Training

Drei Tipps: So retten Sie sich aus der plötzlichen Krise


7. März 2024 , Redaktion Golf.de


Frust statt Freude: Wenn plötzlich jeder Schlag misslingt, schwindet das Vertrauen ins eigene Spiel.
Frust statt Freude: Wenn plötzlich jeder Schlag misslingt, schwindet das Vertrauen ins eigene Spiel. | © Canva

Jeder Golfer kennt es: Von einem auf den anderen Moment will einem nichts mehr gelingen. Was dann hilft, lernt Rentner Karl-Heinz bei seinem Golfpro Steve.

von Carlo Reumont

Karl-Heinz ist Malermeister in Rente, er spielt jede Woche Golf. Erfolg auf dem Platz bedeutet für ihn, mit jungen Golfern mitzuhalten. Er ist ein schneller Spieler, für 18 Löcher benötigt er gerade einmal dreieinhalb Stunden. Von seinem Pro Steve hat er zuletzt gelernt, eine Schlagroutine zu entwickeln. „Damit gehst du über die Schwungtechnik hinaus und spielst mehr das Spiel, weil du weniger nachdenkst“, hat ihm Steve erklärt. Karl-Heinz muss sich erst mit der Idee anfreunden.

Umgang mit Fehlern

Als wieder einmal eine seiner Seniorenrunden ansteht, trifft Karl-Heinz beim Einschlagen jeden Ball. Er ist sich seines Schwungs und seines Spiels sicher. „Die Jungs werden Staunen“, denkt er sich auf dem Weg zum ersten Tee. Sein Abschlag sitzt. Er startet solide mit zwei Pars und einem Bogey. „Bist wohl wieder beim Steve gewesen“, kommentiert sein Flightpartner Alexander, als sie zum vierten Loch gehen. Karl-Heinz schweigt und schmunzelt.

Am Abschlag von Bahn vier spricht er ohne große Planung den Ball an und schlägt zu. Getoppt. Die Kugel schießt im Tiefflug 50 Meter, rollt noch etwas und bleibt nach 100 Metern liegen. Karl-Heinz lacht und hakt den Fehlschlag innerlich ab. „Der nächste sitzt“, muntert er sich selbst auf. Doch der nächste sitzt nicht. Er schlägt den Ball in den Wald. Statt zu lachen, beginnt er diesmal zu fluchen.

Wenn kein "Quick-Fix" hilft

Hastig greift er in seine Tasche und bringt einen neuen Ball ins Spiel. Dieses Mal macht er einen Probeschwung und konzentriert sich dabei darauf, seinen linken Arm gerade zu halten. Doch wieder trifft er unsauber. Karl-Heinz wird wütend. Wie kann so etwas nach so einem guten Start passieren? 

Karl-Heinz probiert Schlag für Schlag alle „Quick-Fixes“, die ihm einfallen: Er hält den Kopf still, schwingt mehr aus der Hüfte, hält die Hände im Abschwung vor dem Ball. Doch es ist zum Verzweifeln. Jetzt weiß er, was Steve im Unterricht mit der Technikfalle meinte. Er steckt fest. „Wird schon wieder“, versuchen ihn die anderen zu ermutigen. „Tu einfach das, was du an den ersten Löchern getan hast“. Genau das versucht er ja, aber nichts hilft. An Abschlag sieben wünscht er sich, er säße schon im Clubhaus. „Das ist nicht Golf spielen. Das ist Golf arbeiten“, ärgert er sich. 

Stabilität als Basis

Während die anderen ihre Bälle auf die Bahn bringen, denkt Karl-Heinz an Steves Worte: „Ein guter Startpunkt für die Routine ist Stabilität“. Karl-Heinz geht gedanklich den Schwung von Kopf bis Fuß durch. Als er an den Füßen ankommt, geht ihm ein Licht auf: „Beinarbeit!“ sagt er laut zu sich vor Begeisterung, während Alexander mitten im Abschwung ist. Alexander verhaut seinen Ball. „Mensch, Karl-Heinz! Was soll das Geschrei, während ich spiele?!“,  schimpft er. „Sei nicht so empfindlich, Alex“, antwortet Karl-Heinz, „den hättest du auch so verhauen. Mach mal Platz da!“

Selbstbewusst betritt Karl-Heinz den Abschlag. Er weiß genau, was zu tun ist. Er muss seinen Schwung in der Routine von unten aufbauen: Sicherer Stand in den Füßen, den Oberkörper fest in den Beinen satteln, in der Drehung die Stabilität halten. Mit diesen Ideen macht er einen Probeschwung. Er spürt, dass seine Bewegung kleiner ist als zuvor, aber dafür kompakter. Karl-Heinz stellt sich an den Ball und schlägt zu. Volltreffer! „Jawohl!“ schreit er auf. Anstatt den nächsten Schlag zu scheuen, freut er sich. Zurecht: Schlag für Schlag kommt er wieder zu sich und knüpft dort an, wo er die Runde begonnen hatte. Bei jedem Schlag, vom Abschlag bis zu Putt, konzentriert er sich nur auf seine Stabilität und wie sie den Rhythmus bestimmt.

Auch wenn sein zwischenzeitliches Tief ihm den Score verhagelt, findet er nun wieder die Freude am Spiel. Nicht nur über seine Schläge und die Ergebnisse, sondern auch darüber, dass er auf einfache Weise, mit einer stabilen Beinarbeit, wieder sauber trifft. 

Was Sie von Karl-Heinz lernen können – drei Tipps: 

  1. Wenn es mal nicht läuft, fokussieren Sie sich auf Ihre Beinarbeit. Stabilität ist die Basis eines guten Schwungs.
  2. Eine Schlagroutine hilft, um technische Abläufe zu automatisieren. Wenn wir auf dem Platz weniger über Technik nachdenken, kommen wir besser ins Spiel.
  3. Gute Schläge auf der Range sind kein Garant für gutes Spiel auf dem Platz. Gutes Spiel beginnt bei der Spielfreude.
| © Alles im Fluss


Über den Autor: 

Carlo Reumont hat das Buch „Golf – die Kunst des Spielens. Wie du der Technikfalle entkommst“ geschrieben. Die Geschichten im Buch erzählen, wie sich auf dem Platz der Spielmodus aktivieren und Kampf und Krampf beenden lassen. Hauptfigur ist der Golfpro Steve, ein ehemaliger Surfprofi aus Südafrika, der mit seinen Impulsen hilft, den Flow im Spiel zu entdecken.