Regelfest

Die Letzten können die Ersten sein


30. September 2023 , Daniel Dillenburg


Waren gemeinsam beim Ryder Cup in Rom im Einsatz: Rory McIlroy und Matthew Fitzpatrick.
Waren gemeinsam beim Ryder Cup in Rom im Einsatz: Rory McIlroy und Matthew Fitzpatrick. | © Keyur Khamar/PGA TOUR via Getty Images

Matt Fitzpatrick puttet beim Ryder Cup in seinem Fourball-Match als erster, obwohl er am nächsten zum Loch liegt. Ein taktischer Kniff, der den Gegner unter Druck setzen kann.

Derjenige, der am weitesten vom Loch entfernt ist, puttet zuerst. Dies gilt auch im Matchplay, oder? Warum durfte in der Fourball-Session am ersten Tag des Ryder Cups in Rom Matt Fitzpatrick als erster putten, obwohl er von allen vier Spielern am nächsten zum Loch lag? Der Engländer und sein Teampartner Rory McIlroy machten sich in diesem Fall eine Regel zunutze, die einem einen taktischen Kniff erlaubt. In Regel 23.6 heißt es:

„Partner können in der Reihenfolge spielen, die die Partei für die beste hält. Ist ein Spieler an der Reihe, nach Regel 6.4a (Lochspiel) oder 6.4b (Zählspiel) zu spielen, bedeutet dies, dass entweder der Spieler oder sein Partner als nächster spielen darf.“

Mentale Spielerei

In diesem Fall durfte Fitzpatrick putten, weil sein Partner McIlroy am weitesten von allen vier Spielern vom Loch entfernt lag. Häufig bekam man diese Konstellation jedoch nicht zu sehen. Bei den Europäern diente diese Entscheidung aber einem taktischen Mittel: Druck aufbauen.

McIlroy hatte keine gute Chance, seinen langen Putt zu machen. Danach wären die beiden US-Amerikaner, Collin Morikawa und Xander Schauffele, an der Reihe gewesen. Schauffeles Ball lag innerhalb von zwei Metern, was bedeutete, dass er eine gute Chance hatte, seinen Putt zu machen und damit Fitzpatrick unter Druck zu setzen. Aber indem Fitzpatrick mit seinem kurzen Putt aus gut einem Meter vorlegte, waren plötzlich Morikawa und vor allem Schauffele unter Zugzwang.

„Die mentale Spielerei zwischen den beiden Seiten ist hier sehr offensichtlich“, hieß es in der TV-Übertragung. Analyst Paul Azinger bezeichnete den Kniff als exzellente Strategie. Von Erfolg war sie jedoch nicht gekrönt. Morikawa verschob seinen Putt zwar, aber Schauffele lochte seinen, um das Loch zu teilen. Ein Versuch war es wert.

Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Auf diesem Level wird ein Spieler sich eher nicht nervös machen lassen, vor allem wenn die gegnerische Partei noch zwei Chancen hat, auch einzulochen.

Im Normalfall geht es bei dieser Taktik jedoch darum, dass sich die Partei mit dem kurzen Putt das Par sichert, damit der andere Spieler der Partei ohne Sorge, wo sein Putt endet, das Birdie attackieren kann.

 

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