IAM/DM der GmB

Sieben neue Meister bei den Disabled Championships


9. Juli 2023 , Christopher Tiess


Doppel-Gold: Amelie Paloma González Podbicanin (GC Mannheim-Viernheim) holt den Internationalen Titel sowie die Deutsche Meisterschaft in der Kategorie Gehörlos.
Doppel-Gold: Amelie Paloma González Podbicanin (GC Mannheim-Viernheim) holt den Internationalen Titel sowie die Deutsche Meisterschaft in der Kategorie Gehörlos. | © C&V Sport Promotion

Die IAM-Titel der Golfer mit Behinderung werden von Amelie Paloma González Podbicanin (GC Mannheim-Viernheim) und Mehmet Kazan (Türkei) erspielt. In den sieben Kategorien der Deutschen Meisterschaften kommt es zu zwei erfolgreichen Titelverteidigungen und vielen spannenden Wettkämpfe um die Platzierungen.

Wiesbaden. Die Entscheidungen der 6. German International Disabled Championship sind gefallen. Dabei kam es am zweiten Turniertag nur zu wenigen Überraschungen: die Trends der ersten Runde waren überwiegend eindeutig und die Führenden der einzelnen Kategorien konnten ihre Positionen verteidigen und sogar ausbauen. Insgesamt wurden dabei beide internationale Meistertitel sowie fünf Kategorien der Deutschen Meisterschaften neu besetzt. Lediglich zwei Vorjahres-Sieger konnten ihr Gold hier im GC Verden erfolgreich verteidigen.

Die Internationalen Amateurmeisterschaften wurden im Brutto-Zählspiel, Netto-Zählspiel, Netto-Stableford und in der Kategorie Rollstuhl ermittelt. Die Titel gehen allerdings lediglich an die Siegerin sowie den Sieger im Brutto-Zählspiel. Und obwohl die Vorjahresmeister Timo Klischan und Jennifer Sräga (GC Reischenhof) zur Titelverteidigung angetreten waren, mussten sie dieses Mal zurückstecken. 

Dabei lag Jennifer Sräga nach der Eröffnungsrunde noch in Führung. Doch die spielstarke Amelie Paloma González Podbicanin (GC Mannheim-Viernheim) konnte das Blatt zu ihren Gunsten wenden. Mit drei Schlägen Rückstand ist sie in die Finalrunde gestartet. Im Rundenverlauf konnte sie ihre Favoritenrolle dann aber ausspielen und ganze sechs Schläge auf Sräga gut machen. González unterschreibt letztendlich 165 Schläge (+21) und bleibt damit drei Zähler vor der Siegerin des Jahres 2022 (168; +24). Der dritte Platz geht an Katharina Pegau (GC München Valley) mit 174 Schlägen (+30).

Kazan zieht durch

Bei den Herren konnte Mehmet Kazan (Türkei) zum Auftakt eine starke Unter-Par-Runde (71; -1) ins Clubhaus bringen. Im direkten Duell mit Titelverteidiger Timo Klischan (G&CC Seddiner See) legte er so ein frühes Fundament für seinen letztendlichen Erfolg. Denn nachdem der spielstarke Türke im Vorjahr noch im Stechen unterlag, konnte er dieses Mal mit nur 146 Schlägen (+2) einen klaren Sieg erzielen. Klischan hingegen ist sich bewusst: er spielt aktuell nicht sein bestes Golf. Und so ist er mit seinen 154 Schlägen (+10) und der Vizemeisterschaft durchaus glücklich. Das gilt umso mehr, da René Schwenk (GC Rheintal) mit nur einem Schlag mehr vom letzten Grün geht (155; +11) und praktisch keinen Platz für Fehler ließ.

Klischan zieht ein Fazit und adressiert dabei auch das verhältnismäßig kleine internationale Feld: „Auch heute bin ich mit meinem Score zufrieden, denn wie gesagt, meine Saison ist bisher nicht so gut verlaufen und ich bin froh, überhaupt solche Ergebnisse zu spielen. Etwas enttäuscht bin ich von der geringen Teilnehmerzahl an europäischen Spitzenspielern, was wohl auch daran liegt, dass unser Turnier mit einem holländischen und einem schwedischen Top-Turnier konkurrierte und die Anmeldebedingungen über die EDGA Homepage für diese beiden Turniere sicherlich besser gewesen sind.“ 

Insgesamt sagt der Seddiner Spieler: „Die Spielbedingungen waren okay, sicherlich hat die Trockenheit die Fairways getroffen aber die Grüns hier waren top. Sehr glücklich bin ich mit dem Gesamtergebnis des Nationalteams GMB und der Atmosphäre, die wir im Team haben. Das ist eine sehr gute Basis für die Team-EM, die wir im nächsten Jahr hier in Deutschland haben.“

Mehmet Kazan: Nach Silber im Vorjahr holt er dieses Mal den Internationalen Titel der Herren.
Mehmet Kazan: Nach Silber im Vorjahr holt er dieses Mal den Internationalen Titel der Herren. | © C&V Sport Promotion

Und dann doch noch Gold für Klischan

Auch in den sieben Deutschen Meisterschaftstitel sind die Entscheidungen gefallen - und sie waren überwiegend eindeutig. Ausschlaggebend waren hier die Brutto-Stableford-Punkte (BSP). In der Kategorie Arm konnte Timo Klischan seine Führung aus Runde eins weiter deutlich ausbauen. Der Brandenburger siegt mit insgesamt 62 BSP (32; 30) vor Michael Clemens (Royal St. Barbara’s Dortmund GC) mit 39 BSP (22; 17). Bronze geht an Martin Schmedding (GP Nümbrecht) mit 27 BSP (13; 14). Klischan ist mit seinem Ergebnis übrigens einer von nur zwei Deutschen Meistern, die ihren Titel erfolgreich verteidigen können.

