Finale 2015

Neuer Deutscher Mannschaftsmeister 2015 der Herren: GC Hubbelrath


23. August 2015 , Stefan Bluemer


Max Mehles brüllt seine Freude laut raus (Foto: DGV/stebl)
Max Mehles brüllt seine Freude laut raus (Foto: DGV/stebl) | © (Foto: DGV/stebl)

War das ein Feuerwerk! Das Finale der Saison 2015 hätte in der KRAMSKI Deutsche Golf Liga nicht spannender ausfallen können. Im Stechen setzte sich der GC Hubbelrath gegen den Rekordmeister Hamburg durch. In diesem Finale hätte es eigentlich zwei Sieger geben müssen, so stark präsentierten sich beide Mannschaften. Titelverteidiger Mannheim-Viernheim setzte sich im Kleinen Finale gegen den GC St. Leon-Rot mit 8,5:3,5 durch.

 Der Hamburger GC legte in den Vierern wieder ganz stark vor und führte mit 3,5:0,5. Der GC Hubbelrath ließ sich davon aber nicht beeindrucken, denn es ist den Rheinländern schon einmal gelungen, in einem Finale einen 0:4-Rückstand zu drehen. Einige der Spieler, die heute in Lich das Dress des GC Hubbelrath trugen, waren auch damals schon am Start. Zudem gab es in der Mittagspause nicht nur aufmunternde Worte von Trainer Roland Becker, sondern auch Christian Sommer, Christian Reimbold und Max Kieffer ergriffen das Wort, um die Mannschaft auf die acht Einzelmatches einzustimmen. Und so kam es, dass sich ein Finale auf allerhöchstem Niveau entwickelte, in dem sich die Kontrahenten nichts schenkten und bei aller sportlichen Fairness um jeden Punkt fighteten als gäbe es kein Morgen mehr. Ein absoluter Leckerbissen für die zahlreichen Zuschauer war das Duell zwischen Max Kieffer und Michael Thannhäuser. Extrem beeindruckend, zu welchen Höchstleistungen sich diese beiden Spitzenspieler trieben. Am Ende stand das Match auf des Messers Schneide und der Platz wurde regelrecht auseinander genommen. So legte Max Kieffer, der bislang noch nie mit seiner Mannschaft einen Titel bei der DMM gewinnen konnte, auf Bahn 6 seinen Ball ins Vorgrün, während der Hamburger Gegner rechts neben dem Grün im Rough lag. Eigentlich Vorteil für Hubbelrath – sollte man meinen. Michael Thannhäuser gelang es aber auf die beste Art und Weise, sich zu befreien: er lochte kurzerhand zum Eagle ein.

Kieffer konnte seinen Eagle-Putt nicht versenken und so verkürzte Hamburg in diesem Match auf nur noch 1auf für Hubbelrath. Schon auf dem nächsten Loch drehte „Kiwi“ den Spieß wieder um und erhöhte auf 2auf, indem er einen Birdieputt aus gut und gerne sieben Meter wie auf Schienen ins Loch schob. „Da kann man nichts machen“, stand Michael Thannhäuser kopfschüttelnd und voller Anerkennung für seinen Finalgegner neben dem Grün.

Dies war aber bei Weitem nicht der längste Putt, den der Tourspieler lochte. Schon auf Bahn 13, also der vierten Bahn dieses Matches, lief ein Putt aus sagenhaften 35 Metern mit der letzten Umdrehung ins Loch. Von den insgesamt knapp 2.900 Zuschauern, die an beiden Tagen die Fairways säumten, liefen natürlich viele bei diesem Ausnahmeduell mit und wurden mit zahlreichen Schlägen der Extraklasse belohnt. Am Ende hatte Max Kieffer zehn unter Par gespielt, um gegen Michael Thannhäusers -9 mit 1auf auf dem letzten Grün zu gewinnen. „Das war heute riesig. Ich musste mein allerallerallerbestes Golf auspacken, um gegen Michael zu gewinnen. Das hat richtig Spaß gemacht“, war Kiwi nach dem Siegesputt sichtlich ergriffen von diesem Erfolg für seine Mannschaft.

Doch nicht nur in diesem Match wurde bis zum letzten Grün gekämpft. In der Endphase des Finales wurden Athleten, Schlachtenbummler und Zuschauer in ein wahres Wechselbad der Gefühle geschickt. Quasi mit jedem Schlag änderte sich das Bild auf dem Leaderboard, weil Hubbelrath die ersten Matches für sich entschieden hatte und so den Rückstand aus den Vierern nach und nach wettmachen konnte. Die Duelle Philipp Westermann gegen Max Mehles und Brian Schnoor gegen Max Herter fanden keinen Sieger, so dass auf dem 18. Grün die Spannung knisterte, weil die Waagschale sich mit jedem Schlag in die eine oder andere Richtung hätte senken können. Am Ende stand es nach vier Vierern und acht Einzeln 6:6 – ein Stechen musste die Entscheidung bringen.

