Regelfrage #2

Er ist es nicht, ist es doch, isn't it?


10. Januar 2024 , Dietrich von Garn


Stefan Siehtnichtguts Ball
Stefan Siehtnichtguts Ball | © golfsupport.nl/David Jensen/ism

In der Regelfrage der Woche widmet sich DGV-Regelexperte Dietrich von Garn einer „Regelproblematik“. Diesmal sucht Stefan Siehtnichtgut seinen Ball, Gustav Gucktauchnichtrichtig steht drauf und Ingo Isnichsoschnell meldet an den folgenden Aktionen Zweifel an.

Die Situation: 

Stefan Siehtnichtgut sucht seinen Ball. Er weiß genau, wo dieser liegen sollte. Auf dem Fairway. Aber da ist er nicht. Beziehungsweise liegen müsste. Gleich hier im Rough. Aber er ist eben nicht da. Sein Mitspieler Gustav Gucktauchnichtrichtig ruft ihm plötzlich zu: „Hier ist was!“ - und hebt vorsichtig seinen Fuß an, der auf der fraglichen Stelle gestanden hatte. Da liegt ein großes loses Blatt und darunter schimmert etwas Weißes hervor, so wie es sich für einen Ball gehört.

Ratlos schaut Stefan das bisschen Ball an. „Ist das meiner? Wie komme ich da dran? Darf ich das Blatt anheben? Was ist, wenn der Ball sich bewegt?“ 

Gustav meint: „Ich hebe mal das Blatt auf, dann kann Dir nichts passieren. Immerhin bin ich daran Schuld, dass er jetzt da so liegt.“

„Ob der das darf“, fragt Stefan sich. Dann zuckt er mit den Schultern und schaut seinen zur Hälfte im Boden steckenden Ball an. „Den drehe ich mal ein bisschen, damit ich sehen kann, ob es meiner ist“, meint er und fummelt an dem Ball herum, bis seine Markierung sichtbar wird.

„Eingebetteter Ball“, denkt er und erinnert sich ungefähr daran, dass da etwas mit Droppen war. Er kramt den Ball also schon einmal aus der Vertiefung, in der er lag.

Nun endlich kommt ihr dritter Mitspieler Ingo Isnichsoschnell dazu, der erst seine Schläger in seinem Bag sortieren musste. Er äußert Zweifel, ob das alles so richtig war, was die beiden da veranstalten.

Stimmt jemand Ingo zu?

Die Lösung:

Gustav ist bei der Suche auf den Ball von Stefan getreten. Das ist straflos und muss kein schlechtes Gewissen verursachen.

Es ist nicht möglich, eine andere Person zu bitten, lose hinderliche Naturstoffe zu entfernen, um der Strafe zu entgehen, falls der Ball sich dabei bewegen würde. Gustavs „Hilfsbereitschaft“ ist also unnötig und würde im Zweifel zu Lasten von Stefan gehen. Da der Ball im Boden steckte, konnte er sich jedoch kaum bewegen.

Ein Ball darf zum Identifizieren markiert und aufgenommen werden. Ihn zu berühren, ohne dass er markiert ist, führt zu einen Strafschlag. Dieser kommt hier jedoch nicht zum Tragen, denn der Ball war von Gustav in den Boden getreten worden und lag damit an einer anderen Stelle als vorher. Das rettet Stefan hier, denn der Ball liegt nicht an der Stelle, an der er gespielt werden muss. 

Es ist jedoch kein eingebetteter Ball, da er nicht durch den Schlag in den Boden gedrückt wurde, sondern es war Gustav, der versehentlich darauf getreten hatte. Also haben wir eine Regel 9.6, und das weitere Verfahren ersehen wir in Regel 14.2d(2).

Und oh Wunder, das neue Jahr fängt gut an: Alles ist straflos. 

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