Links pur
Nairn/Schottland – Ein hochkarätiges Teilnehmerfeld spielt noch bis am Sonntag im Nairn Golf Club um den Titel der 122. Women’s Amateur Championship. Das Wetter war im hohen Norden Schottlands am ersten Tag freundlich. Untypisch wenig Wind und frühsommerliche Wärme ließen am Ufer des Moray Firth die Gedanken wandern, zumal dieser Fjord als einer der besten Plätze der Insel gilt, um Wale zu beobachten.
Beste Spielerin des ersten Wettkampftages war die Dänin Marie Madsen. Die 20-Jährige lag nach zwölf Löchern bogeyfrei bei sieben unter Par. Ausgerechnet auf der 13 kassierte Madsen ihr erstes Bogey und konnte danach kein weiteres Birdie mehr unterbringen. Mit 66 (-6) Schlägen führt die Athletin, die innerhalb weniger Wochen zwei Turniere der 1. Division im US-Collegegolf gewonnen hat, das Feld an.
Durchwachsen
Die Zwischenbilanz nach dem ersten Wettkampftag ist aus deutscher Sicht noch durchwachsen. Am besten liegen zwei Athletinnen aus St. Leon-Rot: Charlotte Back und Grace Vetter haben jeweils 74 (+2) Schläge gebraucht und teilen sich den 41. Platz. Back hatte drei Bogeys mit drei Birdies ausgeglichen. Nur das Doppelbogey auf Loch 9 war zu viel.
„Der Platz macht mega Spaß und ist taktisch an der einen oder anderen Bahn anspruchsvoll. Es sind viele Bunker in der Landezone platziert, aber das macht die Entscheidung spannend, ob man das Risiko eingeht oder doch lieber vorlegt. In meinem Spiel war heute alles in einem soliden Bereich. Der Putter kann – wie immer – etwas heißer werden, aber das kann sich ja auch im Laufe des Turniers noch entwickeln“, blickt die Kurpfälzerin zuversichtlich auf die kommenden Tage.
Clubkameradin Grace Vetter brachte insgesamt vier Birdies unter und lag nach 16 Löchern noch unter Par, kassierte auf der 17 aber ihren vierten Bogey und fiel mit einem Doppelbogey auf der letzten Bahn des Tages noch einige Plätze zurück.
Auch die dritte Deutsche, die vor der zweiten Runde über der Cutlinie steht, trägt in der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf das Shirt des GC St. Leon-Rot: Europameisterin Paula Schulz-Hanßen hatte mit drei Bogeys auf den ersten fünf Löchern keinen guten Start ins Turnier, stabilisierte sich dann aber und legte jeweils noch zwei Birdies und Bogeys zur 75 (+3) nach. Dies reicht zunächst für Rang 58. 2024 hatte „PSH“ das Viertelfinale erreicht.
Starkes Feld
Nachdem die US-Amerikanerin Melanie Green im vergangenen Jahr in Portmarnock über die Schottin Lorna McClymont triumphierte, haben sich eine Reihe führender amerikanischer Spielerinnen auf den Weg zu dem malerischen Ort im Norden Schottlands gemacht, um in die Fußstapfen ihrer Landsmännin zu treten. Green selbst ist inzwischen ins Profilager gewechselt.
Spielerinnen aus 30 verschiedenen Ländern sind vertreten, darunter Australien, Barbados, China, Indien, Mexiko und Südafrika.
Die im World Amateur Golf Ranking bestplatzierte Europäerin im Feld ist die Spanierin Paula Martin, die aktuell auf Platz neun rangiert.
Louise Landgraf aus Frankreich hofft nach ihrem Sieg bei der R&A Girls' U16 Amateur Championship im Jahr 2024 auf einen weiteren Erfolg.
Wie immer: Tradition auf Schritt und Tritt
Die R&A Women’s Amateur Championship ist einer der ganz großen Höhepunkte im internationalen Turnierkalender. Seit 1893 lockt diese Meisterschaft jedes Jahr ein erlesenes, internationales Teilnehmerfeld an. Die Liste früherer Siegerinnen ist beeindruckend und mit großen Namen gefüllt, darunter auch die Major-Siegerinnen Georgia Hall und Anna Nordqvist.
Die Motivation ist für alle Spitzenathletinnen hoch, dieses Turnier zu gewinnen, denn der Siegerin öffnet sich die Tür zur ganz großen Weltbühne des Golfsports. Die Teilnahme an den AIG Women’s Open in Royal Porthcawl vom 31. Juli bis 3. August, den US Women’s Open, der Amundi Evian Championship ist sicher. Zudem darf die Siegerin sich auf eine Einladung zum Augusta National Women’s Amateur freuen und wird auch bei einem noch nicht festgelegten Turnier der Ladies’ European Tour starten dürfen.
Deutsche Erfolge
Über 100 Jahre konnte keine Deutsche dieses prestigeträchtige Turnier gewinnen. 2018 war es Leonie Harm, die als erster Bundesadler eine Gravur auf dem Pokal bekam. Schon zwei Jahre später folgte Aline Krauter. Beide sind inzwischen auf LET und LPGA Tour unterwegs. 2023 hatte Chiara Horder ihren ganz großen Auftritt und holte sich den Titel. Der Start in die 2025er Auflage war für die Bayerin, die seit dieser Saison ebenfalls für den GC St. Leon-Rot spielt, mit einer birdiefreien 79 (+7) nicht optimal verlaufen.
Der Austragungsort
Der 1887 von Robert B. Finlay errichtete Platz in Nairn wird immer wieder als einer der führenden Plätze im Vereinigten Königreich genannt. Old Tom Morris, der „Grand Old Man of Golf“, überarbeitete den Platz schon 1890 und verlängerte ihn nach Westen. Zwanzig Jahre später hatte der fünfmalige Open Champion James Braid, der hier 1901 mit 69 Schlägen als erster die 70er-Marke durchbrach, den größten Einfluss auf das Layout des Championship Course, indem er die Abschläge und Bunker veränderte und neue Grüns von fast schon graziler Feinheit schuf.
Im Jahr 2018 hat der Club ein großes Renovierungsprojekt des Championship Course von den renommierten Architekten Mackenzie und Ebert durchführen lassen.
Der Club hat in den vergangenen Jahren eine Reihe von großen Amateurgolfturnieren veranstaltet und ist einer von nur neun Gastgebern, die den Walker Cup, den Curtis Cup, die Amateur Championship und die Women’s Amateur Championship ausgetragen haben.
Ergebnis nach Runde 1:
T41 Charlotte Back +2
T41 Grace Vetter +2
T58 Paula Schulz-Hanßen +3
T75 Christin Eisenbeiß +4
T92 Uma Bergner +5
T120 Chiara Horder +7
T125 Stella Jelinek +8
T141 Marie-Agnes Fischer +12