The Open

On the Tee from Germany: Tiger Christensen


20. Juli 2023 , Redaktion Golf.de


Tiger Christensen (19) spielt in der Bundesliga für den Hamburger Golf Club und am College in den USA für die University of Arizona.
Tiger Christensen (19) spielt in der Bundesliga für den Hamburger Golf Club und am College in den USA für die University of Arizona. | © golfsupport

Michael Born begleitet den 19-jährigen Amateur Tiger Christensen auf dessen erster Majorrunde und schildert seine Eindrücke vom Open-Auftritt des jungen GTG-Athleten.

Vorbereitung ist alles. 9.36 Uhr Ortszeit Hoylake, Tiger Christensen steht über eine Stunde vor seiner Tee Time im tiefen Bunker des Übungsgrüns, obwohl Bunker vermeiden natürlich ganz oben auf dem Zettel steht. Die Trainingssession war gut, kann losgehen. Die ganz große Nummer. Das Major. Die Open.

Überpünktlich erscheint der 19-Jährige – fast im Military-Look in olivgrüner Hose, schwarzem Polo, schwarzen Schuhe – am ersten Abschlag. Familie und Freunde sind nach der überraschenden, aber voll verdienten Qualifikation in Kent spürbar aufgeregt, der junge Mann unten inmitten von drei Tribünen eher nicht.

„On the Tee from Germany: Tiger Christensen“, um 10.54 Uhr geht das Abenteuer endlich los. Es lauern Gefahren auf diesem Platz, viele Fallen. Driver gezückt, äußerlich gelassen die Routine durchgegangen – und ab dafür: ein perfekter Drive aufs Fairway, der beste Abschlag in der Gruppe mit dem erfahrenen Marcel Siem und dem Südafrikaner Martin Rohwer.

Erstaunlicher Start des Amateurs, der sich an der University of Arizona durch das College-Golf weiter auf dem Weg Richtung Profi entwickeln will.

Die Routine ist schon profihaft. Zuschauermassen? Zwischenrufe, Kameras? Macht das nicht nervös? „Ich bin jetzt im Turniermodus, fast egal, wo man grade ist. Die Fans fallen mir gar nicht auf, fühlt sich in der Schlagroutine an, als ob da nur Bäume sind. Wie in einem Waldcourse. Schon komisch.“

Wenn man sich den Start anguckt, kann man das sogar glauben, so unglaublich das auch ist. Mit 19 Jahren beim ersten Major. Fünf Löcher, drei Pars und zwei Birdies, absoluter Traum.

Tiger, na klar – stolpern immer wieder auf der Runde Fans über den Namen. Am Ende der Runde häufen sich die Rufe. Er selbst hat damit überhaupt keine Probleme, im Gegenteil: „Find ich megacool, wenn die Tiger rufen. Fühlt man sich nicht allein aufm Platz.“

Probleme kommen. Falsche Schlägerwahl an der Sieben. Rough. Nochmal Rough. Am Ende ein Triple, danach hat der Hamburger schon zu kämpfen. Fehleranalyse schon kurz nach der Runde: „Wir haben den falschen Schläger genommen vom Tee. Morgen haue ich da nen Driver…“ Auch das fällt auf: Fehler passieren im Team, keine Schuldzuweisungen.

Zum guten Schluß wird es an diesem traumhaften Donnerstag von Hoylake mit frischem Wind und viel Sonne nochmal spektakulär: Birdie an der 15 - überhaupt hat Tiger auf den Par 5s mit insgesamt -2 richtig gut gescored – und dann das absolute Highlight an der 17. Das neue signature hole des Platzes, das umgebaute und schon berüchtigte Par 3 „Little Eye“ mit teuflischen Bunker ist kurz, aber der Wind macht immer Stress. Marcel Siem ist vor Tiger dran – erst klingelt ein Handy, dann kommt Baulärm aus der Nachbarschaft rübergeweht. Nervig. Der Routinier ist nicht zufrieden mit seinem Ballflug, lässt den Schläger fallen, so grade eben noch das Grün hinten links erwischt, das Drama war nah.

114 Meter zum Loch vom Donnerstags-Abschlag können grausam sein. Und was macht die Vorgeschichte mit Tiger? Stichwort Bäume… Volle Tribünen überall. Der Score geht in den Keller. Selbstzweifel? Dieselbe Routine, ran an den Ball und… ein traumhafter Ballflug hoch in den entgegenkommenden Wind, in das um kurz vor 16 Uhr gleißende Sonnenlicht – nicht leicht den Ball zu verfolgen, da kommt er runter – und liegt 1,90 Meter an der Fahne. Kurzes Erstaunen und dann ein Riesenjubelsturm mit diversen Tiger-Rufen – einer der besten Shots des Tages im ganzen Feld – gekrönt mit Birdie Nummer 4.

Die 18 runter - Par zum Abschluß, am Ende steht die 77, +6. Gefühlt war es deutlich besser, aber die Zahlen stehen.

„Morgen die Fehler vermeiden, bin sehr gespannt auf die Fahnenpositonen. Die waren schon heute heftig gesteckt.“

Vorbereitung läuft. Ach ja, im Bunker war er auf dieser Runde genau einmal. Aber der Platz hat halt noch ein paar Tücken mehr.

Runde zwei kann aber kommen, der Tiger greift nochmal an.

 

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