Weltfrauentag

Fünf Pionierinnen des Damengolfs


8. März 2023 , Daniel Dillenburg


War die erste Frau, die bei einem professionellen Herrenturnier mitspielte: Mildred Ella „Babe“ Didrikson Zaharias
War die erste Frau, die bei einem professionellen Herrenturnier mitspielte: Mildred Ella „Babe“ Didrikson Zaharias | © PGA of America via Getty Images

Von der Königin Schottlands, über die Erfinderin des Handicap-Systems, bis hin zur erfolgreichsten Golferin des 21. Jahrhunderts. Wir blicken auf fünf Pionierinnen des Damengolfs:

Mary, Queen of Scots

Die
Die "Mutter des Golfsport": Mary, Königin von Schottland | © Getty Images


Maria, Königin der Schotten, ist bekannt für ihr turbulentes Leben und ihre Hinrichtung wegen Hochverrats im Jahr 1587. Doch für den Damengolfsport gilt sie als Pionierin. Denn sie war die erste Frau, die regelmäßig Golf spielte und ging daher als „Mutter des Golfsports“ in die Geschichte ein. Sie erlernte das Spiel schon in jungen Jahren und spielte es während ihrer Kindheit in Frankreich. Als Mitglied des französischen Königshauses - Mary wurde im Alter von 15 Jahren mit dem französischen Thronfolger Franz II. verheiratet - trugen die Militärkadetten ihre Golfschläger. Es ist möglich, dass Mary diese Praxis mit nach Schottland brachte, wo sich der Begriff zu dem Wort „Caddy" entwickelte.

Ihre Liebe zum Golfsport trug in gewisser Weise auch zu ihrem Untergang bei. Im Jahr 1567 wurde ihr Ehemann, Lord Darnley, ermordet, und nur wenige Monate später heiratete sie den Hauptverdächtigen, den Earl of Bothwell. Damals gab es viele Spekulationen, dass sie in das Mordkomplott verwickelt war, was durch Gerüchte verstärkt wurde, dass sie bereits wenige Tage nach dem Mord beim Golfspielen gesehen worden war. Dabei wissen wir heute: Auf dem Golfplatz rücken andere Gedanken schnell in den Hintergrund.

Issette Miller

Für die nächste Pionierin springen wir ans Ende des 19. Jahrhunderts. Jessica Issette Frances Miller - geborene Pearson - wurde am 2. November 1862 im Ferienhaus ihrer Eltern auf der walisischen Insel Anglesey geboren. In London aufgewachsen, begann sie im Alter von 23 Jahren mit dem Golfspielen. Zu ihrer Zeit war sie das einzige weibliche Mitglied des Wimbledon Golf Clubs. Diese änderte sich in den kommenden Jahren und schon bald organisierte Wimbledon Matches gegen Damen von anderen Clubs. Eine übergreifende Organisation für die Verwaltung solcher Spiele gab es damals noch nicht. Und so nahm es Miller selbst in die Hand und gründete die Ladies‘ Golf Union (LGU). Sie wurde die erste Sekretärin, schrieb viele Damengolfclubs an und organisierte im April 1893 ein erstes Treffen in London, zu dem 63 Clubs Vertreterinnen schickten. LGU hatte ihren Sitz in St Andrews, Fife, Schottland, bis sie Anfang 2017 mit der R&A fusionierte.

Doch Miller war noch für einen weiteren Meilenstein in der Golfgeschichte verantwortlich. Weil bei den Turnieren der LGU Spielerinnen aller Spielstärken zugelassen waren, musste eine Möglichkeit gefunden werden, die besseren Spielerinnen mit Handicaps zu versehen. Miller entwickelte zunächst ein System, bei dem die Golferinnen in Gold, Silber und Bronze eingeteilt wurden, hatte wenig später aber eine noch viel bessere Idee. Sie verwendete den Begriff "Handicapping", der aus der Welt der Pferderennen stammt. Den Pferden wurde ein zusätzliches Gewicht auferlegt, das ihre Rennfähigkeit widerspiegelte. Das Gewicht wurde vom besten bis zum schlechtesten Pferd verringert. Das gleiche System wurde im Golfsport verwendet, allerdings mit Schlägen statt mit Gewichten. Das Handicap-System, wie wir es heute kennen, war geboren und Miller aus der Golfgeschichte nicht mehr wegzudenken.

Helen Hicks

Die erste professionelle Golferin war Helen Hicks zwar nicht. Dafür konnte sie aber als erste Frau von ihrem Beruf leben. Denn als sie sich im Alter von 23 Jahren dazu entschied, ins Profigeschäft zu wechseln, unterschrieb sie einen Vertrag mit Wilson Sporting Goods und wurde schon bald das weibliche Gesicht der Firma, die Hicks zunächst als „business woman golfer“ kommunizierte, da professionelle Golferinnen zu der Zeit noch ein zu neues Phänomen waren. In dem Buch „Patty Berg: Pioneer Champion of Women’s Golf“ von Autor Kevin Kenny wurde Wilsons Zusammenarbeit mit dem Bald-Superstar wie folgt beschrieben:

