Kolumne

Wider den Egoismus 2022


22. Juli 2022 , Carsten Moritz


Golfbotschafter: Bill Murray
Golfbotschafter: Bill Murray | © Getty Images

Golfmentor Carsten Moritz ruft auf, gemeinsam gegen Klischees anzukämpfen, Aufklärungsarbeit zu leisten und mit gutem Beispiel voranzugehen.

Golfer! Was sind das nur für Menschen? Alte Spinner mit Privileg und zu viel Zeit! So oder so ähnlich haben sich Klischees und falsche Vorstellungen bei den Nichtgolfern festgesetzt. Dies sind unter anderem die Hindernisse, die dazu führen, dass Golf in der Gesellschaft immer noch nicht gebührend wahrgenommen wird und die Entwicklungszahlen, trotz positiver Tendenzen, immer noch nicht ausreichen, um von einem ausreichenden Aufschwung zu sprechen.

Dass (die meisten) Golfer nicht so sind wie gerade beschrieben, wissen die meisten … Golfer. Und nun? Ab und an wird auch mal ein Nichtgolfer über einen Golfer an den Sport herangeführt. Das ist natürlich überaus löblich, aber bleibt ein Tropfen auf dem heißen Stein. 

Was also tun? Lage analysieren, kreativ werden, Engagement zeigen und sich kümmern! 

Viele Clubs sind in dieser Hinsicht bereits aktiv. Zum Beispiel die Idee der Golfmentoren. Golfmentoren sind Golfer, die sich dafür einsetzen, neue Leute, also Nichtgolfer zu gewinnen, Informationen zu vermitteln und mit persönlichem Einsatz auf eine Golfanlage zu bringen. Zu beweisen, dass Golf und Golfer nichts mit diesen Klischees zu tun haben muss. Golfmentor als Grundidee ist eine Initiative, die die Förderung des Golfsports auf unterschiedlichen Ebenen verfolgt. 

Die Ebenen sind:

  • zielgerichtete Betreuung von Neugolfern
  • die Gewinnung von Neugolfern
  • die positive Bewerbung des Golfsports in der Öffentlichkeit
  • die Förderung von Golfkultur und Willkommenskultur
  • Themen der Golf- bzw. Golfanlagenentwicklung (in der Facebook-Gruppe)

Dass ein persönlicher Einsatz beim Empfänger zielführender ist als die optisch schöne Medienanzeige, dürfte klar sein. Die persönliche Begleitung, auch vor oder nach einem Golferlebnistag, ist eine Maßnahme, die genutzt werden sollte. Warum wird dies bislang noch nicht massiv praktiziert und warum kommen die Anlagen nicht auf die Idee, wesentlich mehr auf die persönliche Schiene zu setzen? Dazu gibt es in meinen Augen zwei Erklärungen!

Zum einen ist der Mensch von Natur aus faul und egoistisch. Warum soll man seine Zeit dafür einsetzen, dass jemand Neues auf die Anlage kommt und wohl auch noch das Fairway blockiert? Nun ja, mit etwas Goodwill könnte man auf die Idee kommen, dass neue Golfer nicht nur helfen, die Anlage langfristig zu finanzieren und gegebenenfalls damit verbessern. Nein, man könnte auch neue persönlich und sportlich wertvolle Menschen in seinem Umkreis dazugewinnen! Eigentlich eine logische Schlussfolgerung!

Man könnte auch darüber nachdenken, kleine Anreize für Mentoren zu schaffen, die neue Leute in die Kurse und auf die Anlagen bringen und begleiten – dann würden vermutlich mehr Clubmitglieder überlegen, ihrer Anlage zu helfen. Neue Leute bringen nicht nur zum Beispiel frischen Schwung, sondern auch neue Möglichkeiten mit auf die Anlage. Dies lässt sich nicht unbedingt an einer Person festmachen, aber man darf ja mal über den Tellerrand schauen. 

Man sollte allgemein mit mehr Kreativität, die vorhandenen Möglichkeiten, sprich Mitglieder, einsetzen. Oftmals sind Golfverantwortliche in der Pflicht, eine Marketingstrategie auf das Blickfeld der Zielgruppen auszurichten. Es wird gemacht, getan, angeboten; und doch bringen die Bemühungen wenig Ertrag, wenn man diesen mal mit dem Aufwand vergleicht.

Was steht also im Weg? Hindernisse und Hürden hemmen Nichtgolfer davor, sich diesem wunderbaren Sport zu nähern. Diese Ansatzpunkte verfolgen Golfmentoren uneigennützig und wenig egoistisch. Es ist nämlich aus meiner eigenen Erfahrung einfach, ein wenig Freizeit zu investieren, um andere Menschen glücklich zu machen, indem man sie aufklärt, bewegt und an den Schläger bringt. Diese „ehrenamtliche“ Tätigkeit ist eine feine Sache, bei der man dem Golfsport mindestens das wiedergeben kann, was er einem selbst gegeben hat.

Wie traurig wäre unser Leben ohne Golf, wie viel Glück und Privileg hatten wir, überhaupt zu der Spezies der Golfer zu gehören? Mit diesem Sport in Berührung gekommen zu sein? Dies alles ist oft so selbstverständlich, dass die Initiative Golfmentor die Aktiven auffordert, sich einmal auf Ihre Wurzeln zu besinnen. Golfmentoren geben so Ihrem Sport vielleicht nicht nur „Menschen“ wieder, sondern auch etwas notwendige Seele.

Jeder Golfer – unabhängig von seiner Spielstärke – sollte ein Golfmentor sein! Er sollte auch unterstützt und gefördert werden. Für den Nichtgolfer, für die Anlage und für sich selbst. Golfmentoren sind keine Ersatztrainer, die das Spiel jemandem beibringen und den Golflehrern die Arbeit wegnehmen. Die individuelle Verbindung zu den regionalen Möglichkeiten schaffen und eigene Erfahrungen persönlich weitergeben, reicht vollkommen aus.

Eine tolle Sache für alle also; für Anlagen, Golfer und solche, die es werden wollen. Man stelle sich nun mal vor, dass jede Anlage über mindestens zehn dieser „Headhunter“ verfügt, die abgestimmt neue Leute für den Sport interessieren. Wie viele Mentoren wären das landesweit? Wie viel Potential wäre das? Also lasst uns über unsere Schatten springen und gemeinsam den Golfsport voranbringen! Let‘s go!

Über den Autor: Carsten Moritz, Moers. Heimatclub: GC Elfrather Mühle. Seit 1985 dem Golfsport verbunden. Netzwerker mit dem Forum Golfmentor. Schwerpunkte sind Golfentwicklung, Neugolfergewinnung und Mentoring. Kontakt: [email protected], www.golfmentor.jimdo.com

Golfmentor Carsten Moritz
Golfmentor Carsten Moritz | © Carsten Moritz