IAM Damen 2023

Titel geht in die Schweiz


21. Mai 2023 , Stefan Bluemer


Das Podium (@DGV/stebl)
Das Podium (@DGV/stebl)

Victoria Levy heißt die Siegerin der 82. German International Ladies Amateur Championship. Auf der bis ins letzte Detail hinreißend präparierten Anlage des Frankfurter Golf Clubs liefert sich die Schweizerin mit Charlotte Back einen großen Kampf um den Titel.

Frankfurt – Auch am vierten Wettkampftag wurden die Athletinnen dieser traditionsreichen Meisterschaft von herrlichem Frühlingswetter empfangen. Der Rahmen für dieses Turnier, an dem Spielerinnen aus 13 Nationen teilgenommen haben, hätte nicht perfekter sein können. Gastgeber Frankfurter GC hatte sich selbst übertroffen und eine großartige Visitenkarte abgegeben.

Victoria Levy war mit zwei Schlägen Rückstand auf Charlotte Back um 9.50 Uhr in den Tag gestartet. Schon früh sammelte die Abiturientin einige Bogeys, so dass die Führung schon nach zwei Löchern wechselte. Nach nur fünf Löchern tauchte die College-Studentin unter Schweizer Flagge mit vier Zählern Vorsprung auf die Spielerin des Junior Team Germany auf dem Leaderboard auf. Levy schickte sich an, den Platz auseinander zu nehmen, als doch plötzlich Sand ins Getriebe kam und der Birdiefluss abriss. Nach Bogey-Double-Bogey der Schweizerin hatte Charlotte Back auf Bahn neun den Rückstand auf nur noch einen Schlag reduziert und sorgte so wieder für knisternde Spannung auf dem Platz.
Auf der Back Nine blieb es bis zum Ende spannend, ohne dass es der Spielerin des GC St. Leon-Rot gelang, das Blatt noch einmal zu wenden.
Nachdem beide Kontrahentinnen auf der 17 ein Birdie notiert hatten, musste Charlotte Back auf dem 18. Grün noch ein Bogey hinnehmen, so dass am Ende der Vorsprung der Schweizerin mit drei Schlägen deutlicher aussieht, als er gefühlt über weite Teile der Finalrunde war.
Für Victoria Levy war dies der bislang größte Titel ihrer noch jungen Karrieren. Entsprechend froh war die 19-Jährige kurz vor der Siegerehrung, bei der sie den großen Pokal von Anne Jakob, der frisch gewählten Vizepräsidentin des Deutschen Golf Verbands und Sven Hahnl, dem Turnierdirektor überreicht bekam: „Dieser Titel bedeutet mir so viel! Es ist mein erster Sieg bei einem internationalen Turnier und daher bin ich sehr, sehr glücklich. Heute war es ein harter Kampf. Ich bin ja mit einem Rückstand in die Finalrunde gestartet und daher habe ich versucht, mich ganz auf mich selbst und mein Spiel zu konzentrieren. Charlotte ist nicht so gut gestartet und hatte Dreiputts, während ich frühe Birdies gespielt habe. Dann war es wieder ausgeglichen, als ich auch Bogeys gespielt habe. Lange war es sehr spannend, bis ich auf Loch 15 wieder ein Birdie gespielt habe. Ich liebe den Platz. Auf der Proberunde habe ich schon gedacht, dass es hier richtig schwer werden wird. Als ich die erste Runde fünf über Par gespielt habe, habe ich mich noch gefragt, wie hier jemand fünf unter Par spielen kann. Das ist so schwer. Da habe ich gewusst, dass ich meine Strategie ändern muss. Daraufhin habe ich fünf und sechs unter Par gespielt.“


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Auch die an diesem Tag unterlegene Charlotte Back war schon kurz nach Abgabe der Scorekarte wieder sehr aufgeräumt: „Natürlich war heute nicht der Tag, den ich mir gewünscht hatte. Aber ich habe gerade mein Abitur hinter mir und es war erst das zweite Turnier. Daher bin ich schon sehr stolz darauf, was ich erreicht habe. Gerade auch vor dem Hintergrund der Arbeit, die ich in den letzten Wochen gemacht habe. Es hat sich ausgezahlt. Als ich am Mittwoch bei der Proberunde gesehen habe, dass wir den Platz von so weit hinten spielen, war das erstmal ein kleiner Schock. Aber generell habe ich an Frankfurt bisher nur gute Erinnerungen und habe mich daher auf den Platz gefreut. Das hat man am Score des ersten Tages auch gesehen. Heute hat es nicht an meinen Abschlägen gelegen. Ich habe auf der Front Nine leider vier Dreiputts gemacht. Das waren die Schläge, die mir am Ende gefehlt haben. Das Putten ist aber ohnehin das, woran ich am meisten arbeiten muss. In dieses Turnier bin ich ohne große Erwartungen gestartet, daher war es besonders schön, oben mitspielen zu können. Der zweite Platz ist gut und es folgen ja noch einige internationale Turniere. Nach dem zweiten Spieltag der DGL geht es mit dem Junior Team Germany zu den „British“. Da habe ich letztes Jahr einen Top-Ten-Platz gemacht. Das versuche ich, nochmal zu erreichen. Und später im Jahr bin ich dann auf dem College und hoffe, dass es dort auch gut weiter geht.“

