Caro Masson

„Bin unheimlich glücklich mit dem Start“


17. April 2024 , Daniel Dillenburg


Kehrte mit einer neuen Perspektive auf den Golfsport auf die Tour zurück: Caro Masson.
Kehrte mit einer neuen Perspektive auf den Golfsport auf die Tour zurück: Caro Masson. | © Orlando Ramirez/Getty Images

Caroline Masson gehört seit vergangenem Jahr zu den LPGA Moms. Seit einigen Wochen spielt die mehrmalige Solheim-Cup-Teilnehmerin wieder auf der Tour. Wir haben mit der Elite-Team-Germany-Spielerin gesprochen.

Ein Comeback nach Maß: Nach einjähriger Babypause kehrte Caroline Masson im März auf die LPGA Tour zurück. Seitdem erreichte sie bei drei Starts zweimal die Top 30. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Jason McDede (Caddie der Weltranglistenersten Nelly Korda) und ihrem gemeinsamen Sohn Benton ist die 34-Jährige wieder im Touralltag angekommen, der sich aber nun natürlich anders gestaltet als noch vor der Geburt des ersten Kindes.

Vor ihrem Start bei der Chevron Championship in Texas, dem ersten LPGA-Major des Jahres (zur Tour-Vorschau >>>), sprach Elite-Team-Germany-Spielerin Masson mit Golf.de über ihre Auszeit, eine neue Perspektive auf den Golfsport sowie ihre Rolle als Mentorin für die jüngeren deutschen LPGA-Spielerinnen:

Als Sie in die Babypause gingen, waren Sie nicht sicher, ob sie überhaupt wieder auf die Tour zurückkehren würden. Was haben Sie während Ihrer Auszeit am meisten vermisst?

Um ganz ehrlich zu sein, habe ich Golf in der Zeit relativ wenig vermisst. Ich habe das Gefühl, dass mir die Pause gutgetan hat. Ich konnte etwas Abstand gewinnen und einfach mal von außen draufgucken. Was natürlich gut: Benton und ich waren bei einigen Turnieren dabei – beim Solheim Cup, bei der Evian Championship und einigen Turnieren in Florida. Insofern war es schön, bekannte Gesichter zu sehen und allen den kleinen Nachwuchs vorzustellen.

Wann kam die Freude am Golfen zurück?

Als ich wieder angefangen habe zu trainieren und ich Tag für Tag gesehen habe, wie viel besser ich wurde. Ich war immer ein Freund vom Training und liebe den Prozess. Das habe ich wahrscheinlich am meisten vermisst.

Stephan Jäger sprach kürzlich in einem Interview mit Golf.de darüber, wie sehr sich seine Perspektive auf den Golfsport geändert hat, als er Vater wurde. Wie hat sich die Gründung einer Familie auf Ihre Einstellung zu ihrem Beruf ausgewirkt?

Es hat sich einiges geändert. Ich denke, wenn Golf an erster Stelle steht, dann bestimmt es das Leben. Manchmal ist das okay, aber manchmal wird es auch ungesund. Insofern ist es schön, eine andere Perspektive zu haben. Benton und die Familie stehen an erster Stelle. Golf ist – so wichtig es auch ist – zweitrangig. Das wirkt sich auch positiv auf dem Platz aus. Wenn mal etwas schiefgeht, erinnert man sich daran, dass dies nicht alles ist, was man im Leben hat. Nach der Runde, wenn man den Kleinen sieht und er dich anlächelt, ist alles vergessen, was zuvor auf dem Golfplatz passiert ist. Man definiert sich nicht mehr so sehr über die Golfergebnisse, sondern über seine eigene Persönlichkeit, Mutter zu sein, für das Kind da zu sein. Daher ist es eine sehr gesunde Änderung der Perspektive und ich glaube, dass es sich auch positiv auf die Golfergebnisse auswirkt. Es ist also eine schöne Sache, wenn es zur rechten Zeit kommt, neben dem Golf auch Familie und Kinder zu haben. Für mich es jedenfalls ein toller neuer Lebensabschnitt und hilfreich, eine neue Perspektive auf den Golfsport zu haben.

Gleichzeitig bleibt aber auch weniger Zeit zum Golfen, oder?

Ja, aber das führt auch dazu, dass man die Zeit zum Trainieren effektiver nutzt. Sonst hat man immer das Gefühl, man trainiert nicht genug und holt nicht das Beste heraus. Jetzt, wo weniger Zeit zur Verfügung steht, und man lernt, diese besser zu nutzen, geht man nach einem Trainingstag zufriedener nach Hause und kann damit besser abschließen. Es ist gesund zu wissen, wann Golf vorbei ist und das normale Leben wieder anfängt.


Ihr Mann, Jason, ist langjähriger Caddie der aktuellen Nummer eins der Welt, Nelly Korda. Gibt es am Essenstisch auch andere Themen als Golf?

Natürlich sprechen wir zuhause viel über Golf. Es ist schön, einen Partner zu haben, der nachvollziehen kann, was gerade in einem vorgeht. Er hilft mir auch viel beim Training zuhause und ist ein Teil meines Teams. Gerade jetzt mit Benton hat man aber auch andere Gesprächsthemen und kommt leichter weg von den Golfkonversationen. Das ist eine ganz gute Balance bei uns.

Wie sehr beeindruckt und inspiriert Sie Korda?

