Augusta

Wertvolle Erfahrungen


2. April 2023 , Stefan Bluemer


Helen Briem in Augusta (© privat)
Helen Briem in Augusta (© privat)

Helen Briem aus dem Junior Team Germany ist die einzige Deutsche, die 2023 beim Einladungsturnier für Frauen in Augusta teilnimmt. Die 17-Jährige, die für den Stuttgarter GC spielt, verpasst nach 78 und 71 Schlägen den Cut, macht aber viele wertvolle Erfahrungen.

Augusta/USA – Ein Sehnsuchtsort für die meisten Golfer der Welt. Augusta. Ein Wort, verbunden mit vielen großen Momenten der Sportwelt. Helden wurden hier geboren, viele Träume platzten, manche gingen in Erfüllung. 2023 mittendrin: Helen Briem vom Stuttgarter GC. Die Schwäbin erntet mit der Teilnahme an der Augusta National Women's Amateur vor allem die Früchte ihrer famosen Leistungen 2021 und 2022. Mit den Siegen in Italien und bei der European Nations Championship in Sotogrande, mit dem zweiten Platz beim Turnier der LET Access Series in der Schweiz, mit der Bronzemedaille der Team-WM in Frankreich und weiteren Top-Platzierungen hatte die Nürtingerin 2022 da weiter gemacht, wo sie 2021 aufgehört hatte, als sie die European Young Masters, die Deutsche Meisterschaft der offenen Altersklasse und auch die Deutsche Lochspielmeisterschaft gewonnen hatte. Damals hatte Helen Briem auch im Junior Solheim Cup erstmals die Luft auf der großen Bühne des Weltgolf geschnuppert, ist seitdem davon überzeugt, mit den Besten mithalten und dies auch eines Tages beim Solheim Cup und den Olympischen Spielen zeigen zu können.

Junges Turnier

Dieses Turnier an dem ganz besonderen Ort wurde ins Leben gerufen, um das Interesse am Damengolf zu steigern. Bei der Premiere 2019 spielte Jennifer Kupcho, damals die Nummer eins im World Amateur Golf Ranking, eine spektakuläre Finalrunde auf Augusta National und sicherte sich damit als erste Spielerin den Titel.
2020 fand der Turnier wegen der Pandemie nicht statt. Im Jahr 2021 gewann die Japanerin Tsubasa Kajitani im Playoff gegen Emilia Migliaccio. Bislang jüngste Siegerin war die 16-jährige Anna Davis, die sich mit drei unter Par 2022 am Finaltag den begehrten Titel sicherte.

Harter Auftakt

Beim Augusta National Women’s Amateur spielen die handverlesenen Amateurinnen zunächst zwei Runden auf im Champions Retreat GC. Helen Briem musste am ersten Tag eine 78 unterschreiben, obwohl es anfangs richtig gut aussah. Zwar musste Briem direkt auf Loch eins einen Bogey notieren, feuerte anschließend aber auf Loch drei direkt einen Eagle hinterher. Mit eins unter Par kreuzte die Deutsche auf die Backnine, hatte bis dahin aber noch einige Birdiechancen ausgelassen: „Ich war auf den ersten neun Löchern echt am Drücker.“
Der Wind spielte auf der Back Nine eine entscheidende Rolle. Zweimal schätzte die Solitude-Spielerin das Element falsch ein und brachte sich trotz ansonsten guter Schläge damit in ernste Probleme. „Das war sehr schade, vor allem weil es eigentlich echt beides gute Schläge waren, die halt überhaupt nicht belohnt wurden“, kommentierte die Athletin aus dem Kader von Bundestrainer Sebastian Rühl das Geschehen.
Speed und Break der Grüns waren schwer einzuschätzen. Die Grüns in Augusta zu lesen, ist eine kleinen Kunst für sich. Trotz des Scores mit sechs über Par war Helen Briem am Abend des ersten Tages sehr aufgeräumt: „Es ist auf jeden Fall cool, mit welcher Professionalität dieses Turnier hier ausgerichtet wird.“

Tag zwei unter Par

Am zweiten Tag verlief die Front Nine noch besser für Helen Briem. Nach vier Birdies bei nur einem Bogey ging es mit „drei unter“ auf die Back Nine, wo der Score mit einem weiteren Birdie nochmals verbessert wurde. Am Ende des Tages hatte die Deutsche sechs Birdies auf die Karte gebracht und sich zwischenzeitlich auch wieder in den Cut gespielt. Gefühlt war der Aus dadurch auch deutlich knapper, als es nach dem Endscore aussieht. Neben den sechs gelochten Putts zum Birdie sind fünf weitere Bälle direkt auf der Lochkante hängen geblieben. Es war an diesem Tag also mit ganz starken Birdiechancen noch einiges mehr drin. „Leider war halt das Glück nicht so auf meiner Seite. Wenn man sieht, was die anderen für Putts lochen und wie die um die Grüns performen, gibt es für mich schon noch ordentlich auf den und um die Grüns. was zu tun“, zog die 13. der Weltrangliste ein konstruktives Fazit der Erlebnisse.
Da nur 30 der 72 Athletinnen den Cut machen, war der junge Bundesadler bei der Finalrunde auf Augusta National nicht mehr am Start, hatte aber dennoch auf diesem „heiligen Rasen“ beeindruckende Erlebnisse. Vor der Finalrunde durften alle Teilnehmerinnen eine Trainingsrunde auf Augusta National spielen. Ein Erlebnisse, das für die allermeisten Golfer ein Leben lang nur ein Traum bleiben wird.

Augusta National

Am Trainingstag auf Augusta National machte Helen Briem die Erfahrung, dass Fernsehbilder mitunter täuschen: „Es hat mich schon etwas überrascht, dass die Bahnen komplett anders aussehen als man sie im Fernsehen sieht. Im Fernsehen sieht man nur einen kleinen Teil. Wenn man das Gesamtbild, die ganze Bahn oder auch die Grüns im Blick hat, dann sieht es wirklich anders aus.“
Die Deutsche war nach der Runde sichtlich beeindruckt: „Die Grüns sind sehr, sehr schwer. Man muss auf jeden Fall die richtigen Stellen treffen und die sind leider nur sehr, sehr klein. Um das Grün wird es brutal schwer, da ist man echt richtig gefordert. Der Platz ist natürlich in einem super Zustand, alles so gleichmäßig und perfektionistisch.“
Auch wenn die Athletinnen sich im Clubhaus nur in festgelegten Räumen bewegen durften, war auch dies etwas besonderes. „Wie professionell das alles hier abläuft, ist schon sehr cool. Dieses Turnier war insgesamt ein sehr, sehr cooles und einzigartiges Erlebnis“, war die 17-Jährige dankbar, in Augusta dabei gewesen zu sein.

Sieg für Nummer eins

Den Sieg sicherte sich die aktuelle Nummer eins im World Amateur Golf Ranking. Rose Zhang setzte sich im Playoff am zweiten Extraloch gegen Jenny Bae durch. Bei der Team-WM in Paris hatten Rose Zhang und Helen Briem schlaggleich den tiefsten Einzelscore alle Spielerinnen in die Wertung gebracht.