Natur

Golf braucht das „grabende Tier“


3. März 2024 , Petra Himmel


World Wildlife Day: 3. März
World Wildlife Day: 3. März | © P. Himmel

Der Golfer kann nicht ohne Tiere. Und die Rede ist an dieser Stelle nicht von der Frage, ob die Mitnahme des eigenen Hundes auf dem Golfplatz nun gestattet ist oder nicht.

Nein, wir sprechen an dieser Stelle, von all‘ jenem Getier, das eine Runde Golf so speziell, individuell, unberechenbar und manchmal kontrovers macht, wie sie eben nur sein kann, weil Tiere im Spiel sind. Wir denken an dieser Stelle zum Beispiel an die immer wieder aufflammende Diskussion mancher Golfer, die im Turnierstress die Ameise zum „grabenden Tier“ laut Regel 16 erheben wollen und an irgendeiner Stelle des Platzes, die für ihren Ball im Moment nicht besonders genehm ist auf Erleichterung hoffen. Das „grabende Tier“, egal wie gross, erscheint es dem Golfer oftmals als letzte Rettung. Dabei gilt für den ganzen Golfplatz, das gesamte Golferlebnis – es ist von Tieren geprägt.

Der Faktor Unberechenbarkeit

Dass es dabei oftmals um unspielbare Verhältnisse oder „Boden in Ausbesserung“ sorgt, ist die eher unerfreuliche Seite der Medaille. Krähen, Dachse, Wildschweine, die Larven aus dem Boden graben, gehören auch zum Wildlife, wie es im Englischen so schön heißt.  Auch das ist Teil dieses Spiels. So ist das eben, wenn man einen Sport in der freien Natur betreibt.

Alligatoren, die mit trägen Augen aus sumpfigen Gewässern der Plätze South Carolinas blicken, Kängeruhs, die ungerührt auf den Grüns Australiens sitzen – das sind Spielelemente, die für Unberechenbarkeit sorgen.  In den Golfregeln finden sich Anweisungen für vom Ball getroffene Tiere, für gefährliche Tiere und für sich nicht bewegende Tiere. In den Decisions zu den Regeln dieses Sports sind Tiere quasi fest verankert.

Gut 3.000 Rehe und Hirsche tummeln sich auf dem Gelände des Kopenhagen Golf Clubs und treiben jeden Greenkeeper zur Verzweiflung, weil sie in Gruppen durch die Bunker trampeln. Wer sie in Rudeln vorbeiziehen sieht, staunt darüber, wie selbstverständlich sie sich diesen Golfplatz zu eigen machen. Was ist wohl wichtiger: Der glatte Bunkersand oder der bleibende Eindruck dieser Herde?

Dazu kommt das Tierleben unter der Grasnarbe, innerhalb der Teiche, oben auf den Bäumen, zwischen den Gräsern und Blumen der Wiesen. Die Blüten blühen ohne die Bestäuber im nächsten Jahr nicht, die Bodenkultur braucht den Regenwurm, Fledermäuse jagen lästige Mücken, und, und, und. Selbst Major-Plätze wie Whistling Straits in Wisconsin nutzen Schafe, um das Gras in den Roughbereichen mager zu halten.

Weit mehr als optische Bereicherung

Golf ohne Tierleben ist unvorstellbar, eigentlich unmöglich, solange es auf natürlichen Flächen und in einer natürlichen Umgebung gespielt werden. Das Tierleben, oftmals nur wahrgenommen als nette optische Bereicherung ist eine notwendige Ergänzung. Oder sollten wir nicht viel besser über eine Bereicherung sprechen? Dass ab und an eine Möwe vorbeikommt und einen Ball mitnimmt, dass ein Biber den kleinen Bachlauf aufstaut und das Fairway deshalb unter Wasser steht – all‘ das sind Erlebnisse, die diesen Sport eben einmalig und jeden Tag anders machen.