Stechen im Finale

Für den Hamburger GC traten Philipp Westermann, Niklas Adank und Brian Schnoor an. Hubbelrath setzte auf Max Kieffer, Nicolai von Dellingshausen und Max Mehles, als das Tageslicht mehr und mehr schwand. Auch dieses Final Four wird damit wieder in die Geschichtsbücher des Golfsports eingehen. Den Abschlag setzten beide Spieler des ersten Playoff-Duells sicher auf das Fairway. Philipp Westermann ließ seinen Schlag ins Grün etwas zu kurz und landet vor dem Grün im Wasserhindernis – allerdings lag der Ball noch spielbar. Max Kieffer schlug seinen Ball zwar auf Fahnenhöhe, lag allerdings in einer sehr misslichen Lage unter einem Busch links neben dem Grün. Der Rettungsschlag gelang dem Spieler der PGA European Tour perfekt. „Besser kann ich diesen Schlag nicht ausführen. Von zehn Versuchen gelingt mir das vielleicht einmal“, kommentierte Kiwi seinen Zauberschlag, der gerade auf das Loch zulief und dann doch noch auslippte – was im Jubel der Hubbelrather fast unterging. Westermann konnte nicht kontern und so stand es 1:0 für Hubbelrath.

Im zweiten Match des Stechens standen sich Niklas Adank und Nicolai von Dellingshausen gegenüber. Im ersten Durchlauf teilte die Kontrahenten das Loch und wurden sofort wieder hoch auf das Tee der Bahn 9 gefahren.

Max Mehles und Brian Schnoor sorgten unter den Zuschauermassen am Grün für Herzrasen, denn beide lagen mit dem zweiten Schlag auf oder am Grün, machten dann aber jeweils Schläge, die etwas zu kurz blieben. Seinen Birdieputt lochte Mehles aus rund fünf Metern und brüllte seine Erleichterung in den Abendhimmel. Brian Schnoor stand nun mächtig unter Druck, hielt diesem aber stand und lochte aus etwa zwei Metern ebenfalls ein. Auch er ließ seiner Erleichterung freie Lauf und wurde von seinen Mannschaftskameraden für diesen coolen Putt gefeiert. Ab ging es für Schnoor und Mehles zurück auf das Tee.

DGL Final Four 2015 Herren

Die Verleihung des Pokals an die Herren des GC Hubbelrath durch Marcus Neumann. (Foto: DGV/stebl) | © (Foto: DGV/stebl)
Die Freude über den Sieg ist groß bei den Herren des GC Hubbelrath (Foto: DGV/stebl) | © (Foto: DGV/stebl)
Das Team des Deutschen Meisters 2015, GC Hubbelrath.(Foto: DGV/stebl) | © (Foto: DGV/stebl)
Der Rekordmeister Hamburg sicherte sich die Silbermedaille. (Foto: DGV/stebl) | © (Foto: DGV/stebl)
Der Titelverteidiger Mannheim-Viernheim gewinnt die Bronzemedaille bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften 2015. (Foto: DGV/stebl) | © (Foto: DGV/stebl)
Max Mehles brüllt seine Freude laut raus (Foto: DGV/stebl) | © (Foto: DGV/stebl)

Im zweiten Extraloch für Niklas Adank und Nicolai von Dellingshausen fiel die Entscheidung. Wieder einmal Nicolai von Dellingshausen, der vor zwei Jahren in dem legendären Nachtstechen von WinstonGolf den entscheidenden Putt lochte und auch im Halbfinale in diesem Jahr gegen den GC St. Leon-Rot für seine Mannschaft den letzten Punkt des Stechens holte. Adank hatte seinen Abschlag ins Gebüsch gesetzt. Nach fünf Minuten erfolgloser Suche war dieser Ball verloren. Der Hanseat hatte auch seinen provisorischen Ball weit neben das Ziel gesetzt. Auf Bahn 14 spielte der Hamburger weiter. Erst mit dem fünften Schlag lag Adank letztlich auf dem Grün – NvD hatte dagegen seinen zweiten Schlag ins Vorgrün gesetzt. Das Match war entschieden und der Jubel der Hubbelrather war mindestens so groß wie die erste Enttäuschung beim Rekordmeister aus Hamburg. Ein denkwürdiges Finale mit famosen sportlichen Leistungen, kleinen Tragödien und unfassbarer sportlicher Fairness war zu Ende gegangen.

Erfolgstrainer Roland Becker wurde von seiner Mannschaft zum traditionellen Vollbad im Teich neben dem Grün überredet und landete in hohem Bogen im Wasser.

Kleines Finale

Im kleinen Finale setzte sich der GC Mannheim-Viernheim gegen den GC St. Leon-Rot mit 8,5:3,5 durch. Damit gewinnt der Titelverteidiger die Bronzemedaille und St. Leon-Rot bleibt zum ersten Mal seit 2002 ohne Medaille.