Für mich ist Nelly definitiv die beste Spielerin der Welt. Letztes Jahr war etwas schwieriger für sie. Da hat sie nicht gewonnen und das hat ihr etwas zugesetzt. Aber nach den Gesundheitsproblemen, die sie hatte, gehört das auch dazu. Ich bekomme natürlich gut mit, wie professionell Nelly und ihr Team arbeiten. Davon nehme ich viel mit und ich versuche, von den besten der Welt zu lernen. Ich bin nicht überrascht, dass sie aktuell so erfolgreich ist. Mental ist sie in einer guten Verfassung und alles läuft so, wie sie es sich vorstellt. Da ist es wirklich schwer, sie zu schlagen. Es zeigt mir, was möglich ist, und ich hoffe, die ein oder andere Woche mal vor ihr stehen zu können. Das würde auch gleichzeitig ein gutes Ergebnis für mich bedeuten. Ansonsten versuche ich mich, ein bisschen an ihr zu orientieren, ohne zu vergessen, dass ich Caro bin, mein eigenes Spiel spielen muss und Nelly dann doch auf einem anderen Level ist.

In der Zeit, als Sie in der Babypause waren, haben sich einige deutsche Spielerinnen in den Vordergrund gespielt. Aktuell sind mit Alex Försterling, Esther Henseleit und Olivia Cowan drei Deutsche in den Top 100 der Weltrangliste. Wie sehen Sie die Entwicklung im deutschen Damengolf?

Ich freue mich, die Ergebnisse zu sehen. Ich denke auch, dass Konkurrenz für alle eine gute Sache ist. Das Verhältnis unter den deutschen Tour-Spielern ist richtig gut. Man unterstützt sich gegenseitig und freut sich, so viele gute Ergebnisse zu sehen. Es ist schön, für die jungen deutschen Spielerinnen eine gewisse Rolle einer Mentorin einnehmen zu können, und es macht auf jeden Fall Spaß, jetzt mehr deutsche Gesichter als nur Sandra, Sophia und mich auf der Tour zu sehen.

Isi Gabsa bezeichnete die aktuelle Stimmung im deutschen LPGA-Lager als familiär. Wie gerne nehmen Sie an diesen Familientreffen teil?

Mit Kind ist das nicht so einfach, zeitlich alles unter einen Deckel zu bekommen. Aber ich freue mich, dass das Verhältnis zu den anderen deutschen Spielerinnen so gut ist und versuche auch meinen Teil dazu beizutragen, dass sich alle gut verstehen und an dem ein oder anderen Familientreffen teilzunehmen.

Spielten bei der Ford Championship in einer Gruppe: Caro Masson und Lydia Ko.
Spielten bei der Ford Championship in einer Gruppe: Caro Masson und Lydia Ko. | © Christian Petersen/Getty Images



Ihre Rückkehr auf die Tour verlief aus sportlicher Sicht sehr vielversprechend. Bei drei Starts ging es zweimal unter die Top 30. Haben Sie selbst mit einem solch starken Comeback gerechnet?

Meine Erwartungen waren relativ gering. Nach so einer langen Pause weiß man überhaupt nicht, wo man sein eigenes Spiel einordnen soll und wie man unter Turnierdruck reagiert. Ich hatte nicht viel Zeit, mich auf das Comeback vorzubereiten. Anfang des Jahres habe ich angefangen, wieder Bälle zu schlagen und ich hatte das Gefühl, dass es nicht so viel Zeit war, wieder zu ein hundert Prozent zurückzukommen. Daher bin ich unheimlich glücklich mit dem Start. Die Qualität meines Spiels war richtig gut. Das hat mir eine Menge Selbstvertrauen gegeben und gezeigt, dass ich in Zukunft auch wieder ganz vorne mitspielen kann. Ich werde jetzt einfach versuchen, die Erwartungen weiter gering zu halten und Spaß da draußen zu haben. Ich bin positiv gestimmt.

Ihr Sohn Benton ist natürlich immer mit auf Reisen. Wo hält er sich auf, wenn Sie und ihr Mann auf der Runde sind?

Die LPGA hat seit 30 Jahren ein Daycare-Programm, wo wir als Spielerinnen unsere Kinder an Turniertagen abgeben können und die dort betreut werden. Das sind drei Damen, die Woche für Woche mitreisen und die Betreuung führen. Das ist natürlich eine ganz tolle Sache und wir sind dankbar, dass uns die Tour damit die Möglichkeit gibt, unsere Karriere als Mutter weiterzuführen. Es ist gut zu wissen, dass die Kinder gut aufgehoben sind, und Spaß haben mit den anderen Kindern. Benton hat das auch super angenommen. Der geht gerne dort hin und spielt mit den anderen Kindern. Für mich natürlich toll, meinen Job weiter durchführen zu können, ohne mir Gedanken um mein Kind machen zu müssen.

Diese Woche steht für Sie in Texas das erste Major des Jahres an. Wie läuft Ihre Vorbereitung und was können wir von Ihnen bei der Chevron Championship erwarten?

Meine Vorbereitung lief ganz gut. Die Woche zuhause war relativ kurz. Ich habe ein paar Tage freigemacht und dann an ein paar Schrauben gedreht, die in den letzten Wochen nicht optimal liefen. Aber ich gehe entspannt in die Woche. Viel ändert sich in einer Major-Woche eigentlich nicht. Das Programm bleibt relativ ähnlich und ich versuche, die Erwartungen gering zu halten. Es ist ein neuer Platz für mich, deswegen steht mir etwas mehr Arbeit bevor. Je mehr Erfahrung man auf einem Platz hat, desto wohler fühlt man sich. Aber der Platz gefällt mir und ich treffe den Ball ganz gut. Ich gehe mit recht viel Selbstvertrauen in die Woche, will aber in erster Linie Spaß haben.

Vielen Dank für das Gespräch und eine gute Major-Woche!