Testfahrt

Golfen mit Harley-Feeling dank Edi


26. Mai 2023 , Thomas Kirmaier


Da ist das Ding: Der E-Scooter E.D.G.A.R. im Golfpark München Aschheim. Golf.de hat ihn ausprobiert. © Kirmaier
Da ist das Ding: Der E-Scooter E.D.G.A.R. im Golfpark München Aschheim. Golf.de hat ihn ausprobiert. © Kirmaier

Ja, der Song „Born to be wild“ schießt einem mindestens einmal durch den Kopf. Golf.de hat die Harley für den Golfer getestet, den E-Scooter in München-Aschheim.

Plötzlich steht das Teil hinter meinem Auto: zwei dicke Reifen, Lenkrad im Harley-Style und weicher, komfortabler Ledersattel. Wie wird das werden mit EDGAR, für den mir Herbert Wirtz vom Golfpark München Aschheim eine kurze Einweisung gibt? „Wie beim Motorradfahren. Hier am Griff Gas geben und hier bremsen“, sagt er. Klingt easy, wobei wir direkt beim Easy Rider sind. Im ersten Moment bin ich mir aber nicht sicher, ob mich der E-Scooter für Golfplätze an den 1969er-Kult-Road-Movie oder mehr an ein Senioren-Gefährt erinnert, das ich mal bei Homeshopping TV gesehen habe.

Egal, heute ist der Tag, an dem ich ihn testen darf, den schicken Roller in Grün-Weiß. Und ja, die Dinger gehen ganz schön ab. Und das, obwohl mir der schnellste Gang gesperrt wurde. Wussten sie im Golfpark München Aschheim, dass ich an meine Grenzen gehen würde? Egal. Golfbag raus aus dem Kofferraum, rauf auf den eisernen Gepäckträger und los geht’s. Erster Tipp: Unnötiges, schweres Gepäck sollte im Auto bleiben, damit Edi, so nennen wir EDGAR (Electrical Device for Golf And Road) ab jetzt, nicht nach hinten kippt. Eigentlich kommt er aus Österreich, wo die Hersteller im Jahr 2020 die Zeit der Pandemie genutzt haben, um einen Elektroscooter für den Golfplatz zu entwickeln, „der das Golfspiel verändern wird“. Mein Golfspiel hat er leider nicht verändert, aber wir verraten schon jetzt: Der Fun-Faktor ist riesig; die Dinger machen echt Spaß.

Sie beschleunigen und erleichtern das Spiel. Ich sitze wirklich gemütlich auf dem weichen Sattel, gebe nach dem ersten Drive Stoff und cruise übers Fairway. Da bekommt Ready Golf eine ganz andere Bedeutung, denn mit den vier E-Scootern, die im GP Aschheim für 25 (Mitglieder) bzw. 30 Euro (Gäste) zu mieten sind, lässt es sich deutlich besser auf Golf konzentrieren. „Bei uns werden die Scooter sehr gut gebucht – und zwar von Golfern aus allen Altersklassen“, sagt Aschheims Geschäftsführer Harald Lang. Natürlich gebe es immer unverbesserliche Traditionalisten, die der Meinung seien, so etwas gehöre sich nicht auf dem Golfplatz. Sei's drum, man kann es nicht jedem Recht machen. Und Edi macht uns wirklich mächtig Freude.

Dicke Reifen und starke Federn - der E-Scooter für den Golfplatz ist einfach im Handling.
Dicke Reifen und starke Federn - der E-Scooter für den Golfplatz ist einfach im Handling. | © Kirmaier


Wer ihn statt eines Carts ausprobiert und ein bisschen Harley-Feeling zwischen Teebox und Grün genießen möchte, ist mit dem Scooter bestens beraten. Zwei weitere Tipps: Unbedingt immer den Ständer vor dem Absteigen fest lostreten, damit das Teil sicher und stabil steht. Beim Losfahren reicht es, sich leicht nach vorne zu beugen und Gas zu geben, dann löst sich die Bremse wie von selbst. Und noch etwas: Da Edi tatsächlich gutes Tempo – so um die 20 bis 30 km/h – aufs Fairway bringt, empfiehlt sich ein dünnes Jackerl, falls die Sonne nicht vom Himmel brennt.

Die ersten Bahnen habe ich wohl ein breites Grinsen im Gesicht, was weniger an einer Birdie- oder Par-Serie liegt, sondern vielmehr am Fahrspaß. Ich (Linkshänder) stelle Edgar nach dem Abschlag immer ca. zwei Meter links vom Ball ab, um direkt und ohne Probleme schwingen zu können. Dass man trotz der dicken Reifen mit dem Scooter nicht auf Grüns rollt, dürfte klar sein. Allerdings erreicht man mit Edi auch Ecken auf dem Platz, die mit Carts eher unbefahrbar sind. Apropos breite Reifen: Die sind echt praktisch und geben ein sehr sicheres Fahrgefühl. Jedoch sollte man auf nassen Grasstellen durchaus vorsichtig sein, dass Edi nicht wegrutscht. Dreh- und Wendekreis sind anfangs auch noch etwas gewöhnungsbedürftig. Aber mit Vertrauen (nicht übervorsichtig sein!) und ein bisschen Gleichgewichtskontrolle ist das Teil für jedermann steuer- und kontrollierbar.

Und nicht nur das. Spätestens auf Bahn sechs weiß ich genau, wie sich Edi so verhält auf Wald- und Wiesenwegen. Die Blicke der Mit-Golfer auf den Parallel-Bahnen beweisen: Das Ding ist immer noch neu und weitestgehend unbekannt. Geschäftsführer Lang: „Wir haben sie jetzt seit zwei Jahren erfolgreich im Einsatz und was Kosten betrifft, haben sie sich bereits amortisiert.“ Das ist nicht nur ein USP, den die Münchner hier promoten können. Es ist auch eine Möglichkeit, neugierige Neulinge für den Golfsport zu gewinnen, also quasi auch ein Marketing-Tool.

Fazit: Wir sind klar dafür, dass weitere Anlagen die E-Scooter aus Österreich in den Fuhrpark aufnehmen. Erstens, weil's für den Fun-Faktor dicke fünf Sterne gibt. Zweitens, weil es dem eigenen Spiel dient. Drittens, weil es diesen wunderbaren Sport eine Ecke cooler macht und viertens, weil es vom Handling her so einfach ist, dass es jeder nutzen kann. Der Edi? Zwischendurch auf jeden Fall mal empfehlenswert.

Technische Daten E.D.G.A.R.

  • Höchstgeschwindigkeit: 32 km/h
  • Geschwindigkeitsstufen: 3
  • Reichweite: 50 - 80 km
  • Ladezeit: 4 Stunden
  • Steigfähigkeit: 25 Grad
  • Gewicht: 70kg
  • Leistung: 1500W Motor
  • Länge: 180 cm
  • Breite: 80 cm
  • Sitzhöhe: 72 cm
  • Gesamthöhe: 118 cm