IAM Herren ´23

Dobrunz marschiert


28. Juli 2023 , Stefan Bluemer


Nils Dobrunz vom G&LC Berlin-Wannsee (@ DGV/stebl)
Nils Dobrunz vom G&LC Berlin-Wannsee (@ DGV/stebl)

Nils Dobrunz hat mit dem Platz des GC München Valley offenbar eine tiefe Freundschaft geschlossen. Der Berliner schickt sich an, auch 2023 ein großes Turnier auf der Anlage im Süden von München zu gewinnen und setzt sich mit acht Birdies und einem Eagle weit vom Feld ab.

Valley – Bei der 83. German International Amateur Championship setzt Nils Dobrunz vom G&LC Berlin-Wannsee ein Ausrufezeichen. Der Berliner, der sich vor knapp einem Jahr an gleicher Stelle den Titel bei der Deutschen Meisterschaft gesichert hatte, legt seiner starken 66 vom Vortag eine überragende 63 (-9) nach, obwohl er ein Bogey auf der Karte hatte.

Der Start in den Tag gelang auf Tee 10 schon mal vielversprechend. Nach diesem Eagle folgten noch auf seiner Front Nine weitere drei Birdies, so dass der Berliner mit fünf unter Par auf die Back Nine kreuzte.
Wer gedacht hatte, dass das Bogey auf Loch drei dieser Traumrunde ein Stop-Schild einpflanzen würde, wurde schnell von dem 24-Jährigen Athleten eines Besseren belehrt. Auf den letzten sechs Löchern donnerte Dobrunz noch einmal fünf Birdies auf den Platz, vier davon in Serie.
Lapidar kommentierte der Leader dieser IAM der Herren sein famoses Ergebnis: „Da spielt sich einer für das Final Four ein.“

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Wenn Dobrunz diese Form bis zum großen Finalturnier der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf konservieren kann, dürften seine direkten Gegner im Matchplay mit einer guten Portion Respekt auf das erste Tee treten, wobei Matchplay natürlich eine ganz andere Geschichte ist.

„Das Eagle an meinem ersten Loch waren zwei ordentlich Schläge mit Driver und Eisen 6 sowie ein guter Putt aus fünf Metern. Abgesehen von der -10 im klassischen Vierer letztes Wochenende, habe ich erst einmal im Qualifying in den USA eine -9 gespielt. Der Abschluss der Runde heute war natürlich perfekt. Ich spiele tatsächlich häufiger mehrere Birdies in Folge. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich komplett im Tunnel bin und bei jedem Schlag vollstes Vertrauen habe“, kommentierte der weit enteilte Leader sein bislang tiefstes Einzelergebnis in einer Turnierrunde.

Wind am Vormittag

Am Vormittag war der Wind im Voralpenland stark. Gäbe es in Bayern Windräder, hätten die modernen Windmüller guten Gewinn eingefahren, so kräftig pustete stabiler Wind mit kräftigen Böen über den Platz des GC München Valley. Für die Teilnehmer der 83. German International Amateur Championship, die am zweiten Wettkampftag eine frühe Startzeit hatten, kamen die Elemente richtig ins Spiel und so gab es am Vormittag auch nur wenig tiefe Scores.

69er des Morgens

Bester Score im frühen Startblock war die 69, die dafür aber mehrfach gespielt wurde.
Im Klassement nach zwei Tagen ist von diesen 69ern Norwin Gohm vom Stuttgarter GC Solitude am besten platziert, nachdem er am ersten Wettkampftag schon unter Par geblieben war.
„Heute kam ich sehr gut mit dem Wind zurecht und konnte ihn gut einschätzen. Dabei war der Driver heute sehr gut und ich habe zusätzlich sehr gut geputtet. Der Platz ist für den vielen Regen im guten Zustand. Wenn der Driver läuft, lässt es sich gut spielen. Die Grüns sind schön weich und man kann die Fahnen direkt attackieren“, kommentierte der Stuttgarter seine Runde, bei der nach 17 gespielten Löchern sogar noch fünf unter Par lag, ehe er sich auf der 18 ein Doppelbogey notieren musste.

Aksel Moe aus den USA hat seiner 74 vom ersten Tag die 69 folgen lassen. Der US-Boy, der vor wenigen Tagen 18 Jahre alt geworden ist, spielte eine ganz solide Runde mit nur einem Bogey und drückte seinen Score mit vier Birdies auf unter 70 Schläge.

Maik Süßbier vom G&LC Berlin-Wannsee steigerte sich beträchtlich. Hatte der Youngster vom Wannsee am Vortag noch 75 Schläge gebraucht, lag er heute, als er von Tee 10 startete, nach sechs gespielten Löchern schon „drei unter“, kassierte auf den Spielbahnen 17 und 18 jeweils einen Bogey, rappelte sich aber wieder auf und drückte den Score auf seiner Back Nine durch zwei weitere Birdies wieder auf -3.
„Heute bei dem Wind lief vor allem das lange Spiel sehr gut, was mir viele Birdiechancen ermöglicht hat. Auch mit meinem Putten war ich heute zufrieden. Geholfen haben auch gute Pitches, um die Birdies zu erarbeiten. Ich mag es aber auch, bei Wind zu spielen, da ich besonders gerne kleine Punches spiele. Der Platz ist in einem sehr guten Zustand, das hohe Semirough macht den Platz anspruchsvoller als in den Jahren zuvor. Aber wie gewohnt ist der Platz in einem astreinen Zustand“, lobte der Spieler des Junior Team Germany die Arbeit der Greenkeeper des GC München Valley.

