Mental

Sechs Tipps für den Umgang mit Besserwissern, Schummlern & Co.


25. Januar 2024 , Felix Grewe


Ruhe bewahren: Wer zu lange diskutiert, verliert oft die Konzentration.
Ruhe bewahren: Wer zu lange diskutiert, verliert oft die Konzentration. | © golfsupport.nl/Jos Linckens

Manche Mitspieler entwickeln sich zu größeren Herausforderungen als das Spiel selbst. Wie Sie mit Besserwissern, Regelpäpsten, Trödlern und Schummlern zurechtkommen.

Konrad Adenauer soll einmal gesagt haben: „Du musst die Menschen so nehmen wie sie sind, denn andere gibt es nicht.“ Vielleicht sollte man den Satz in sämtlichen Clubhäusern an die Wände pinseln. Als Erinnerung daran, dass der Umgang mit schwierigen Mitspielern zum Spiel gehört wie das Ausbessern von Pitchmarken. Man hat’s gewiss nicht immer leicht mit anderen, schon gar nicht auf dem Golfplatz. Andererseits: Golf ist eine hervorragende Schule für das Leben. Wer lernt, auf einer Runde mit schwierigen Charakteren umzugehen, wird ihnen auch außerhalb des Clubs mit mehr Besonnenheit begegnen können. 

Frank Adamowicz kennt sich damit aus. Der PGA Golf Professional plaudert in einem unterhaltsamen Video auf dem Portal golfstun.de über die verschiedenen Spielertypen, die Sie in einem Flight begleiten können. Er spricht über die Besserwisser und Quatscher, die Regelpäpste und Trödler, die Schummler und Zauderer. Sein wichtigster Tipp, um mit den vielen verschiedenen Persönlichkeiten zurechtzukommen: Reden Sie mehr miteinander! „Entscheidend ist, wie man anderen etwas sagt“, meint Adamowicz. Und: Nehmen Sie die Dinge nicht zu ernst.  „Bei Profis, die um Geld spielen, geht es fairer, offener und locker zu als bei Amateuren.“ Sechs Typen – und sechs Tipps!

 

Der Besserwisser – Kennt Ihr Spiel genauer als Sie selbst

Kennen Sie den? Er belehrt sie vom ersten Abschlag bis zum letzten Putt und versichert Ihnen mit der Gewissheit eines Genies, genau zu wissen, was gut für Sie ist. Er sagt Ihnen, welchen Schläger er an Ihrer Stelle wählen würde, von welcher Seite der Wind bläst, warum Ihre Ausrichtung nicht korrekt ist und wie Sie das Grün anspielen sollen. Davon abgesehen, dass Belehrungen laut Regelwerk gar nicht erlaubt ist, hilft nur eines: klare Worte! Machen Sie Ihrem Besserwisser freundlich und bestimmt deutlich, dass Sie auf seine Ratschläge gern verzichten wollen. 

Der Quatscher – Spricht so viel, als würde man ihn für Worte bezahlen

Ähnlich wie der Besserwisser, nur thematisch noch breiter aufgestellt. Er faselt längst nicht nur über Golf, sondern auch über Gott und vor allem die Welt. Hauptsache keine Stille. Das kann anstrengend sein und die Konzentration stören. Manchmal ist doch gerade die Ruhe auf der Runde so wohltuend. Adamowicz: „Überlegen Sie, warum jemand so etwas macht. Manche Menschen wollen ihre Nervosität ablegen, indem sie viel reden. Denen ist aber oft gar nicht bewusst, dass sie andere damit ablenken.“ Deshalb helfen auch hier nur das ehrliche Feedback und die freundliche Bitte, Ihrem Wunsch nach ein paar Momenten der Stille nachzukommen. 

