DGL 2022

Männerquintett für weibliches Ensemble


16. Juli 2022 , Matthias Lettenbichler


Männerquintett mit Damen-Auftrag (v.l.): Keith Coveney, Heiko Burkhard, Pascal Proske, Sixten Rigol, Sebastian Buhl. Foto: DGV/mat
Männerquintett mit Damen-Auftrag (v.l.): Keith Coveney, Heiko Burkhard, Pascal Proske, Sixten Rigol, Sebastian Buhl. Foto: DGV/mat

Am vierten Spieltag der 1. Bundesliga Süd der Damen stehen auch wieder die Trainer der Top-Teams im Fokus. Golf.de hat mit den fünf Männern gesprochen.

Bei den Damen im Süden begleiten Sebastian Buhl (GC St. Leon-Rot), Heiko Burkhard (Stuttgarter GC Solitude), Keith Coveney (Frankfurter GC), Pascal Proske (Münchener GC) und Sixten Rigol, mit dem GC München Valley an diesem Wochenende auch Gastgeber, die Spielerinnen am Fairwayrand. Sie geben Tipps und Ratschläge, helfen beim Lesen der Puttlinie und beim Aufrichten der Psyche und sagen manchmal auch im genau richtigen Moment – nichts. Und jeder hat seine ganz eigene Philosophie – zum Beispiel, mit Druck umzugehen. Dabei schleppen die hochdekorierten Coaches auch selbst eine Menge Verantwortung über den Platz.

Der vierte DGL-Spieltag ist das Wochenende der Fragen: Wer darf ins Final Four, wer bleibt in der Liga, wer muss absteigen ins Unterhaus? Können die Hotels für die Saisonverlängerung im GC Pfalz gebucht werden, oder bleibt dieser Teil des Jahresbudgets leider unangetastet. Die deutschen Erstligaclubs geben geschätzt hohe fünf bis deutlich sechsstellige Summen aus, um ihre Teams in der 1. Bundesliga des deutschen Golfsports an den Start zu schicken und dort präsent zu sein, und jeder Club erhofft sich sportliche Erfolge und mediale Aufmerksamkeit. Denn wer vorne mitspielt im großen Konzert des deutschen Mannschaftsgolf, zahlt positiv ein aufs sportliche Image, positioniert sich als Club, in dem der Sport einen hohen Stellenwert genießt, und lockt damit talentierten Nachwuchs in den Verein, im Schlepptau manchmal die gesamte Familie und zuweilen auch freigiebige Sponsoren. Die Top-Spieltage werden irgendwann und längst nicht mehr nur weit nach Mitternacht auf Sky gezeigt, wenn Filmer Uwe Bornemeier wieder da war mit seinem schwer schleppenden Kameramann, der in Bauchlage wunderschöne Bilder dreht, die der Chef dann mit vielen kleinen GoPro-Schnipseln zu einem Kunstwerk komponiert, in dem kein Siegputt fehlt und kein finaler Jubel. Auch die Abruf-Zahlen des Live Scoring auf der Golf.de zaubern den Vermarktern der DGL zunehmend ein kleines Lächeln ins Gesicht, denn längst klicken nicht mehr nur Eltern, Geschwister, Freunde und Oma und Opa wenn der Nachwuchs am Abschlag steht, sondern auch die deutsche Golf-Community hat mitbekommen, dass die Einzelsportart Golf durchaus auch dann recht spannend sein kann, wenn am Ende des Tages die Teamleistung zählt.

Impressionen vom Samstag >>>


Apropos Teamleistung am Ende des Tages: Den Samstag in Valley haben besonders erfolgreich einmal mehr die Spielerinnen des GC St. Leon-Rot bestritten. Nach der ersten Einzel-Runde und den Vierern führt das Team von Trainer Sebastian Buhl mit 32 unter Par (-24/-8) vor dem Münchener GC (-20), dem GC München Valley (-15) sowie den Teams des Frankfurter GC (-9) und des Stuttgarter GC Solitude (-7). Die überragende Runde im Einzel am Samstag spielte die Stuttgarterin Aline Krauter, die eine fehlerfreie 63 mit sieben Birdies und einem Eagle unterschrieb. Fast ebenso perfekt kam ihre Teamkollegin Helen Briem mit dem Par-72-Parcours des GC München-Valley zurecht, die 64 Schläge benötigte und eine mit acht Birdies ebenfalls makellose Scorekarte abgab. Den besten Vierer absolvierten mit 65 Schlägen Marie Coors und Marie-Agnes Fischer vom Münchener GC. Der zweite Einzel-Durchgang beginnt am Sonntag um 8 Uhr, die letzte Gruppe schlägt um 9:30 Uhr ab.

