Ryder Cup

Zach vs. Henrik – Die Kapitäne im Duell Mann gegen Mann


22. März 2022 , Thomas Kirmaier


Duell der Kapitäne: Zach Johnson (USA) und Henrik Stenson (Europa) kennen sich gut von der Tour-Bühne. © Andrew Redington/Getty Images
Duell der Kapitäne: Zach Johnson (USA) und Henrik Stenson (Europa) kennen sich gut von der Tour-Bühne. © Andrew Redington/Getty Images

Wer die beiden Teams beim Ryder Cup 2023 in Rom ins Feld führen wird, steht nun fest: Henrik Stenson (Europa) und Zach Johnson (USA). Golf.de hat beide Kontrahenten im Duell Mann gegen Mann verglichen. In zehn Kategorien.

1. Körpersprache

Ein Faktor, der definitiv den Unterschied ausmachen kann, wenn es eng zugeht. Wenn eine Mannschaft mit breiter Brust, stolz und emotional auftritt, kann das einen Gegner nachhaltig beeindrucken. Und wie der Captain – so das Team. In dieser Kategorie hat Henrik Stenson aus unserer Sicht die Nase vorn. Nicht nur, weil der 1,90 Meter große Schwede rund zehn Zentimeter größer ist als sein Gegenüber. Stenson ist mehr Athlet, Motivator, Figur. Seine Präsenz auf dem Platz ist imposanter als die des manchmal (Sorry!) etwas gedrungen wirkenden Zach Johnson – 1:0 für Europa.

2. Herkunft/Familie

Beide Kapitäne haben stabile Familienverhältnisse. Beide sind verheiratet und haben jeweils drei Kinder. So eine funktionierende Familie gibt Rückhalt und Kraft, die ein Ryder-Cup-Captain definitiv braucht. Stenson wuchs in Südschweden auf, lebte einige Jahre mit seiner Familie in Dubai, inzwischen aber in Florida. Johnson wuchs in Iowa auf und lebt mit Familie in Georgia. Beide Captains spielten in der Jugend Fußball und haben jüngere Geschwister. Viele Parallelen. Klarer Fall: Punkteteilung – 1,5:0,5 für Europa.

3. Major-Siege

Hier sprechen die Zahlen eine klare Sprache: Zach Johnson hat mit dem Masters 2007 und der Open Championship 2015 zwei Big Events gewonnen, Henrik Stenson mit der Open 2016 dagegen nur eines. Lange Zeit gehörte Stenson zum Kreis der Top-Stars, die kein Major gewinnen konnten. Zwar hat Stenson doppelt so viele Top-Ten-Plätze auf Majors wie sein Kontrahent und deutlich mehr Cuts gemacht, aber Johnson hat eben diesen einen Titel mehr – und bekommt somit in dieser Kategorie auch den Punkt: 1,5:1,5.

Hier wird 2023 um den Ryder Cup gespielt: Bahn 18 des Marco Simone Golf & Country Clubs in Rom.
Hier wird 2023 um den Ryder Cup gespielt: Bahn 18 des Marco Simone Golf & Country Clubs in Rom. | © Luke Walker/Getty Images


4. Ryder-Cup-Bilanz

Da hat Henrik Stenson die Nase vorn. Der Schwede spielte fünfmal für Team Europa und hat mit 10-7-2, also zehn Siegen bei sieben Niederlagen und zwei Punkteteilungen, eine positive Bilanz aufzuweisen. Unvergessen Stensons Sieg bringender Putt beim Vergleich 2006 im irischen K Club – als Debütant wohl gemerkt. Johnson hat mit 8-7-2 ebenso eine positive Statistik, liegt jedoch im Vergleich hinter Stenson. Also Punkt für den Schweden: 2,5:1,5 für Europa.

5. Erfahrung

Eine enorm enge Kiste. Wenn du ein junges, wildes Team zu steuern hast, ist es nie schlecht, wenn der Mann am Ruder einen Haufen Erfahrung mitbringt. Nun sind beide Captains vielleicht nicht unbedingt mit ganz so viel Erfahrung gesegnet wie ihre jeweiligen Vorgänger, aber beide wissen genau, wie der Hase läuft. Beide wechselten nahezu zeitgleich ins Profilager (1998), sind im selben Jahr geboren (1976) und erlebten eigentlich so gut wie alles, was man im Profigolf erleben kann. Da liegen Stenson und Johnson absolut auf Augenhöhe: Remis – 3,0:2,0 für Europa.

