Der Zauber von Augusta: Elf magische Masters-Momente

1960: Eines der ersten Masters-Turniere, das in den USA landesweit im Fernsehen übertragen wird, entwickelt sich am Ende zu einem Krimi. Arnold Palmer scheint den Titel bereits verloren zu haben, als er auf den letzten beiden Bahnen seinem Kontrahenten Ken Venturi doch noch den Sieg entreißt. Palmer entfacht eine Riesen-Euphorie – einer seiner spektakulärsten Triumphe ebnet dem Golfsport seinen medialen Aufstieg.  

1978: Gary Player, zweifacher Masters- und achtfacher Major-Champion startet im Alter von 42 Jahren und mit sieben Schlägen Rückstand auf die Spitze auf die letzte Runde von Augusta. Die finalen neun Bahnen werden sein Meisterwerk. Player zaubert eine 30 auf die Scorekarte, spielt sieben Birdies auf den letzten zehn Löchern und schafft das, was ihm kaum einer zugetraut hatte: Er gewinnt zum dritten Mal das grüne Sakko – und seinen letzten großen Titel. 

2004: Nach drei dritten Plätzen in Folge erfüllt sich für Phil Mickelson der Traum vom Sieg in Augusta. Die Back-Nine auf der letzten Runde sind unvergessen – 31 Schläge. Auf der 18 gelingt ihm ein sensationeller Birdie-Putt. So sichert er sich mit einem Schlag Vorsprung den Titel. 2006 und 2010 sollen noch zwei weitere Siege in Augusta folgen. 

2005: Tiger Woods steuert auf seinen vierten Augusta-Triumph zu, hat am 16. Loch auf der letzten Bahn einen Schlag Vorsprung. Doch dann wird es plötzlich doch noch dramatisch: Auf dem Par 3 misslingt ihm der Abschlag, der viel zu weit über das gesamte Grün rollt und direkt an der Kante zum höheren Gras liegenbleibt. Die Nahaufnahme des Balls geht um die Welt – und wird später sogar zu einem Werbespot. Woods spielt auf den letzten beiden Löchern jeweils ein Bogey und sichert sich im Playoff doch noch den Titel. 

1995: Ein Sieg wie aus einem Hollywood-Drehbuch. Wenige Tage vor dem Masters muss Ben Crenshaw seinen langjährigen Trainer Harvey Penick zu Grabe tragen, der im Alter von nur 43 Jahren verstorben war. Kaum einer rechnet deshalb mit dem Amerikaner, der in 24 Jahren 18-mal unter den besten 25 von Augusta landete. Am Ende gewinnt er das Turnier mit einem Schlag Vorsprung. In den 20 Jahren danach ist der 47. Platz aus dem Jahr 2006 sein bestes Resultat – 17-mal scheitert er am Cut. 

1993: Am Freitag droht das Masters noch in Regen zu ertrinken, die zweite Runde kann erst am Samstag beendet werden. Da schiebt sich Bernhard Langer bereits auf den zweiten Platz vor, nur noch einen Schlag hinter US-Profi Jeff Maggert. Die dritte Runde wird zum Grundstein für Langers zweiten Masters-Coup: Mit insgesamt -9 übernimmt er die Führung vor dem Finaltag. Da wird es noch einmal spannend, bis Langer an der 13 ein unvergessenes Eagle glückt. Am Ende sichert er sich mit vier Schlägen Vorsprung auf Chip Beck seinen zweiten Major-Sieg.

1975: Zum ersten Mal läuft das Masters bei vielen Fans im Farbfernsehen. Es wird zum Klassiker. Jack Nicklaus gewinnt sein fünftes grünes Sakko, nachdem er Tom Weiskopf und Johnny Miller im Stechen bezwingt. Sein Birdie-Putt an der 16 gilt als einer der denkwürdigsten Schläge in der Golfhistorie. Nicklaus läuft danach jubelnd über das Grün. Übrigens: Neun Monate später wurde Tiger Woods geboren ... 

2019: Tiger Woods war oft der Favorit in seiner von Rekorden durchzogenen Laufbahn – nicht aber in diesem Jahr. Er gilt als Auslaufmodell. Als einer, der den besten Zeitpunkt für den Rücktritt nach kaum noch zählbaren Verletzungen und Eskapaden längst verpasst hat. Doch der 43-Jährige überrascht alle – nur sich selbst wohl nicht. Runde für Runde steigert er seine Leistung, liegt zur Halbzeit nur einen Schlag hinter dem Führenden. Auf die letzte Runde geht er mit zwei Schlägen Rückstand auf Francesco Molinari. Immer wieder wechselt die Führung. An Bahn 15 verzieht Molinari seinen Abschlag in die Bäume, Woods übernimmt mit einem Birdie die Spitze. Unvergessen dann das Ende: Woods locht aus wenigen Zentimetern zum Titel ein. Ballt kurz die Faust. Und reißt dann die Arme in die Luft. Die Zuschauer toben. Masters-Sieg Nummer fünf, Major-Titel Nummer 15. 

1986: Für viele ist es der größte Moment der Turniergeschichte – wir in Deutschland sehen das anders, aber dazu gleich mehr. Jack Nicklaus ist 46 Jahre alt und hat seit sechs Jahren keinen Major-Sieg errungen, als er all seine Kritiker schockiert und auf den finalen zehn Bahnen des Turniers sechs Birdies und einen Eagle fabriziert. So zieht er an allen Kontrahenten vorbei, an Greg Norman, Tom Kite, Seve Ballesteros und Tom Watson. Es ist sein letzter Major-Sieg – und vielleicht sein größter.

1985: Ein Moment für die Ewigkeit – und natürlich die Nummer eins in dieser Liste. Am 14. April gewinnt Bernhard Langer zum ersten Mal das Maters in Augusta. Zwei Schläge Vorsprung hat er am Ende auf Seve Ballesteros, Raymond Floyd und Curtis Strange. Langer, 27, rote Hose, rotes Shirt, spielt am Finaltag vier Birdies auf den letzten sieben Bahnen. Der Jubel nach seinem letzten Putt ist legendär. In Deutschland löst er einen Urknall aus – Golf ist plötzlich in aller Munde. 40 Jahre später verabschiedet sich der einzige deutsche Masters-Champion endgültig aus Augusta ...