„Sie wurde von Wilson unter Vertrag genommen, um die Marke Wilson und den Frauengolfsport im Allgemeinen zu fördern. Sie beriet Wilson auch bei der Entwicklung von Schlägern, die für Golferinnen geeignet waren. Zusammen mit Gene Sarazen erschien der Name Helen Hicks auf der Wilson-Golfausrüstung.“

Gemeinsam tourten Hicks und Sarazen durch die USA, spielten Show-Matches und hielten Golf-Kliniken ab. Hicks‘ warme und herzliche Art kam bei den Menschen sehr gut an, weswegen sie bald allein auf Tour ging. Von der USGA wurde sie als „eine dynamische Frau mit einem Lächeln so groß wie die Sonne“ beschrieben. Auf dem Platz setzte sie mit ihrer Länge neue Maßstäbe im Damengolf und war für ihren Baseball-Schwung bekannt. Mit der Women’s Western Open und der Titelholders Championship gewann sie unter anderem zwei Turniere, die inzwischen Majors sind. Den vielleicht größeren Einfluss hatte Hicks aber abseits des Platzes. Sie war die Vorreiterin in Sachen Markenbotschafterinnen, zeigte den großen Firmen, dass sich auch Frauen gut vermarkten lassen, und sorgte dafür, dass erstmals so richtig Geld ins Damengolf investiert wurde. 1950 war Hicks eine der 13 Begründerinnen der LPGA.

Babe Zaharias

Laut Guinness World Records ist Babe Zaharias gemeinsam mit Charlotte Dod die vielseitigste Sportlerin der Geschichte. Bevor sich die Texanerin gänzlich dem Golfsport widmete, hatte sie bereits zwei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen von 1932 gewonnen. Zaharias war eine Leichtathletin, die ebenfalls eine Tennis-, Bowling- oder Rollschuhlaufkarriere hätte anstreben können. Doch die Alleskönnerin entschied sich glücklicherweise für den Golfsport. Sie war in den Vierzigern und Fünfzigern die Sensation im Damensport. Vielleicht noch viel bahnbrechender waren aber ihre Fußstapfen auf der Herrentour, die sie erstmals 1938 hinterließ.

Bei der Los Angeles Open, einem Event der PGA Tour, war sie die erste Frau, die an einem professionellen Herrenturnier teilnahm. Dort war es auch, wo sie mit George Zaharias, ihrem späteren Ehemann in einer Gruppe spielte. Zaharias Auftritt auf der deutlich größeren Bühne der Herren war ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Damengolfs. 1945 spielte sie drei weitere PGA-Tour-Turniere. Ihr bestes Ergebnis war ein 33. Rang bei der Phoenix Open. Auch Zaharias gehörte zu den 13 Gründungsmitgliedern der LPGA Tour. Hier war sie die dominierende Spielerin der ersten Jahre, gewann 36 Titel, davon zehn Majors und hält noch immer den Rekord, als Spielerin, die am schnellsten 30 Siege auf der Tour holte.

Annika Sörenstam

Hall of Famerin und zehmalige Major-Siegerin: Annika Sörenstam.
Hall of Famerin und zehmalige Major-Siegerin: Annika Sörenstam. | © Michael Reaves/Getty Images


Kaum zu glauben, dass diese legendäre Karriere nur dank Eiscreme zustande kam. Denn genau dieses bekamen Annika und ihre Schwester, wenn sie mit ihren Eltern auf den Golfplatz mitkamen. Denn so viel Spaß hatten die beiden gar nicht am Golfen. Dies änderte sich, als offensichtlich wurde, wie viel Talent in Annika Sörenstam steckte. Das einst so schüchterne Wunderkind gewann in ihrer aktiven LPGA-Tour-Karriere 72 Titel, davon waren zehn Majors. 2003 erreichte sie den Karriere-Grand-Slam, im selben Jahr nahm sie es als erste Spielerin seit Zaharias in einem offiziellen Turnier mit den Männern auf und bis heute ist sie die Spielerin mit den höchsten Preisgeldeinnahmen auf der LPGA Tour. Dabei hing Sörenstam ihre Profikarriere bereits 2008 im Alter von 38 Jahren an den Nagel.

Sörenstams Erfolge und Engagement im Damengolf suchen ihres gleichen. 2007 gründete sie unter anderem die ANNIKA Foundation, mit der die Golfkarrieren junger Menschen fördert sowie ihnen die Bedeutung eines gesunden und aktiven Lebensstils vermittelt. Die Hall of Famerin hat sich durch ihr Golfspiel eine Marke geschaffen, neue Rekordaschallmauern durchbrochen und ist für tausende von jungen Mädchen ein golferisches Vorbild. Nicht umsonst vergibt die LPGA Tour seit 2014 den Rolex Annika Major Award an die Spielerin, die bei den Majors am besten performt hat. Die zweifache Mutter ist aktuelle Präsidentin der International Golf Federation und hat 2021 ein Mixed-Event auf die Beine gestellt, an dem gleichermaßen Profis der männlichen DP World Tour sowie der weiblichen Ladies European Tour teilnehmen. Niemand trägt das Erbe ihrer Vorreiterinnen so verantwortungsbewusst weiter wie die Schwedin, die einst nur mit Eiscreme auf den Platz gelockt werden konnte.