Ted Long, Trainer des GC Mannheim-Viernheim hatte es geschafft, nach der Halbfinale-Niederlage gegen Hamburg erneut Spannung aufzubauen und seine Jungs so zu motivieren, dass sie zumindest die „Südmeisterschaft“ einfahren wollten. Entsprechend ging es schon in den Vierern am Vormittag los, als die Mannheimer drei Punkte holten und nur Christopher Dammert mit Steffen Harm es schafften, durch einen 2auf-Sieg gegen Hurly Long und Max Oelfke einen Punkt für SLR zu gewinnen. Jeremy und Yannik Paul setzten sich mit 3und1 gegen Alex Matlari und Raphael Geißler durch, noch deutlicher waren die beiden anderen Matches, die mit 5und3 sowie 6und5 an Mannheim gingen.

In den Einzeln am Nachmittag wurde die Angelegenheit sehr deutlich, denn die drei ersten Partien gingen an den entthronten Titelverteidiger, so dass aus den restlichen fünf Matches schon ein halber Punkt gereicht hätte, um die Bronzemedaille zu gewinnen. Besonders glatt ging es für Max Oelfke, der gegen seine ehemalige Mannschaft einen 7und6-Sieg einfuhr. Gegner war der amtierende Deutsche Lochspielmeister Raphael Geißler, der aber offenbar zu viele Körner am Vortag in seinem Match gegen Max Kieffer gelassen hatte.

Auch wenn für Mannheim vor diesem Turnier nur die Titelverteidigung in Frage gekommen wäre, war der Club letztlich doch froh, zumindest den Nachbarn aus St. Leon-Rot hinter sich zu lassen und somit die flux proklamierte Südmeisterschaft gewonnen zu haben.

Jeremy Paul, der im kleinen Finale mit 1auf gegen Sebastian Schwind gewonnen hatte, war mit der Bronzemedaille sichtlich happy: „Heute war ich echt begeistert von der Stimmung in unserer Mannschaft. Jeder hat trotz der Niederlage gestern echt alles reingelegt und man konnte den Siegeswillen förmlich spüren. Oft ist es ja so, dass im kleinen Finale die Luft etwas raus ist, aber das war heute gar nicht der Fall. Wir wollten uns würdevoll verabschieden und uns für die gute Saison mit einer Medaille belohnen.“

Danny Wilde, Coach des GC SLR war nach dem Spiel gegen Mannheim enttäuscht, blickt aber auch schon wieder nach vorne: „Wir sind heute überhaupt nicht ins Spiel gekommen. Mannheim hat super gespielt und verdient gewonnen. Meine Jungs haben alles gegeben und bis zum Ende alles versucht. Natürlich sind wir mit dem Ausgang dieses Final Four nicht zufrieden, aber wir konnten an diesem Wochenende einfach nicht unsere Leistung zeigen. Wir werden das in den nächsten Tagen reflektieren, aber eines steht schon fest: nur wer auch mal fällt kann lernen, wieder aufzustehen.“ Diese Worte aus SLR können getrost als Kampfansage für die kommende Saison verstanden werden und so wir in St. Leon-Rot sicher quasi sofort eine spannende Vorbereitung auf die neue Saison beginnen.

Raphael Geißler, der in diesem Jahr mit dem Sieg bei der Deutschen Lochspielmeisterschaft schon eine Goldmedaille gewonnen hatte, verbuchte dieses Final Four als wahnsinnige Erfahrung: „Ich konnte gegen einen der besten Spieler Europas antreten, sein Spiel genau beobachten und schauen, wo es noch Potenzial für mich gibt. Ich war mit meinem Match gegen Max Kieffer sehr zufrieden, denn vor allem unter Druck und in dieser neuen Situation kamen Schläge oft noch besser als normal. Aus diesem Match kann ich unheimlich viel mitnehmen und bin Max Kieffer dankbar für seine Offenheit während des Matches. Da konnte ich trotz des Zweikampfs einiges lernen.“

Im Spiel um Platz 3 fehlenten dem Youngster dann etwas die Kräfte: „Heute war mein Energielevel nach den letzten Wochen und dem Match gegen Max Kieffer sehr weit unten. Ich hatte in den letzten Wochen viele Turniere und auch viel trainiert. Es ist ärgerlich, dass wir mit dem Team nach den starken Zählspieltagen nur auf Platz 4 gekommen sind. Im Stechen gestern hat und einfach das nötige Quäntchen Glück gefehlt, um in ein spannendes Finale am Sonntag zu kommen. Jetzt müssen wir von neuem anfangen und auf ein erfolgreiches Jahr 2016 hinarbeiten!“

Hatte es im Vorfeld Spekulationen um die Stärke der Staffeln Nord und Süd gegeben, dürfte die Diskussion, dass es im Norden viel leichter ist, ins Final Four aufzusteigen als im Süden nun erstmal beendet sein, denn auch wenn an den fünf Zählspiel- Wettkampftagen im Ligaalltag die Ergebnisse im Süden teils tiefere Hausnummern erbringen, hat der Norden sich mit Gold und Silber klar durchgesetzt.