Regelfall

Wann kaputte Ausrüstung ersetzt werden darf – und wann nicht


24. Januar 2022 , Daniel Dillenburg


Kam bei der Mitsubishi Electric Championship mit Regel 4.2c in Berührung: Ernie Els.
Kam bei der Mitsubishi Electric Championship mit Regel 4.2c in Berührung: Ernie Els. | © golfsupport.nl/David Rosenblum/ism

Zwei unterschiedliche Fälle von kaputter Ausrüstung auf zwei unterschiedlichen Touren mit zwei unterschiedlichen Ausgängen. Die Frage nach der signifikanten Beschädigung nach Regel 4.2c.

Wer erfolgreich Golfspielen will, ist meist auf eine funktionierende Ausrüstung angewiesen. Kaputte Schläger oder beschädigte Bälle fügen dem Spiel einen weiteren X-Faktor hinzu, der nicht kontrollierbar ist. Doch was tut man, wenn mitten auf der Runde Schäden an der Ausrüstung auftreten? Und damit ist nicht der frustrierte Schaftbelastungstest oder eine andere mutwillige, selbst verschuldete Aktion gemeint. Materialfehler treten häufig auch ganz ohne Eigenverschulden auf und dann gilt es, sich mit den Regeln auszukennen.

Dies brachten auch die beiden Major-Sieger Ernie Els und Padraig Harrington während ihres jeweils ersten Auftritts des Jahres in Erfahrung. Bei zwei unterschiedlichen Turnieren mussten sie mitten auf der Runde feststellen, dass Teile ihrer Ausrüstung beschädigt wurden. Bei Els, der auf Hawaii die Mitsubishi Electric Championship spielte, handelte es sich dabei um seinen Spielball. Bei Harrington, der wiederum bei der Abu Dhabi HSBC Championship im Einsatz war, lag ein Problem mit seinem Driver vor. Während Els seinen Ball umgehend austauschen durfte, musste Harrington mit seinem Schläger bis zum Ende der Runde durchspielen. Eine „seltsame Regelauslegung“, wie der Ire anschließend kundtat. Doch warum diese unterschiedliche Handhabung? Wir klären auf.

In beiden Fällen ging der jeweiligen Beschädigung keine mutwillige Handlung voraus. Els haute seinen Abschlag an der 16. Bahn des Hualalai GC etwas zu weit nach rechts. Dort traf sein Ball auf schwarzes Lavagestein, das es nicht gut meinte mit dem Spielgerät des Südafrikaners. Immerhin hatte Els Glück und sein Ball sprang zurück in Richtung Spielbahn. Dort musste er feststellen, dass seine gelbe Kugel diesen Aufprall nicht schadlos überstand.

Els rief umgehend einen Regeloffiziellen heran. Nach Regel 4.2c, in der es heißt, dass der Spieler nur dann einen anderen Ball neu einsetzen dürfe, wenn der ursprüngliche Ball deutlich sichtbar zersprungen oder eingekerbt sei und diese Beschädigung während des zu spielenden Lochs aufgetreten sei, durfte der viermalige Major-Sieger einen neuen Ball ins Spiel bringen. Wenn der Ball lediglich zerkratzt, abgeschürft oder seine Farbe beschädigt oder verfärbt gewesen wäre, hätte Els mit seinem ursprünglichen Ball weiterspielen müssen.

Der Riss in Els‘ Lavaball war also laut des Regeloffiziellen groß und sichtbar genug, um die beschädigte Ausrüstung auf der Stelle straffrei zu ersetzen. Diese Umstände trafen auf Harringtons Fall nicht zu. Dem europäischen Kapitän des Ryder Cups 2021 fiel am elften Tee in Runde drei auf, dass sein Driver einen Riss aufwies. Auch hier hätte Harrington gerne auf einen Ersatz zurückgegriffen. In diesem Fall ließ der zuständige Regeloffizielle jedoch keinen straffreien Austausch zu. Der Schaden an Harringtons Driver war der Einschätzung nach nämlich nicht schwerwiegend genug.

Denn erst bei einer „signifikanten“  Beschädigung am Schläger ist ein Austausch möglich. Wäre der Schlägerkopf beispielsweise in seine Einzelteile zerfallen oder vom Schaft geflogen, hätte er ersetzt werden dürfen. Der kleine Riss, den Harrington kurz nach Halbzeit seiner dritten Runde bemerkte, reichte hier nicht aus. Im Anschluss an die Runde äußerte der 50-Jährige seinen Unmut über diese Regelauslegung via Twitter. Allzu sehr beeinträchtigt schien ihn der leicht defekte Driver aber nicht zu haben. Fünf der verbleibenden sechs Fairways traf Harrington auch mit Riss im Schlägerkopf. Ersetzt wurde er dann vor der Finalrunde aber trotzdem.