Regelfest

Aus provisorisch wird endgültig


8. November 2023 , Daniel Dillenburg


Der falsche Einsatz eines zweiten Balls kann zur Disqualifikation führen.
Der falsche Einsatz eines zweiten Balls kann zur Disqualifikation führen. | © Comstock

Beim Einsatz eines provisorischen Balls sind gewisse Regeln zu beachten. Dass diese selbst im Profibereich nicht allen klar sind, zeigt der Fall bei einer Q-School – mit drastischen Folgen.

Wann darf ein provisorischer Ball gespielt werden und wann nicht? Diese Frage konnte offensichtlich auch der frühere Top-College-Golfer Gavin Hall nicht beantworten. Bei der Q-School für die Korn Ferry Tour 2022 war für ihn nach einer Runde Schluss, weil er den falschen Ball weiterspielte und daraufhin disqualifiziert wurde. Was war passiert?

Die entscheidende Szene spielte sich an Bahn sechs des Plantation Preserve Golf Clubs in Florida ab. Hall haute seinen Abschlag auf dem Par 4, Dogleg links, in Richtung Wasserhindernis auf der linken Seite. Alle Beteiligten in der Gruppe – drei Spieler mit Caddies - sahen den Ball im Wasser landen, woraufhin Hall zu einem neuen Ball griff und einen zweiten Drive hinterherhaute. Mit dieser Aktion erklärte er seinen ersten Abschlag - offensichtlich unwissentlich - für im Wasserhindernis verloren. Heißt: Selbst wenn Hall seinen ersten Abschlag gefunden hätte, hätte er seinen zweiten Ball spielen müssen.

Denn: Laut Regel 18.3 (a) hätte Hall in diesem Fall keinen provisorischen Ball spielen dürfen: „Ist sich der Spieler bewusst, dass der einzig denkbare Ort, an dem der ursprüngliche Ball verloren sein könnte, innerhalb einer Penalty Area liegt, ist ein provisorischer Ball nicht zulässig, und ein Ball, der von der Stelle des vorherigen Schlags gespielt wird, wird mit Strafe von Schlag und Distanzverlust (siehe Regel 18.1) zum Ball im Spiel des Spielers.“

Verhängnisvoller Fehler

Nachdem Hall seinen zweiten Abschlag sicher auf der Spielbahn unterbracht hatte, machte er sich auf den Weg zu seinem ersten Drive. Und tatsächlich landete der erste Abschlag doch noch am Rand der Penalty Area und war spielbar. In der Annahme, dass sein zweiter Abschlag lediglich provisorisch war, spielte Hall seinen ersten Ball weiter. Den zweiten Ball hob er wieder auf. Hall dachte, er hätte das Par gerettet, offiziell spielte er das Loch aber mit dem falschen Ball zu Ende. Doch trotz dieser Verkettung an Regelverstößen war er zu diesem Zeitpunkt noch nicht disqualifiziert. Hall hatte noch die Möglichkeit, seinen Fehler zu berichtigen, jedoch wies ihn weder sein Caddie noch einer der Mitspieler beziehungsweise deren Caddies auf den Regelverstoß hin – vermutlich auch, weil sie sich selbst nicht sicher waren.

Da Hall den falschen Ball weiterspielte, galt das Loch nicht als beendet. In Regel 3.3c heißt es: „Ein Spieler muss an jedem Loch einer Runde einlochen. Locht ein Spieler an einem Loch nicht ein, muss der Spieler diesen Fehler berichtigen, bevor er das nächste Loch beginnt oder am letzten Loch der Runde, bevor er die Scorekarte einreicht.“ In dem Moment also, als Hall seinen Abschlag auf Bahn sieben ausführte, war die Disqualifikation besiegelt. Gewusst hat er von seinem Schicksal da aber noch nichts. Immerhin dachte er, sein Vorgehen wäre regelkonform gewesen.

Doch ein Caddie aus der Gruppe war stutzig. Schon auf dem Weg zum siebten Abschlag soll er leise Zweifel geäußert haben. Hall jedoch habe nichts davon mitbekommen und munter weitergespielt. Nach der Runde griff der zweifelnde Caddie zum Hörer und meldete den Vorfall der Spielleitung. Dieser blieb nach der Schilderung des Falls keine andere Wahl als Hall nachträglich zu disqualifizieren. Die Q-School war damit für ihn beendet – und zwar endgültig.

Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:


Da ist viel schief gegangen. An mangelnder Erfahrung sollte es bei Spielern nicht liegen, die bis zur Qualifying School kommen, aber der Druck, dort gut genug zu spielen, um sich für die Tour zu qualifizieren, ist die Ursache dafür, dass manchmal die einfachsten Dinge nicht beachtet werden.

Bei Ansicht des Lochs im Internet wird klar, dass ein Ball, der nicht gefunden wird, nur in der Penalty Area verloren sein kann. Ohne die Möglichkeit, dass er auch woanders sein kann, darf kein provisorischer Ball gespielt werden. Wird dennoch ein zweiter Ball von der Stelle des vorherigen Schlags gespielt, ist dies der neue Ball im Spiel und der Spieler liegt damit "3". Die ursprüngliche Ball ist nicht mehr im Spiel und damit ein "falscher Ball".

Nicht umsonst ruft mancher Spieler lieber einmal zu oft einen Referee, um keinen dummen Fehler zu begehen.
 

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