Team-WM Damen

Deutschland zur Halbzeit bei der Team-WM auf Platz zwei


25. August 2022 , Stefan Bluemer


Birdie für Celina Sattelkau (© DGV/stebl)
Birdie für Celina Sattelkau (© DGV/stebl)

Am Abend des zweiten Wettkampftages der World Amateur Team Championship (WATC) steht das deutsche Team weiterhin auf Platz zwei. Diesen teilen sich die Bundesadler mit Titelverteidiger USA. Schweden hat die Führung übernommen, liegt aber nur zwei Zähler vor den beiden Verfolgern. Erkenntnis des Tages: Geduld wird belohnt und das deutsche Team zeigt beeindruckende Leistungen.

Guyancourt/Frankreich – Nachdem Bundestrainer Stephan Morales mit seinen Mädels am ersten Tag auf dem Albatros Course von Le Golf National eine sehr frühe Startzeit hatte, ging es am zweiten Tag erst am Mittag auf den Red Course von Saint-Nom-la-Bretéche. Ein Platz mit komplett anderem Charakter, ganz anderen Anforderungen und Eindrücken.

Durch den Baumbestand der 1959 gebauten Anlage, die eine halbe Autostunde von Le Golf National westlich von Paris liegt, hat man hier immer wieder den optischen Eindruck, der Ball müsse durch eine relativ enge Schneise. Tatsächlich sind es aber die Grüns, die auf diesem Platz mit teils kaum sichtbaren Breaks den Unterschied machen. Hier müssen sowohl Richtung, wie auch Dosierung des Putts ganz exakt passen, um die Bälle ins Loch zu bringen und schon geringste Fehleinschätzungen führen zu Schlagverlusten.

Scores

Am zweiten Tag brachte Celina Sattelkau mit einer 70 (-2) den besten Score für Deutschland in die Wertung. Alexandra Försterling setzte ihre 71 (-1) daneben und auch Helen Briem war mit ihrer 72 (Even) ganz stark unterwegs.

Mit drei Birdies bei nur einem Bogey setzte die Spielerin des GC St. Leon-Rot ein Ausrufezeichen, nachdem sie gestern schon auf der Back Nine großartig zurückgekommen war. Celina Sattelkau verfügt über einige Erfahrung in Sachen Team-Events und hat bisher an vier Team-Europameisterschaften und einer European Young Masters teilgenommen.

Entsprechend reif war der Auftritt der 21-Jährigen auf dem hinreißenden Platz von Saint-Nom-La-Bretéche. Mit sehr solidem Spiel hielt die Spielerin, die mit sieben Jahren im GC Pfalz in Neustadt ihre Golfkarriere begonnen hat, ihre Bälle von kniffeligen Lagen meist sehr erfolgreich fern und kam insgesamt sehr gut mit den schwierigen Grüns zurecht.

Die Studentin der Vanderbilt University wird in Nashville/Tennessee voraussichtlich im Mai 2023 ihren Bachelor machen und im Herbst in den USA auch die Q-School spielen. Im Mai 2024 soll der Master folgen. Wegen der Pandemie gibt es das fünfte Jahr als Zuschlag. Danach, so der Plan, soll dann der Wechsel ins Profilager erfolgen.

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Aktuell steht aber die Team-WM ganz im Fokus der ehrgeizigen Athletin: „Ich kann eigentlich gar nicht so wirklich in Worte fassen, was mir die Teilnahme an der Team-WM bedeutet. Da ich im letzten Jahr mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, bin ich jetzt super dankbar und auch stolz, hier dabei zu sein und Deutschland repräsentieren zu dürfen. Da die WM ja auch nur alle zwei Jahre stattfindet, ist das Turnier echt oft ein „once in a life time“ Erlebnis.“

Da die nächste WM schon 2023 stattfinden wird, um zukünftig Olympischen Spielen aus dem Wege zu gehen, könnte es für das Talent aus dem Wolfpack von SLR aber doch noch eine zweite Chance geben. „Ich freue mich echt riesig auf diese Woche! Die WM ist ein richtiges Highlight in der Laufbahn eines jeden Spielers, der auf diesem Niveau spielt. Ich bin mir sicher, dass wir richtig viel Spaß gemeinsam haben werden und uns dadurch die besten Vorraussetzungen geben werden, um gut zu performen und natürlich Erinnerungen fürs Leben zu kreieren“, war die Einschätzung schon im Vorfeld komplett richtig, schaut man sich in diesen Tagen vor den Toren von Paris an, wie hervorragend die Mannschaft um Kapitänin Pia Gassner miteinander harmoniert und funktioniert.

Dankbar ist Celina Sattelkau auch den Trainern, die ihr den Weg auf das hohe Niveau bereitet haben. Während ihrer letzten Jahre in der Jugend waren dies vor allem Pascal Proske und Sebastian Rühl und danach Sebastian Buhl und Stephan Morales.

Starke Schwedinnen

Schweden ist in diesem Jahr mit einer ganz starken Mannschaft am Start. Ingrid Lindblad tritt als Zweitplatzierte im World Amateur Golf Ranking an und hat ebenso einen Sieg bei der German Girls Open in St. Leon-Rot in ihren Büchern wie Meja Örtengren. Die beiden waren es auch, die Schweden am zweiten Wettkampftag in den Morgenstunden an die Spitze des Klassements katapultiert haben. Nachdem die Skandinavierinnen am Vortag „Saint-Nom“ in Summe nur eins unter Par gespielt hatten, ging es in der Morgensonne auf Le Golf National direkt richtig tief. Zwischenzeitlich lag Ingrid Lindblad acht unter Par. Bis sie ins „Bermuda-Dreieick“ einbog. Die spektakulären Schlusslöcher des Albatros Course forderten auch von den starken Schwedinnen kräftig Tribut. Lindblad brachte eine immer noch starke 66 (-5) nach Hause, während Örtengren vor und nach den Abschlusslöchern „drei unter“ lag.
Mit insgesamt acht unter Par für den Tag drückt Schweden seinen Gesamtscore auf -9 und rangiert vor der dritten Runde zwei Zähler vor Deutschland und den USA.