Fernduell um Bronze

Bronze sicherte sich mit einem Schlag über Par Marie-Agnes Fischer. Die Münchenerin war im Leaderflight unterwegs und lieferte sich ein knackiges Fernduell um die Bronzemedaille. Nina Hölzenbein vom Mainzer GC konnte im Schlussspurt den einen Schlag Rückstand nicht aufholen und musste deshalb mit dem vierten Platz Vorlieb nehmen.
Nina Hölzenbein hatte sich zwar nach der starken dritten Runde vorgenommen, die Bronzemedaille mit nach Hause zu nehmen, war aber nach diesem Finaltag dennoch zufrieden: „Das war eine krasse Erfahrung und ich hatte vorher nicht erwartet, am Ende soweit vorne zu landen. Meine Leistungen in den letzten Wochen waren nicht so gut, daher freue ich mich über diese Steigerung hier sehr. Das Turnier war super organisiert. Der Platz war in einem top Zustand. Grüns und Fairways waren mega schön.“

Tiefe Scores

Das beste Ergebnis der Finalrunde lieferte Emily Krause ab. Die Spielerin des G&LC Berlin-Wannsee brachte satte sieben Birdies unter, musste im Gegenzug aber nur zwei Bogeys hinnehmen. Die 68 (-5) stellt den ersten Platzrekord ein und sorgt dafür, dass die ehemalige Jugendnationalspielerin noch in die Top Ten klettert.
Dden zweittiefsten Score des Tages brachte Ava Bergner in die Wertung. Bei ihrem Heimspiel ist die routinierte Athletin auf dem sechsten Platz gleichzeitig beste Spielerin des Frankfurter GC.
„Ich bin sehr zufrieden mit der Woche, vor allem, weil ich schon einige Zeit voll berufstätig bin und mir leider nicht mehr soviel Zeit für Golf nehmen kann, wie früher. Daher hatte ich vorher noch überlegt, ob ich diese IAM überhaupt spielen soll. Aber weil das Turnier in meinem Heimatclub stattgefunden hat, habe ich mich doch dazu entschieden, mitzuspielen. Mit meinem Spiel bin ich sehr zufrieden. Noch viel schöner war, dass ich diese Leistung hier abrufen konnte, wo wir Spielerinnen so toll unterstützt werden. Von Michael Totzke, unserem Trainer, vom Management und von den Mitgliedern. Es sind super viele Mitglieder mitgegangen. Meine Familie und Freunde waren auch da - halt all die Menschen, die ich so gerne um mich herum habe. Das hat mir sehr gut gefallen“, war Ava Bergner am Abend nach der Finalrunde sehr dankbar.

Zufriedener Bundestrainer

Sebastian Rühl hatte an allen Tagen das Geschehen auf der Anlage des Frankfurter GC verfolgt und am Rande viele Gespräche mit seinen Schützlingen geführt. Das Fazit des Bundestrainers fiel sehr  reflektiert und positiv aus: „Wir haben dieser Tage großes Golf gesehen. Das Setup des Platzes war sehr knackig, was mich freut, weil ich ja immer schon eine Stufe weiter denke und überlege, was wir brauchen, um Spielerinnen auf die Tour zu bringen, die dort dauerhaft bestehen können. Da braucht man Schlaglänge, eine gute Planung der Schläge, schwere Fahnenpositionen und schnelle Grüns. Genau das hat der Frankfurter GC geliefert. Viele Spielerinnen haben diese Challenge gut angenommen. Wir haben gut angefangen und dann auch noch viele richtig gute Entwicklungsschritte gesehen. Charlotte Back hat gerade erst Abitur gemacht, kommt dann auf einen so schweren Golfplatz und wird Zweite. Das ist richtig gut gelaufen! Deswegen bin ich insgesamt richtig happy.“

Ausblick

Die Siegerehrung wurde durch Anne Jakob vorgenommen. Die frisch gewählte Vizepräsidentin des Deutschen Golf Verbandes zollte vor allem den Athletinnen großen Respekt, bedankte sich aber auch bei allen Helfern, die zum Gelingen dieses Turniers beigetragen hatten sowie ganz besonders beim Gastgeber Frankfurter GC.
Gabriele Sachse, die Präsidentin des Frankfurter GC gab bekannt, dass ihr Club 2024 erneut als Gastgeber für dieses hochklassige Damenturnier zur Verfügung steht und 2025 sogar Ausrichter der Einzel-Europameisterschaften der Damen sein wird. Die lange Tradition der großen, internationalen Turniere, die auf der Anlage im Frankfurter Süden ausgetragen wurden, findet also eine sportliche hochkarätige Fortsetzung.

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