Team-EM

Platz acht für Deutschland


9. Juli 2022 , Christopher Tiess


Foto: Leaderboard Photography
Foto: Leaderboard Photography

In der letzten Matchplay-Runde der European Amateur Team Championship muss Deutschland auf Philipp Katich verzichten und unterliegt gegen Frankreich. Neuer Mannschafts-Europameister ist Spanien.

Wiesbaden. Am letzte Turniertag der Mannschaft-Europameisterschaften spielen die deutschen Herren gegen Frankreich. Nach dem so knappen und kräftezerrenden Viertelfinal-Aus und der Niederlage gegen die starken Iren, geht es nun um Platz sieben. Doch der Tag begann für das deutsche Team mit einer Schreckensnachricht: Philipp Katich (GC St. Leon-Rot) ist gesundheitlich angeschlagen. Spätestens nach der Rücksprache im Team ist klar: der angehende Tour Pro fällt für die letzte Runde aus. 

Da Tiger Christensen, der die „non traveling reserve“ darstellt, nicht schnell genug anreisen kann, bleibt dem Golf Team Germany nur eine Möglichkeit: der Punkt geht ohne Spiel an Katichs französischen Gegenspieler Tom Vaillant. Mit einem Punkt Rückstand gingen die Adler also auf ihre Runde. 

Albers und Schiergen liefern erneut

Im Vierer spielten Anton Albers (Hamburger GC) und Laurenz Schiergen (GC Hösel) gegen Bastien Amat und Paul Beauvy. Nach einem Rückstand, der nach neun Bahnen schon vier Löcher betrug, kämpften sich die beiden Deutschen mit einem enormen Kraftakt zurück und konnten ihr Match tatsächlich drehen. Am Ende gewannen sie am 18. Grün mit 1auf. Leider jedoch sollte dies der einzige Punkt für das Team um Coach Ulrich Eckhardt bleiben.

Denn schon relativ früh musste Yannick Malik (GC St. Leon_Rot) seinen Punkt gegen Martin Couvra abgeben. Der Franzose zeigte sich als starker Gegner, der Malik um den Turn herum bereits zwei Löcher Vorsprung abgenommen hatte. Am Ende hieß es 4&3 für Frankreich.

Zwei Matches liefen noch - und beide müsste das deutsche Team nun noch gewinnen, um im Mannschaftsergebnis die drei nötigen Punkte zu bekommen. Wolfgang Glawe (GC Mannheim-Viernheim) lag gegen Julien Sale im leichten Rückstand und war gerade dabei, das Match zu drehen: an Bahn 17 hatte er die Möglichkeit, mit einen 1,5 Meter Putt all square zu gehen. Doch dieser Putt fiel nicht und stattdessen musste der gebürtige St. Leon-Roter eine 2&1 Niederlage quittieren.

An dieser Stelle war die Begegnung zugunsten der Franzosen entschieden, denn diese hatten die nötigen drei Punkte für den Sieg zusammen. Dennoch spielten Jonas Baumgartner (GC Hösel) und Pierre Viallaneix ihr Match zu Ende. Die Ergebniskosmetik fiel vorteilhaft für Frankreich aus: 3&1 lautete das Resultat aus dem Duell und der Endstand summierte sich damit auf 1:4.

Hohe Leistungsdichte im Flight A

Bundestrainer Uli Eckhardt fasst den Tag zusammen: „Philipp Katich ist gesundheitsbedingt ausgefallen. So sind wir mit einer Hypothek in das Match gegangen. Die Jungs waren trotzdem Feuer und Flamme, das Spiel zu gewinnen. Sie haben gekämpft, aber es war nicht viel zu holen. Und man muss sagen: die Niederlage, die am tiefsten saß und sitzt, ist die Viertelfinal-Niederlage gegen Dänemark. Selbst die Dänen haben am Tag danach gesagt, dass sie vollkommen platt waren. Die Akkus waren leer und unsere Spielqualität war dadurch heute nicht wirklich gut. Insofern war das eine verdiente Niederlage heute.“

Und der Coach fasst auch nochmal die Wetterlage zum Turnier insgesamt zusammen: „Wir haben bei der Mannschaft ein Umbruch-Jahr. Wir sind mit einer komplett neuen Mannschaft zum Turnier gefahren. Und diese Mannschaft hat sich richtig wacker geschlagen. Wir haben das Zählspiel ohne Doppelbogey durchgezogen - auf einem der schwersten Open Plätze. Sich in die Top Acht zu spielen, war an sich eine wahnsinnig große Leistung. 

Die Leistungsdichte in diesem Flight war unglaublich hoch, und das sieht man ja auch. Jede dieser Mannschaften hätte das Ding gewinnen können. Und unsere Platzierung gibt in keiner Weise die Leistung der Spieler wieder. Wenn wir über die ganze Woche Zählspiel gespielt hätten, wären wir nicht auf Platz acht, sondern weiter vorne. Aber wenn man das erste Matchplay verliert, spielt man eben nicht mehr um die Medaillen.“

Fernziel Tour

Klar ist zudem das langfristige Ziel: die Entwicklung der deutschen Nationalmannschaft und ihrer einzelnen Spieler. Das Abschneiden in einem einzelnen Turnier muss sich in diese Priorität einordnen. Eckhardt stellt fest: „Es geht um die Ausbildung der Spieler - das ist das Einzige, was zählt. Denn wir wollen Spieler auf die Tour bekommen. Und wenn auf diesem Weg Medaillen bei rauskommen, ist das schön - das ist die Sahne auf dem Kuchen. Im Kern geht es aber darum, die Spieler zu entwickeln. Und das ist diese Woche auch passiert. Wir sind mit einer superjungen Truppe angetreten und haben uns gut geschlagen. Und wir können mit erhobenem Haupt vom Platz gehen.“

So macht sich die deutsche Mannschaft auf den Heimweg - mit jeder Menge Spielerfahrung auf einem der anspruchsvollsten Plätze Europas. Mit einer überzeugenden Zählspiel-Qualifikation und einem bärenstarken Viertelfinalspiel, das lange Zeit auf Messers Schneide stand - und das für sich eine wertvolle Erfahrung mit sich brachte.