlich schwingen Sie verkrampfter als am Vortag, Ihre Bälle landen im Semirough statt auf der angenehm kurz gemähten Wiese. Sie bleiben nicht vor der Bunkerkante liegen, sondern rollen hinein in den tiefen Sand und auf dem Grün schieben Sie die Kugel viel zu oft knapp am Loch vorbei. Wettkampffrust!

Die Bedeutung von Erfolg

„Das größte Problem ist die eigene Erwartungshaltung“, analysiert PGA Golf Professional Fabian Bünker in seiner Podcast-Folge 226. Gemeinsam mit Niko Osenberg, einem der Coaches aus Bünkers Golfakademie, plaudert der ehemalige Nationalspieler über die Gründe dafür, dass es im Training oft so viel besser läuft als im Wettkampf. Spoiler: Häufiges Training führt nicht automatisch zu konstanteren Ergebnissen. Die zentrale Frage, mit der sich die beiden Experten befassen: Warum haben Turnierergebnisse für Golfer überhaupt eine so große Bedeutung? Schließlich ist die Konsequenz einer schlechten Runde überschaubar – und auf das große Ganze betrachtet sogar geradezu nichtig. Eine von Bünkers Erklärungen: Viele Golfspieler sind erfolgsverwöhnt – nicht nur auf der Wiese, sondern auch im Leben. Die Erwartungen an sich selbst sind deshalb wolkenkratzerhoch. Man ist wirtschaftlich gut situiert, beruflich ambitioniert und ehrgeizig. Misserfolge? Eher selten. Das reduziert die Toleranz für schlechte Leistungen.  

Zwei Wege zu mehr Gelassenheit

Osenbergs zwei Vorschläge für mehr Gelassenheit: Spielen Sie entweder so regelmäßig Turniere, dass Wettkampferfahrungen zum Alltag werden und Sie Routine im Umgang mit Drucksituationen gewinnen. Oder, noch besser: Andern Sie Ihre Erwartungshaltungen! „Man sollte sich öfter fragen, welche Bedeutung dieses Turnier für mich in einem Jahr noch haben wird“, rät Bünker. Was er meint: Aus der Retrospektive betrachtet verlieren selbst die bittersten Rückschläge oft ihre Bedeutung. Und: Auch die Angst, von anderen als Versager gestempelt  zu werden, ist meistens unbegründet. „Am Ende ist das Ergebnis nur für mich selbst bedeutend“, sagt Bünker. Sein Appell: Machen Sie sich frei von den Meinungen Ihrer Mitspielerinnen oder Kumpels. Die nehmen nämlich in der Regel viel weniger von Ihnen wahr als Sie glauben. 
 

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