Die vierte 69 des Morgens lieferte ein Nordlicht ab. Luis Hornung vom Club zur Vahr hatte eine prominente Clubkameradin als Edel-Caddie am Bag. Antonia Eberhard hat früher als Nationalspielerin selbst viel internationale Erfahrung gesammelt und nutzt in diesen Tagen die Chance, neben dem sportlichen Wirken auf dem Platz auch die Stadt München etwas zu genießen.
Luis Hornung kommentierte seine Runde, auf der er neben sechs Birdies auch drei Bogeys notierte, sehr positiv: „Es war nicht einfach mit dem Wind und dem Regen, aber ich konnte trotzdem gut in meinem Rhythmus bleiben. Ich war sehr solide vom Tee und habe ein paar längere Putts gelocht. Toni an meinem Bag hat natürlich auch sehr geholfen. Der Platz spielt sich durch die Nässe recht lang, ist aber trotzdem ist einem sehr guten Zustand. Vor allem die Grüns laufen sehr treu.“

Weniger Wind, einzelne Schauer

Der späte Startblock hatte einerseits den Vorteil, dass der Wind merklich nachgelassen hatte. Andererseits kamen zwischendurch mehrere Regenschauer vom Himmel. Diese hinderten die Athleten aber nicht, einige tiefe Scores abzuliefern.

Natürlich war die 63 von Nils Dobrunz alles überragend, aber auch andere Athleten gingen tief.
Niilo Mäki-Petäjä aus Finnland hielt seine Scorekarte blitzsauber und schraubte seinen Score mit sechs Birdies auf 66 (-6) Schläge runter. Nach einer soliden 71 vom Vortrag rückt der Finne auf den dritten Platz vor.
Zwischen Mäki und Dobrunz hat sich noch Matej Baca gedrängelt. Der Tscheche, der in der DGL für den Stuttgarter GC spielt, ließ seiner 66 vom Vortag eine 70 folgen. Dabei hatte Baca sogar einen Doppelbogey zu verkraften, steht aber dennoch alleine auf dem zweiten Platz – mit satten sieben Zählern Rückstand auf den Leader.
In der Abendsonne fiel spät noch ein helles Licht auf einen Gast aus dem Nachbarland. Der Österreicher Lukas Boandl vom Thermengolfclub Fürstenfeld-Loipersdorf hatte auf seiner Front Nine neumal Even Par notiert, ehe er auf der Back Nine plötzlich explodierte und seinen Score mit fünf Birdies binnen sieben Löchern kräftig drückte. Am ersten Tag hatte der 21-Jährige aus dem Elite Team des Alpenlandes eine solide 71 (-1) ins Clubhaus getragen, schiebt sich nun aber in die Spitzengruppe vor.
Noch etwas krasser fiel der Unterschied zwischen Front Nine und Back Nine beim Franzosen Noa Auchroy aus. Zunächst lag der 17-Jährige nach zwei Bogeys bei zwei über Par, fand mit dem Kreuz auf die Back Nine aber offenbar sein absolute bestes Golf und brachte nicht weniger als sieben Birdies unter, darunter zweimal drei in Serie. Auch Auchroy hat nach 71 und 67 Schlägen nun mit Sechs unter Par seine Ansprüche auf einen Spitzenplatz dokumentiert.

Nimmt man den Leader aus, ist diese Spitzengruppe des internationalen Feldes sehr breit und ausgeglichen, so dass für das Wochenende auf dem 6.788 Meter langen Platz noch große Veränderungen im Klassement möglich werden.
Hinter Nils Dobrunz ist Korbinian Walther vom GC Habsberg auf T5 bester Deutscher. Der Team-Europameister der Jungen von 2022, der mit seiner Mannschaft in der Deutschen Golf Liga viermal in Folge aufgestiegen ist und 2024 in der 2. Bundesliga spielen wird, legte seiner starken 68 eine solide 70 (-2) nach und hat mit gesamt sechs unter Par lediglich zwei Schläge Rückstand auf Platz zwei.

Pascal Günther aus Südafrika, der nach der ersten Runde ganz vorne stand, brachte am zweiten Tag eine 76 ins Recording und fiel damit weit zurück.

Am dritten von vier Wettkampftagen sind noch alle Athleten am Start. Die Hälfte des Klassements mit den höheren Scores wird am Samstag vormittags starten, die andere Hälfte startet am Mittag.
Nach der dritten Runde wird es einen Cut geben, so dass am Sonntag nur noch die besten 60 plus Schlaggleich die Finalrunde im GC München Valley bestreiten werden.

Zwischenstand nach Runde zwei:
1. Nils Dobrunz  -15
2. Matej Baca (CZ) -8
T3 Niilo Mäki-Petäjä (FIN) -7
T3 Jakob Lotschak (AT) -7
T5 Lukas Boandl (AT)  -6
T5 Louis Klein (CZ)  -6
T5 Tim van der Steen (NL) -6
T5 Korbinian Walther  -6
T5 Jesse Saareks (FIN)  -6
T5 Noa Auchroy (F)  -6