Gesundheit

Golf & Yoga: Perfekte Balance


28. Juli 2022 , Felix Grewe


Camilo Villegas zeigt: Auf dem Grün kann Beweglichkeit hilfreich sein.
Camilo Villegas zeigt: Auf dem Grün kann Beweglichkeit hilfreich sein. | © Getty Images/Chris Condon

Yoga kann Flexibilität, Stabilität und Balance verbessern. Eigenschaften, die für Golfer wichtig sind. Ein Online-Selbstversuch mit einer der bekanntesten Yogalehrerinnen der Welt.

Ich habe an diesem Morgen ein Date mit Adriene. Sie ist Mitte 30, hat braunes Haar, ein sanftmütiges Gesicht, das eine Grundentspannung verrät, warme Augen und einen unüberhörbar texanischen Akzent. Wir treffen uns zum ersten Mal und sie hätte für unser Kennenlernen keine bessere Location auswählen können. Blick auf eine üppig saftig-grüne Vegetation, im Hintergrund das Meer, das fließend in den Himmel überzugehen scheint. Der Vergleich mit dem Paradies wird zwar inflationär bemüht, hier könnte er jedoch tatsächlich passen. Das einzige Problem: Es ist nur Adriene, die in dieser zauberhaften Umgebung sitzt, nämlich mitten in Nicaragua, auf einer blauen Matte, die sie passend zum heutigen Thema auf einem Übungsgrün platziert hat. Ich hingegen hocke in meinem Wohnzimmer, habe Kopfhörer in den Ohren und starre in gespannter Erwartung auf meinen Laptop. „Wir machen heute Yoga für Golfer“, spricht Adriene zu mir und lächelt freundlich. Gute 20 Minuten wird die Session dauern, die allerdings nicht, wie man annehmen könnte, als Livestream stattfindet, sondern bereits seit August 2017 eine Klickmaschine im Netz ist. Mir egal, denn für mich geht’s darum, ein paar neue Basisübungen kennenzulernen, die meinen oft verspannten Körper geschmeidiger machen. Wenn das einen Effekt auf mein Golfspiel hat, umso besser. 

Yoga als Lebenseinstellung und Wirtschaftsfaktor

Adriene heißt mit Nachnamen Mishler, sie ist seit vielen Jahren so etwas wie ein Guru der Yogaszene. Auf YouTube folgen ihr mittlerweile mehr als elf Millionen Abonnenten, ihre vielen hundert Videos werden ebenfalls millionenfach geklickt. Die Botschaft darin ist meist die gleiche: Entspannung finden, zur Ruhe kommen, die Atmung beobachten und sich ganz auf sich selbst und den eigenen Körper konzentrieren. Acht Millionen Deutsche praktizieren in ihrem Alltag regelmäßig oder unregelmäßig sogenannte Asanas, wie die Übungen im Yoga genannt werden, weltweit sollen es mehr als 300 Millionen Menschen sein. Yoga wird zunehmend zu einer Lebenseinstellung und ist längst ein gigantischer Wirtschaftsfaktor, ein Wachstumsmarkt mit Jahr für Jahr steigenden Milliardenumsätzen. Der Grund ist nachvollziehbar und vor allem spürbar, wie ich später feststellen soll. Yoga gilt als eine Art Allheilmittel gegen viele Wehwehchen des zunehmenden Alters, weil es die Flexibilität von Sehnen und Bändern erhöht, Stabilität und Balance verbessert, aber es steigert gleichzeitig auch die Wahrnehmung für den Körper und schärft die Konzentrationsfähigkeit – ein Rundumpaket für den Golfer. 

Nur der Augenblick zählt

Jetzt sitze ich im Schneidersitz auf meiner Matte und konzentriere mich vollkommen auf Adriene. Mit gerader Wirbelsäule soll ich zunächst ein paar tiefe Atemzüge nehmen, und beim Ausatmen, so ihre Anweisung, meine Schultern fallen lassen und entspannen. „Komm‘ ganz im Hier und Jetzt an“, fordert Adriene mich auf. Da ich mich viel mit Meditationen beschäftige, verstehe ich, was sie meint: Gedanken an den Tag loslassen, alles beiseite schieben, was mich jetzt belasten oder ablenken könnte. Nur der Augenblick zählt. „Auf der Golfrunde ist es wichtig, präsent zu sein, sich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren“, erklärt sie und hat damit natürlich recht. In den kommenden Minuten absolvieren wir zusammen eine Vielzahl von Übungen mit Dehnungen und Drehungen, die zum Teil einfach und angenehm sind, phasenweise jedoch meine Schwachstellen schonungslos offenbaren. Adriene erinnert mich immer wieder daran, mir Zeit zu nehmen, meine Atmung zu kontrollieren, freundlich zu sein zu meinem Körper. „Golfer neigen dazu, eine Körperseite mehr zu trainieren als die andere. Wir können also Praktiken wie Yoga nutzen, um das auszugleichen, ein Gegengewicht zu schaffen, ein Gleichgewicht im Körper zu finden, indem wir die linke und rechte Seite gleichmäßig stärken und verlängern“, erklärt Adriene. Ich umklammere dabei mein angewinkeltes rechtes Bein, das linke ruht ausgestreckt am Boden, während ich meinen Oberkörper leicht nach rechts drehe und dabei auf eine maximal gerade Wirbelsäule achte – bei Tiefenentspannung, natürlich. 

Übungen für den Core-Bereich

Als könnte sie meine Gedanken lesen, erinnert Adriene mich, dass ich diese Übungen nicht bräuchte, wäre ich heute bereits maximal leichtfüßig und flexibel. Sie will, dass ich nicht zu streng mit mir bin, obwohl ich feststellen muss, dass ihre Ausführungen weitaus eleganter aussehen als meine. „Lass dich nicht von deinem lästigen Verstand stören“, spricht sie, während wir gemeinsam den Core-Bereich, also die beim Golf für Drehung und Stabilität so wichtige Körpersäule, trainieren. Die größte Herausforderung besteht für mich weniger in den Bewegungsabläufen, als darin, eine penibel korrekte Ausführung der Übungen mit dem richtigen Atemrhythmus zu koordinieren. 

Mehr Ruhe, bessere Konzentration

Am Ende dankt mir Adriene dafür, dass ich mich um meinen Body kümmere. Ich habe fast den Eindruck, sie sei stolz auf mich. Meinen Körper spüre ich jetzt wesentlich intensiver als vor der Session. Wohlig angenehm. Ein einmaliges Training kann zwar keinen nachhaltigen Einfluss auf mein Golfspiel haben, so viel ist mir klar. Fest steht für mich aber auch: Wenn ich diese Übungen regelmäßig absolviere, also mindestens zwei- bis dreimal pro Woche, dann werde ich meine Schwachstellen mit der Zeit besser in den Griff bekommen. Bänder werden dehnbarer, Drehungen geschmeidiger, Schultern und Hüfte gestärkt, sodass sie besser zusammenarbeiten können. Vor allem aber – und das bestätigen fast alle, die Yoga regelmäßig praktizieren – lassen die Übungen einen mit der Zeit ruhiger werden, die Fähigkeit zur Konzentration wird besser und die Frequenz des Herzschlags kann sogar gesenkt werden. Viele Gründe dafür, dass ich mich künftig öfter mit Adriene treffen werde. 

Wenn Sie Lust haben, die Yoga-Einheit mit Adriene auszuprobieren, dann klicken Sie sich unten ins Video! 

 

Yoga für Golfer – Training mit Adriene