Der Regelpapst – Meint, das Regelwerk auswendig zu kennen 

Er bewegt sich oft am Rande der Unerträglichkeit. Gegen Regeltreue ist ja nichts einzuwenden, schwierig wird’s allerdings, wenn der selbsternannte Regelpapst gar nicht so sattelfest ist, wie er selbst glaubt. Dann sind Diskussionen oft unvermeidbar. Oder doch nicht? Frank Adamowicz rät: Spielen Sie im Zweifel einen zweiten Ball – einen nach Ihrer Regel und einen nach der Regel Ihres Zählers. Schreiben Sie beide Scores auf. Später im Clubhaus klären Sie mit der Wettspielleitung, welche Regelauslegung korrekt ist und welcher Ball gewertet wird. Ihr Vorteil: Sie reduzieren die Diskussionen mit dem Regelpapst, der im wahren Leben oft auch Erbsenzähler ist, sparen sich Stress und können sich schneller wieder auf das Spiel konzentrieren. 

Der Trödler – Schleicht über den Platz und zelebriert Probeschwünge

Der Trödler erfordert gerade von schnellen Spielern Besonnenheit. Allerdings: Wird der Abstand nach vorn länger als eine Bahn, drohen Strafschläge für langsames Spielen. Sie sollten das Schneckentempo Ihres Flightpartners also nicht immer klaglos akzeptieren. Die häufige Argumentation der Trödler: „Von hinten kommt doch niemand, also immer mit der Ruhe!“ Adamowicz kontert: „Das Tempo wird nicht hinten gemacht, sondern vorn!“ Ergo: Sie müssen Anschluss halten an den Flight vor Ihnen. Adamowicz rät wieder zu klaren Worten in der Gruppe. Zügiges Spielen einfordern! Im schlimmsten Fall, wenn die Aufforderung gar nicht hilft, muss die Spielleitung informiert werden. 

Der Schummler – Zählt völlig anders als alle anderen …

Eines vorweg: Nicht jede Unstimmigkeit über die Anzahl der Schläge beruht auf vorsätzlichem Betrug. Im Stress des Wettkampfs kann man sich auch unbeabsichtigt verzählt. Aber natürlich gibt es auch jene Spieler, die es darauf anlegen, sich so einen besseren Score zu erschummeln. Der richtige Umgang mit diesen Mitspielern? Fehlt die Einsicht und ist das falsche Zählen unstrittig, rät Adamowicz zur maximalen Konsequenz: Unterschreiben Sie nach der Runde die Scorekarte nicht! Die Runde Ihres Mitspielers kann dann nicht gewertet werden, er wird disqualifiziert. Ist zwar die Höchststrafe, bei boshaftem Schummeln aber gerechtfertigt. Wichtig für Sie: Diskutieren Sie zwischen den Bahnen nicht zu lange, damit Sie Ihre Fokussierung behalten. Auch wenn‘s mindestens so schwierig ist, wie mit der Zunge den Ellbogen zu berühren ...  

Der Zauderer – Meckert nach jedem Schlag und hadert mich sich und der Welt

Ihn gibt‘s in jedem Club und erstrecht fernab sämtlicher Golfplätze. Wie ein Abgesandter des Teufels flucht er über alles und jeden – das Wetter, den Platz, die Bälle. Das ganze Leben scheint sich gegen ihn verschworen zu haben. Das lässt er jeden Wissen, der sich nicht rechtzeitig ans andere Ende des Fairways absetzt. Denken Sie dran: Sie werden die Menschen nicht ändern. Deshalb überlegen Sie lieber, wie Sie einen möglichst stressfreien Umgang mit schwierigen Mitspielern finden – damit Ihre Freude am Spiel nicht unter dem Verhalten anderer leidet. „Sie kommen auf einer Runde nur zurecht, wenn Sie sich ein dickes Fell zulegen“, bestätigt Adamowicz. Lernen Sie deshalb, auszublenden, was nicht wirklich von Bedeutung ist und Sie in Ihrer Konzentration stört. Wer in der Lage ist, das Gezeter der Mitspieler zu überhören, tut sich leichter. Ist übrigens auch eine gute Schule für den Rest des Lebens. Schließlich lauern die Nörgler nicht nur auf dem Golfplatz ...

Ach so, eines dürfen Sie natürlich nicht vergessen: Die meisten Ihrer Mitspieler sind doch zum Glück genauso freundlich und angenehm wie Sie selbst!

Im Video: Tipps für den Umgang mit Mitspielern