Regelfest

Rose und der falsche Ball


8. Januar 2024 , Daniel Dillenburg


Erlebte keinen guten Start ins neue Golfjahr: Justin Rose.
Erlebte keinen guten Start ins neue Golfjahr: Justin Rose. | © Ion Alcoba/Quality Sport Images/Getty Images

Beim ersten Event der neuen PGA-Tour-Saison unterläuft dem erfahrenen Justin Rose ein ungewöhnlicher Fehler. Er spielt den Ball seines Mitspielers, der in diesem Fall eine Mitschuld trägt.

Es war die erste Runde des Jahres und vielleicht lief deswegen noch nicht alles rund. An Tag eins des The Sentry auf Hawaii, dem Saisonauftakt auf der PGA Tour, kam es zu einem kuriosen Regelverstoß, der so nur äußerst selten auf allerhöchstem Niveau vorkommt. Der Engländer Justin Rose erhielt zwei Strafschläge, nachdem er einen falschen Ball spielte, nämlich den seines Mitspielers Taylor Moore. Doch wie konnte das passieren? Unaufmerksamkeit und allen voran fehlende Kommunikation waren hierfür die Ursache.

Auf Loch sieben des Plantation Course at Kapalua ereignete sich der Regelvorfall. Rose und Moore schlugen ihre Abschläge auf dem Par 4 auf die rechte Fairway-Seite. Dass Rose seinen Ball etwa 30 Meter weiterschlug als sein Mitspieler, war beiden von der Tee-Box aus offensichtlich nicht bewusst. Denn sonst wäre es zu der Verwechslung gar nicht erst gekommen. Rose richtete sich aus und spielte seinen zweiten Schlag. Der Ball landete auf dem Grün. Doch plötzlich die Reaktion vom 43-jährigen Engländer, der seine Hände über den Kopf zusammenschlug: Rose realisierte, dass er versehentlich Moores Ball geschlagen hatte.

Zweimal zwei

Ein Missgeschick, das auf der PGA Tour eigentlich nicht passieren darf. Doch die Fehlerquelle lag bereits einige Minuten zurück. Normalerweise weiß jeder Spieler, welche Bälle von den Mitspielern gespielt werden. Rose verwendete einen Ball, auf dem eine „2“ zu sehen war. Das war auf dem Ball auf dem Fairway auch der Fall. Daher spielte der Ryder-Cup-Spieler, ohne nachzudenken diesen Ball. Problem nur: Moore hatte kurz zuvor seinen Ball gewechselt und hatte nun auch eine „2“ auf dem Ball, informierte seine Mitspieler jedoch nicht über den Wechsel.

Moore entschuldigte sich umgehend bei Rose für die fehlende Kommunikation. Ein Referee wurde herangeholt, um die Situation den Regeln entsprechend aufzulösen. Rose verstieß gehen Regel 6.3c (1) und bekam zwei Strafschläge. „Der Schlag nach dem falschen Ball und alle weiteren Schläge vor Berichtigung des Fehlers […] zählen nicht.“ Nachdem der ursprüngliche Ball weitergespielt wurde, landete bei der ehemaligen Nummer eins der Welt letztlich das Doppel-Bogey auf der Karte (Par + zwei Strafschläge).

Keine Strafe für Moore

Moore dagegen musste keine Strafe erwarten. Im Gegenteil: Er wurde für sein ausbleibendes Update sogar belohnt. Nach Regel 6.3c (2) heißt es: „Ist es bekannt oder so gut wie sicher, dass der Ball des Spielers von einem anderen Spieler als ein falscher Ball gespielt wurde, muss der Spieler den ursprünglichen oder einen anderen Ball an die ursprüngliche Stelle zurücklegen.“ Moore platzierte seinen ursprünglichen Ball, der zwischenzeitlich schon auf dem Grün gelegen war, an der nächstgelegenen Stelle und fand eine saubere Lage vor. Auf seiner Karte landete ein Par. Ganz ohne schlechtes Gewissen ging der US-Amerikaner aus der Aktion aber sicherlich nicht heraus.

Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:


Das wäre mir auch passiert. Natürlich nicht auf der Tour, sondern „nur“ im Club, aber ärgerlich genug ist es. Wenn man weiß, wer welche Bälle spielt, schaut man bei einem Ball auf dem Fairway weniger genau hin als im Rough. Hat man als einziger einen Ball mit einer Nummer „2“, hat man das Fairway getroffen und liegt dort ein Ball mit einer „2“, kommt man nicht auf die Idee, es könne ein fremder Ball sein.

Wie sehr hätte sich Justin Rose wohl gewünscht, im Rough zu liegen, so dass er seinen Ball dort automatisch sorgfältiger identifiziert hätte und nach seinen individuellen Kennzeichnungen auf dem Ball gesucht hätte. Aber so war der Fehler vorprogrammiert, und wir haben einen der seltenen Fälle, bei denen ein Spieler eine Strafe erhält, obwohl er an der Situation keine Schuld trägt, außer dass er als gegeben angenommen hat, was er vom letzten Loch her noch sicher wusste (dass nur er einen Ball mit der Nummer „2“ hatte).

Wir können gespannt darauf sein, ob wir hier das Entstehen einer neuen „Klarstellung zu den Golfregeln“ erlebt haben, denn in vergleichbaren Fällen wurde in der Vergangenheit auch die Regeln angepasst, um solche Extremfälle zu vermeiden. 

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