Live Scoring 4. Spieltag 2022 >>>


Diese Teams zu formen, die dann im richtigen Moment performen sollen, die Einzelspieler zum Abruf der Bestleistung zu motivieren, die Duos für die Vierer so zusammenzustellen, dass sie sportlich funktionieren und menschlich harmonieren, das ist die Kernaufgabe der Trainer der DGL-Mannschaften, und schon diese ist alles andere als Trivial. Hinzu kommen die Organisation der Reisen zu den Clubs, die Trainings- und Belastungssteuerung im Vorfeld, die Teamplanung: Welcher Professional steht eventuell zur Verfügung, welche meiner Spielerinnen musste für die Schule lernen und hat deshalb Trainingsrückstand, wer ist erkältet oder mit privatem Kummer beschäftigt, wer mit der Nationalmannschaft unterwegs? In der 1. Bundesliga Süd der Damen müssen die Coaches als Konzertmeister mit viel Fingerspitzengefühl ein weibliches Ensemble dirigieren, das in einer Einzelsportart groß geworden ist und nun als Team funktionieren und punkten soll. Und ein Team, das immer jünger wird: „Ich kann in diesem Spiel nicht gut werden, wenn ich nicht bereit bin, eine hohe Anzahl an Stunden in der Woche auf der Golfanlage, im Trainingsbereich sowie auf dem Platz zu verbringen“, erklärt Valley-Trainer Sixten Rigol eine der wichtigsten Voraussetzungen für Erfolg auf dem Golfplatz: Trainingsintensität. Ohne Fleiß kein Preis. Und weil das in jeder Sportart so ist, werden auch im Golf die Teams immer jünger. Für Frankfurt sind in diesem Jahr zwei 14-jährige Mädchen am Start, im Münchener GC hat Pascal Proske den Altersdurchschnitt radikal auf Teenie-Level gesenkt, seit er 2020 in Straßlach-Dingharting die Verantwortung als Head-Coach für den gesamten Damenbereich übernahm. Proske weiß: „Wie in jedem Leistungssport spielen Erfahrung und Trainingsintensität mit die entscheidendsten Rollen. Speziell in der DGL verlieren diese Werte aber an Bedeutung, da die Mannschaften immer jünger werden.“ Die Gründe dafür seien mehrschichtig, so Proske. Zum einen ermöglichten verbesserte Förderprogramme in den Clubs eine schnellere Entwicklung und somit ein frühzeitiges Erreichen eines Spielniveaus, das in der Bundesliga konkurrenzfähig ist. „Zum anderen sehen wir immer mehr, dass es berufstätigen Spielerinnen schwerer fällt, mit dieser schnellen Entwicklung der jüngeren Spielerinnen mitzuhalten.“ Mit anderen Worten: Wer noch zur Schule geht, hat mehr Zeit fürs Golftraining. Außerdem ist auch im Golf festzustellen: Jüngere Menschen lernen mitunter rasend schnell.

Im Laufschritt über den Platz

Technische Feinheiten trainieren, Teamgeist kreieren, das Training so aufbauen, dass alle im gewünschten Augenblick ihre Bestleistung abrufen können, und dies alles unter Berücksichtigung pubertierender Faktoren. Ein erkleckliches Budget verwalten und dieses sowie letztlich den damit erzielten Erfolg oder verbundenen Misserfolg vor dem Club, den Sponsoren und Geldgebern, den Gönnern und Mitgliedern verantworten, und dabei stets das Image des Auftrag- und Arbeitsgebers im Auge behalten: Die Trainer der 1. Bundesliga, ganz gleich ob Nord oder Süd, Damen oder Herren, schleppen in ihren Rucksäcken auf ihren Runden über den Golfplatz, wo sie an den DGL-Wochenenden glatt mal 30 und mehr Kilometer zurücklegen, weit mehr mit als nur Blasenpflaster und Wasserflaschen. Sie leiden mit ihren Spielerinnen, wenn es mal nicht so gut läuft, starren mental Fingernägel-kauend aufs Handy-Display, wenn sich per Live Scoring Unheil anbahnt und bewegen sich im Laufschritt dorthin, wo die Unterstützung gerade am nötigsten ist. Es ist deshalb kein Zufall, dass mit dieser Aufgabe ausschließlich erfahrene Coaches der PGA of Germany betraut werden, Experten ihres Fachs, Fully Qualified PGA Golfprofessionals, die gemäß ihrer Ausbildung und zahlreicher Fortbildungen in der Lage sind, aus dem Einzelnen ein großes Ganzes zu schaffen.

Wie gut das am Ende gelungen ist, zeichnet sich auch in der Saison 2022 der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf meist schon nach diesem vierten, spätestens natürlich nach dem fünften Spieltag und erst recht nach dem Final Four ab, in dem mit dem plötzlichen Matchplay-Modus im entscheidenden Moment eine Spielvariante hinzukommt, die auch Favoriten schon ins Straucheln gebracht hat, so zum Beispiel im letzten Jahr die Damen des GC St. Leon-Rot, die als Favorit nach Gut Kaden gereist waren und am Ende mit Mühe Bronze holten. Klare Vorgabe für die Kraichgauerinnen diesmal: Der Titel muss her! Und St. Leon-Rots Trainer Sebastian Buhl macht klar, dass er diesen Erwartungsdruck, aus dem weder er selbst noch der Club einen Hehl machen, durchaus positiv wahrnimmt. Buhl: „Nur unter Druck entstehen Diamanten.“

Fünf Interviews

Wie die fünf Trainer der Erstliga-Teams der Damen-Süd der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf ihre vielfältigen Aufgaben bewältigen, was sie daran begeistert, ein weibliches Ensemble zu konzertieren und weshalb sie dieser Teil ihrer Arbeit als Golfprofessionals, der für die meisten neben dem Alltagsgeschäft als Einzelstunden und Gruppenkursen auf der Agenda steht, trotz aller damit verbundenen Mühen und Reisestrapazen mit viel Freude erfüllt, erklärt das Männerquintett in den Interviews:

Sebastian Buhl – GC St. Leon-Rot >>>

Heiko Burkhard – Stuttgarter GC Solitude >>>

Keith Coveney – Frankfurter GC >>>

Pascal Proske – Münchener GC >>>

Sixten Rigol – GC München-Valley >>>