Open-Platz

Dame Laura freut sich auf Chaos


17. Juli 2023 , Thomas Fischbacher


Das Clubhaus von Royal Liverpool
Das Clubhaus von Royal Liverpool | © golfsupport.nl/Jos Linckens

Die 151. Open in Royal Liverpool steht an. Höchste Zeit, sich mit dem Austragungsort auseinanderzusetzen, der für das Major-Turnier ein komplett neues Loch bereithält.

Er würde nicht kritisieren, dass der alte Bunker verschwunden wäre, denn er kam bei den modernen Bällen und Schlägern ohnehin nicht mehr ins Spiel. Höchstens, wenn einige Mitglieder nach dem feucht-fröhlichen Abendessen im Clubhaus wieder nach Hause torkeln würden. Die Worte stammen von Bernard Darwin, einem britischen Golfjournalisten, der sich zum jüngsten Umbau des Linksplatzes von Royal Liverpool äußerte. 

Sie stammen aus dessen Buch “Golf zwischen den Kriegen”. Auch wenn inzwischen fast ein Jahrhundert seit dem Verfassen dieser Zeilen vergangen ist: Das darin Beschriebene lässt sich problemlos in die Gegenwart übertragen. 

Dass sich Golfplatzarchitektur damit beschäftigen muss, dass Abschläge länger fliegen, ist keineswegs neu. Golfplätze, die große Turniere austragen, passen sich immer wieder an. Tee-Boxen wandern nach hinten, Bunker nach vorne, Pars verändern sich, Grüns werden kniffliger – alles, damit die ursprüngliche Designidee der Bahnen Bestand hat. Das war zwischen den Kriegen so – und heute auch noch. 


Chaos auf der neuen 17

Der historische Linksplatz von Royal Liverpool, der sich zwischen den Küstenstädten Hoylake und West Kirby nahe der Beatles-Stadt durch die Dünenlandschaft schlängelt, hat im Laufe seiner langen Geschichte zahlreiche Anpassungen hinter sich. Dabei feilten einige prominente Namen am Layout der 1869 eröffneten Bahnen. Unter anderem Harry Colt, Fred Hawtree, Donald Steel oder das Duo Ebert/MackKenzie. 

Letztere zeigten sich für die jüngsten Anpassungen verantwortlich. Wenn die Elite in diesen Tagen an der Westküste Englands zur 151. Open eintrifft, zeigt sich der zweitälteste Linksplatz des Landes erneut leicht verändert im Vergleich zu vor neun Jahren, als Rory McIlroy triumphierte. 

Komplett neu ist die 17. Bahn, ein kurzes Par 3 mit dem Namen “kleines Auge”. Das Loch verläuft in Richtung Meer und weist ein kleines, erhöhtes Grün mit zahlreichen Sandhindernissen auf. Dame Laura Davies freut sich auf den Neuzugang, wie sie im Clubmagazin kundtat: “Es wird Chaos anrichten, absolutes Chaos, ohne Zweifel, denn wenn man keinen präzisen Schlag macht, wird man alle möglichen Probleme bekommen. Ich bin gespannt, wie die Teilnehmer der Open damit umgehen werden.”

Ebenfalls neu: EIne Tee-Box auf der 18, die das Par 5 ein ganzes Stück länger macht, eine Umgestaltung von Par 5 in Par 4 auf der Zehn sowie einige neu positionierte Bunker und Veränderungen auf den Grüns. 

Open zum 13. Mal in Liverpool

Was sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht geändert hat, ist das Ambiente: Royal Liverpool ist bekannt für seine attraktive Lage direkt an der Küste. Ein Großteil liegt auf eher flachem Land und glänzt nicht gerade durch seine bezaubernde Optik. Vielleicht war auch das ein Grund, weshalb der R&A den Platz zwischen 1967 und 2006 nicht mehr als Austragungsort berücksichtigt hat. 

Dennoch findet das älteste Golfturnier der Welt 2023 bereits zum 13. Mal in Merseyside statt. Die letzten beiden Sieger waren keine Geringeren als Tiger Woods und Rory McIlroy. Für beide ging es weit unter Par (-18 Woods, -17 McIlroy). Ersterer triumphierte dabei auf einem trockenen Platz mit einer äußerst defensiven Taktik. 

"Die Fairways sind schon schwer genug zu treffen, und wenn man dann noch den Driver einsetzt und der Schlag so weit geht, wird es noch schwieriger”, erklärte Woods damals. “Ich hatte das Gefühl, wenn man die ganze Woche über die Bunker meidet und eine gut puttet, ist alles möglich.”

Auch Rory McIlroy konnte am Finalsonntag der Austragung 2014 eine defensivere Taktik wählen. Zuvor hatte sich der Nordire allerdings auch ein stolzes Polster auf die Konkurrenz herausgearbeitet. 

Was zeichnet den Platz aus? 

“Die Hindernisse in Hoylake sind nicht extravagant, aber sie sind hartnäckig”, schreibt Derek Duncan von Golf Digest über die 18 Löcher. “Die Folgen kleinerer Fehler werden noch verstärkt, wenn die Schläge in die tiefen Topfbunker fallen. Die Grüns sind tief und in der Regel schräg zum Fairway angelegt und an den Rändern konvex geformt. Diejenigen, die durch Bunker geschützt sind, haben Öffnungen, um laufende Schläge zu empfangen, aber um die Annäherungen an diese Lücken auszurichten, müssen die Drives in der Nähe der Bunker gespielt werden, die über die schmalen Fairways gestaffelt sind. Lange Abschläge sind möglich, aber sie genau platziert werden. Defensive Abschläge sind oft sicherer, erhöhen aber die Gefahr für die folgenden Schläge.”

Es klingt nach jeder Menge Arbeit für die Spieler-Caddie-Gespanne, um einen Spielplan herauszuarbeiten, der die größeren Gefahren aus dem Spiel nimmt, aber dennoch Mut zum Risiko und daraus resultierende Birdie-Chancen bereithält. Wie so oft bei Major-Turnieren ist ein gutes Händchen gefragt. 

Die Infos: Royal Liverpool – Hoylake

  • Die Lage: zwischen Hoylake und West Kirby – 30 Autominuten aus Liverpool
  • Designer: Robert Chambers, George Morris
  • Merkmal: Links, flach, Topfbunker, Ginster
  • Greenfees: 18 Löcher ab etwa 250 Euro 
  • Schwierigkeit: anspruchsvoll (Slope 139 von gelb)
  • Ausstattung: Driving Range, Putting-Grün, Pitching-Grün