Regelfrage 6

Provisorium und falsche Reihenfolge?


7. Februar 2024 , Dietrich von Garn


Karl Kalkulatius und Fred Fiesling
Karl Kalkulatius und Fred Fiesling | © golfsupport.nl/Bert van der Toorn

In der Regelfrage der Woche widmet sich DGV-Regelexperte Dietrich von Garn einer „Regelproblematik“. Diesmal spielt Karl Kalkulatius ein Lochspiel gegen Fred Fiesling. Es geht um einen Ball im Rough, den provisorischen Ball und das Nichteinhalten der Reihenfolge.

Die Situation: 

Karl Kalkulatius spielt ein Lochspiel gegen Fred Fiesling. Auf einem Par-3-Loch schlägt Karl weit neben das Grün ins Rough und Fred in den Bunker am Grün. Seinen provisorischen Ball schlägt Karl zwei Meter vor das Loch. 

„Da suche ich wohl besser nicht nach dem ersten Ball“, kommentiert Karl seinen schönen Schlag. Mit einem fiesen Grinsen meint Fred jedoch: „Mach Dir keine Sorgen, ich glaube ich finde den ersten Ball.“

Beide machen sich zügig auf den Weg, Fred ins Rough und Karl zu seinem provisorischen Ball. Noch bevor Fred den ersten Ball gefunden hat, puttet Karl seinen provisorischen Ball, der zum Glück und zum Bogey ins Loch geht.

Fred schimpft: „Du warst nicht dran, Du bist unfair, der zählt nicht, ich verlange, dass Du in der richtigen Reihenfolge noch mal spielst! Und übrigens liegt hier Dein erster Ball richtig schön schlecht. Viel Spaß damit.“

Regt sich Fred zu Recht auf?

Die Lösung:

Fred kann sich gerne aufregen, weil Karl das Bogey gerettet hat, aber der von ihm angeführte Grund ist falsch. 

Kein Spieler ist verpflichtet, nach seinem Ball zu suchen. Schließlich „bezahlt“ man mit zwei Schlägen dafür, wenn man den provisorischen Ball weiterspielt.

Wird der provisorische Ball von einer Stelle gespielt, die gleichweit zum Loch oder näher als die Stelle liegt, an der der erste Ball vermutet wird (und bei einem provisorischen Ball auf dem Grün ist das sicher so), so wird er zum „Ball im Spiel“ und der erste Ball „ist raus“. Daran ändert sich nichts, wenn im Lochspiel außerhalb der Reihenfolge gesielt wird, außer dass der Schlag mit dem provisorischen Ball auf Anforderung des Gegners wiederholt werden muss.

Im Zählspiel wäre es unter Umständen unsportliches Verhalten, einen Ball zu suchen, den der Spieler nicht suchen möchte, aber ein Gegner im Lochspiel darf dies.