Platz und Clubhaus

Der Platz ist wie in Le Golf National auch in Saint-Nom-La-Bretéche in phantastischem Zustand, wobei man die Dürre an allen Stellen sieht, die nicht künstlich bewässert sind. Der Boden ist an diesen Stellen staubig und knüppelhart, teils sogar tief aufgerissen, wie man es sonst nur aus Reportagen aus Dürregebieten in Afrika kennt. Die bewässerten Flächen sind eine halbe Autostunde westlich von Paris dafür fein und exakt gepflegt, wirken teils wie mit der Nagelschere geschnitten. Auf jeden Fall mit viel Sachverstand und Herzblut für diese Weltmeisterschaften hergerichtet. Dazu kommt noch ein herrschaftliches Clubhaus, in dem Tradition und Sportlichkeit fast schon von den Wänden schreien. Hinreißend!

Stimmen zum Tag

Celina Sattelkau, die auch am ersten Tag bis auf ein Doppelpaar schon sehr gut unterwegs war, freute sich, auf dem zweiten Platz eine so überzeugende Leistung abgerufen zu haben. „Der Platz war wirklich anders. Man musste seine Abschläge besser platzieren und die Grüns waren kniffeliger. Bei mir waren die Drives heute sehr gut. Auf den Löchern 14 und 18 habe ich zwei gute und wichtige Saves gemacht. Auf Loch zehn habe ich mein Hybrid auf einen Meter an den Stock gesetzt und auf Bahn sechs einen langen Putt zum Birdie gelocht“, beschrieb die SLR-Athletin die Highlights ihrer Runde.

Das Zwischenfazit nach zwei von vier Runden fällt überaus positiv aus: „Wir haben hier ein gutes Team. Ich bin stolz auf die anderen Mädels. Ich glaube daran, dass wir in den beiden folgenden Tagen noch einiges ausrichten können. Wir werden fokussiert bleiben. Immer daran glauben und daran denken, die Schläge richtige zu platzieren. Ich freue mich auf die weitere Tage.“

Auch für Alexandra Försterling war die Umstellung auf den so ganz anders zu spielenden Platz eine Herausforderung: „Man musste sich komplett umstellen. Das ist ein ganz anderer Platz mit viel mehr Bäumen. Mein Scoring war heute ganz gut. Ich habe es gut zusammen gehalten und hier und da auch mal etwas gerettet. Mein Highlight des Tages war mein dritter Schlag auf Loch sieben. Ich lag direkt hinter einem Baum, habe diesen umspielt und den Ball auf zwei Meter an den Stock gelegt. Ich habe jetzt Lust auf mehr und bin gespannt, was die beiden nächsten Tage noch bringen.“

Die Jüngste im Team hat auch am zweiten Tag ein Eagle auf die Karte gebracht und mit ihrem Abschlag einen der vielen Spotter, die an den Bahnen verteilt sind, ins Staunen versetzt. „Meine Highlights waren heute der Eagle aus 220 Metern und der Schlag über Bahn 15 auf das Grün von Loch fünf“, freute Helen Briem sich über dieses ungewöhnlich erspielte Birdie.
„Diese WM ist ein Mega-Turnier. Zwei so gute Plätze auf denen man soviel lernen kann. Alles ist super organisiert und es macht einfach nur Spaß, hier zu spielen. Meine Drives waren heute wieder sehr stabil. Beim Einschätzen von Wind und Grüns habe ich mich etwas schwer getan“, fällt das Zwischenfazit insgesamt sehr positiv aus.

Bundestrainer Stephan Morales war am Abend nach der zweiten Runde mehr als zufrieden: „Ich bin mit dem Halbzeitergebnis sehr glücklich. Wir haben heute die gute Leistung von gestern bestätigt. Das ist ein tolles Erlebnis, morgen mit Schweden und den USA im Schlussflight zu spielen. Wir nehmen dieses Erlebnis an und wollen bis zum Schluss um den Sieg mitspielen. Das haben wir uns vorgenommen.“

Startzeiten Runde drei

Am dritten Tag geht es am Freitag für das deutsche Team in den letzten Flights auf die Runde. Von Tee 1 auf Le Golf National geht Celina Sattelkau um 13.01 Uhr gemeinsam mit Rachel Heck (USA) und Louise Rydqvist raus. Um 13.12 Uhr hat Helen Briem mit Rose Zhang (USA) und Ingrid Lindblad (Schweden) die Nummern eins und zwei der aktuellen Weltrangliste im Flight. Um 13.23 Uhr hat Alexandra Försterling dann die Ehre, mit Rachel Kuehn (USA) und Meja Örtengren (Schweden) den Tag abzuschließen. Mehr geht eigentlichen nicht mehr und so ist die Vorfreude im deutschen Team riesig.

Die Finalrunde wird am Samstag von den führenden Teams auf Saint-Nom-La-Bretéche absolviert.

Stand nach Runde 2
1. Schweden -9
T2 Deutschland -7
T2. USA -7
4. Japan -5
5. Chinese Taipei -4

 

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