In der Kategorie Bein kann René Schwenk an sein starkes Ergebnis vom Vortag anknüpfen und den Titel sichern. Er siegt mit insgesamt 61 BSP vor Philipp Lagershausen (GC Teutoburger Wald) mit 46 BSP (20; 26). Die Vorjahresmeisterin Katharina Pegau kann zwar ebenfalls 46 BSP verzeichnen - aufgrund des höheren Scores in der Finalrunde muss sie jedoch mit Platz drei vorlieb nehmen.

In der Kategorie Sonstige mit körperlicher Einschränkung im Schwung holt sich Jennifer Sräga ihren Titel mit überzeugenden 49 BSP (29; 20) zurück. Außenseiter Jürgen Vehrs (Küsten GC hohe Klint) sichert nach einem stark gespielten Turnier und einer überzeugenden Finalrunde noch den zweiten Platz (36 BSP (17; 19)). Vorjahresmeister Reinhold Ludwig (GP Rittergut Birkenhof) kann zwar seine 18 BSP vom Vortag wiederholen, muss aber dem punktgleichen Vehrs im Kartenstechen den Vortritt in den Platzierungen lassen. 

Viele knappe Entscheidungen um Silber

Eine Liga für sich war Marco Ullmann (GC Neuhof), der die Kategorie Sonstige ohne körperliche Einschränkung im Schwung klar dominierte. Der Hesse erspielte insgesamt 50 BSP und ist der zweite erfolgreiche Titelverteidiger im Turnier. Ullmann hat am Ende 17 Punkte Vorsprung auf Mario Sundt (GC Oberneuland; 33 BSP). Sundt wiederum kann seine Silbermedaille knapp gegen Gabi Nieke (GC Hanau-Wilhelmsbad; 32 BSP) erringen und verbessert sein Vorjahres-Ergebnis um einen Rang. 

Die Kategorie Mental hat der Norddeutsche Leon Thobe Biganzoli (GC Oberneuland) für sich entschieden. Mit konstanten Ergebnissen von 22 und 21 BSP hat er am Ende 43 Punkte für sich stehen und bleibt stolze zwölf Zähler vor Clemens Schmidt (Krefelder GC). Schmidt, der gerade erst vor zwei Wochen Gold bei den Special Olympics World Games erspielt hat, steigerte sich hier im Turnierverlauf, kommt mit 31 BSP aber nicht an Biganzoli ran. Dafür jedoch gelingt es ihm, die Silbermedaille gegen Maxime Waldheim (GC Dillenburg; 30 BSP) zu verteidigen. Insgesamt ist das Feld der Golfer mit geistiger Behinderung mittlerweile deutlich angewachsen, was vor allem auch der starken Präsenz der Mainzer Spieler zu verdanken ist.

In der Kategorie Rollstuhl konnte Jens Maspfuhl (GC Friedberg) mit 24 BSP erneut den Titel erspielen, nachdem Ulrich Estermann (GC Marienfeld) seine zweite Runde mit null Punkten beenden musste und Vorjahressieger Christian Nachtwey (GC Rittergut Rothenberger Haus) aus dem Turnier ausschied. 

In der Kategorie Gehörlos siegte Amelie Paloma González Podbicanin. Mit 51 BSP (26; 25) gab die ambitionierte Süddeutsche ein klares Zeichen ab. Vorjahres-Meisterin Lisa Schmitz (GC Hösel) holt mit 35 BSP Silber. Platz drei geht an Stefanie Scholze (GC Bad Rappenau) nach einer starken zweiten Turnierrunde und mit kumuliert 20 BSP. Die Kategorie Blind wurde mangels Anmeldungen nicht ausgespielt.

Kritische Doppelmeisterin

González Podbicanin, die junge Doppelmeisterin zieht trotz des Erfolgs ein kritisches Fazit: „Meine Saison lief leider bisher nicht wie erwartet, so bin ich auch bei diesem Turnier enttäuscht über meinen gespielten Score bin. Meine Schläge von der Teebox machen mir Vieles schwerer als nötig und so finde ich mich in Lagen wieder, die man vermeiden könnte. Meine Schläge aufs Grün haben jedoch Einiges gerettet und am zweiten Tag sind zudem ein paar Putts mehr gefallen als am ersten Tag. Insgesamt gibt es viel Verbesserungsbedarf, dennoch ist das Gefühl, beide Titel zu haben, einfach unglaublich.

Ich habe dieses Turnier nun zum vierten Mal gespielt und es dieses Mal overall zu gewinnen, ist traumhaft. Es war ein kleiner Kampf, denn mit drei Schlägen Rückstand in die zweite Runde zu starten, kann schon entscheidend sein. Ich habe mich davon nicht abhalten lassen und habe zudem auch auf meinen Driver verzichtet. Es war ein ständiges Hin und Her, dennoch habe ich mein Ziel nicht aus den Augen verloren und es hat geklappt“, freute sich Siegerin Paloma González Podbicanin.

In einer Kategorie zu gewinnen ist schon toll, aber in beiden Wettbewerbsausschreibungen zu gewinnen, an denen man teilgenommen hat, ist ein wahnsinnig tolles Gefühl. Auch wieder alle zu sehen und sich so sehr füreinander zu freuen, sehe ich jedes Jahr immer nur bei diesem Turnier. Das erfüllt mich mit großer Dankbarkeit und Freude.