6. Social Media

Wer ein echter Profi ist, der weiß, dass er sich seinen Fans auch im Netz präsentieren muss. Und zwar von seiner besten Seite. Mal Bilder und Videos vom Platz, bei Hobbys, mit Familie oder sonst irgendetwas Buntes, was Follower eben zum Liken animiert. Stenson ist in diesem Bereich deutlich fleißiger und auch kreativer. Stensons Posts sind witziger, mutiger und unterhaltsamer als die Beiträge von Zach Johnson. Sorry, in dieser Kategorie geht unser Like (Punkt) klar an den Schweden: 4,0:2,0 für Europa.

7. Rückhalt

Ein nicht zu unterschätzender Aspekt. Wer von beiden hat mehr Unterstützung von den Tour- und Verbands-Bossen im Hintergrund? Zach Johnsons Nominierung lief deutlich reibungsloser als die Stensons. Dass Johnson Team USA anführen wird, stand früh fest. Da gab es auch wenig Diskussionen über eine Alternative. Da waren die Amerikaner klarer. In Europa galt lange Zeit der Engländer Luke Donald als heißester Anwärter. Stenson haftete in den Medien bisweilen eine Saudi-League-Debatte an. Er müsse sich entscheiden, hieß es. Und eigentlich soll sowieso Lee Westwood die erste Wahl gewesen sein, bis der ablehnte, weil er sich noch auf seine aktive Karriere konzentriere. Punkt für die USA: 4,0:3,0 für Europa.


8. Weltrangliste

Wenn man die Entwicklung beider Spieler im OWGR vergleicht, fallen zwei Parameter auf. Erstens: Stenson sammelte früh in seiner Karriere als Berufsgolfer Punkte und verbesserte sich in der Rangliste stetig, während Johnson zunächst einen sehr holprigen Start in die Rangliste hatte. Stenson fiel im Sommer 2012 aus den Top 200, Johnson schwächelte 2019. Im Moment liegen beide ziemlich gleichauf irgendwo jenseits der 200. Wird sich wenig ändern, wenn sich beide mehr aufs Coaching konzentrieren. Remis – 4,5:3,5.

9. Material

Klingt technisch, der Begriff ist im Spitzensport aber üblich: Wenn es um die Zusammensetzung des Teams geht, sprechen Coaches vom Spielermaterial. Der Pool an Weltklasse-Golfern im besten Alter ist in den USA im Moment deutlich breiter und tiefer als in Europa. Es gibt schlicht mehr Morikawas, Cantlays, Schauffeles und DeChambeaus als Rahms und Hovlands. Da hat Zach Johnson einfach mehr Möglichkeiten. Auch wenn der Ryder Cup ein Team-Event ist – die derzeitige spielerische Überlegenheit der Amerikaner hat sich 2021 in Wisconsin hübsch in allen Facetten entfaltet. Punkt USA: 4,5:4,5.

10. Coolness

Zach Johnsons Spitzname ist „Z“ (gesprochen Zed) oder Z-Man. Wenig spektakulär und nicht sehr einprägend. In den USA gibt es zahlreiche coolere Jungs als den Mann aus Iowa. Stenson hatte von einem Sky-Reporter früh den Spitznamen Iceman bekommen, als er cool und ruhig die Challenge Tour gewonnen hatte. Bis heute ist der Schwede der Iceman, was perfekt zu ihm passt, wenn er maschinenmäßig seinen Drives durch coole Sonnenbrillen (eigenes Design) hinterherschaut und null Emotionen zeigt. Der Frühherbst 2023 kann heiß werden im Marco Simone Golf & Country Club vor den Toren Roms. Da musst du kühlen Kopf bewahren. Daher kommt der Iceman, der als Amateur und Profi schon mehrfach in Italien unterwegs war, gerade recht. Punkt und knapper Sieg für Europa: 5,5:4,5.