Regelfest

Die Wasserwaage: Eine komplizierte Angelegenheit


4. Dezember 2023 , Daniel Dillenburg


Eine Grauzone oder klar geregelt? Die Verwendung der Wasserwaage.
Eine Grauzone oder klar geregelt? Die Verwendung der Wasserwaage. | © Ross Kinnaird/Getty Images

Die Vorbereitung auf ein Turnier ist das A und O. Doch dabei gilt es gewisse Dinge zu beachten - vor allem beim Verwenden einer Wasserwaage. Dies muss auch Collin Morikawa erfahren, der bei der Hero World Challenge bestraft wird.

Es war ein ordentlicher Stimmungsdämpfer vor der Finalrunde der Hero World Challenge auf den Bahamas. Beim Comeback-Event des Turniergastgebers Tiger Woods spielte Collin Morikawa vorne mit, nur um kurz vor seiner Abschlagzeit zu erfahren, dass er nachträglich zwei Strafschläge kassiert hat. Der Grund: An Loch vier seiner dritten Runde verstießen er und sein Caddie gegen eine Musterplatzregel.

Laut PGA-Tour-Chief Referee Stephen Cox benutzte Morikawas Caddie Jonathan Jakovac eine Wasserwaage auf dem Übungsgrün, um die Neigung der Oberfläche zu berechnen. Diese Formel wurde dann in Morikawas Yardage Book eingetragen und auf dem vierten Grün verwendet. Damit lag ein Verstoß gegen Musterplatzregel G-11 vor, der mit zwei Strafschlägen geahndet wird. „Es geht um die Verwendung dieser handschriftlichen Notiz“, sagte Cox. „Weil er sie zur Bewertung des Putts während seiner dritten Runde benutzt hat, wurde er mit zwei Schlägen bestraft.“

Traditionelle Methoden sollen geschützt werden

Glücklicherweise sei es das einzige Mal gewesen, dass der Spieler oder der Caddie auf diese Informationen zugegriffen habe. Auf dieser Grundlage blieb der Verstoß bei zwei Schlägen. Cox wurde am Samstagabend von Matt Fitzpatrick, Morikawas Mitspieler in der dritten Runde, über den möglichen Verstoß informiert. Daraufhin traf sich der Chief Referee am Sonntagmorgen mit Jakovac, der bestätigte, dass die Verwendung der Formel nur am vierten Loch der dritten Runde stattfand. Morikawa wurde laut Cox zehn bis 15 Minuten vor seiner Abschlagszeit über den Verstoß informiert.

Es sei eine „komplizierte Angelegenheit“, so Cox weiter. „Wir respektieren die traditionellen Methoden der Leute, die Notizen in ihrem Yardage Book haben wollen. Das ist etwas, das seit vielen Jahren praktiziert wird. Und als wir diese Model Local Rule entworfen haben, wollten wir das natürlich schützen. Manche Spieler und Caddies machen sich mehr Notizen als andere. Wir haben sehr genau darauf geachtet, dass diese handschriftlichen Notizen mit traditionellen Methoden erstellt werden, um die grundlegende Fähigkeit des Grünlesens in unserem Sport zu schützen.“

Wenn der Caddie also mit traditionellen Methoden, beispielsweise mit seinen Füßen oder anderen Mitteln (die Wasserwaage gehört nicht dazu), die prozentuale Neigung des Übungsgrüns geschätzt hätte, wäre diese Tabelle oder Formel in Ordnung gewesen. Cox fügte hinzu, dass Morikawa grundsätzlich auch die Wasserwaage benutzen darf, um die Neigung des Übungsgrüns zu berechnen und sich die Formel einzuprägen. Es kam jedoch zu einem Verstoß, weil die Formel in sein Yardage Book geschrieben und anschließend verwendet wurde.


Morikawa war natürlich frustriert, aber dennoch einsichtig: „Wir haben den Fehler gemacht. Unserem Verständnis nach war es in Ordnung, eine Wasserwaage auf dem Übungsgrün zu benutzen und zu sehen, wie die Putts brechen, und das aufzuschreiben. Offensichtlich ist das nicht der Fall. Stephen [Cox] sagte heute Morgen zu JJ [Caddie Jonathan Jakovac], dass das alles eine Grauzone sei. Warum gibt es Grauzonen? Es sollte doch keine Grauzonen in den Regeln geben, oder? Dafür sind Regeln doch da.“

Etwas sauer stieß Morikawa die Art und Weise auf, wie ihm die Nachricht übermittelt wurde: „Ich war ein bisschen sauer auf Stephen [Cox]. Er sagte uns, wir sollten ihn in der Umkleidekabine treffen. Ich habe dort etwa fünf Minuten gewartet und er ist nicht aufgetaucht, und das mitten in meinem Aufwärmtraining. Wenn du mir schon Neuigkeiten erzählst, solltest du auch pünktlich erscheinen.“ Morikawa schien die bittere Nachricht recht schnell verdrängt zu haben und schloss das Turnier dank einer 68 (-4) auf Rang sieben ab.  

Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:


Hier geraten wir in einen Bereich, in dem es tatsächlich etwas kompliziert wird: Da macht ein Spieler etwas Erlaubtes auf dem Übungsgrün, notiert sich das, und wenn er dann auf der Runde seine Notizen verwendet, ist es falsch.

Die Musterplatzregel G-11 besagt dazu, dass ein Spieler in den offiziellen Yardage Books nur etwas notieren darf, was er „beobachtet” hat oder beim Spiel „gefühlt” hat. Diese beiden Worte beschreiben kein Ergebnis eines Messverfahrens, wie es hier zwar erlaubterweise stattgefunden hat, aber nicht im Yardage Book hätte notiert werden dürfen. Auswendig lernen wäre wiederum erlaubt gewesen.

Wie gut, dass wir in unseren Turnieren nichts mit dieser Platzregel zu tun haben. Es ist schon schwer genug, den Ball richtig zu treffen.

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